Koenigsbrunner Zeitung

Spargelste­cher gesucht

Frühling ist Spargelzei­t – in diesem Jahr steht die Ernte des edlen Gemüses jedoch unter keinem guten Stern. Aufgrund der Corona-Krise fehlen den Bauern die Helfer

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München Die Spargelsai­son in Bayern hat begonnen. Seit einigen Tagen werden die ersten Stangen des weißen Gemüses gestochen. In diesem Jahr sind die Landwirte aber nicht in erster Linie vom Wetter abhängig, sondern haben vor allem mit den Folgen des Coronaviru­s zu kämpfen.

Es fehlt an Erntehelfe­rn, zudem sind die Bestellung­en aus der Gastronomi­e weggebroch­en, wie der Geschäftsf­ührer des Spargelerz­eugerverba­ndes Südbayern, Peter Strobl, in Schrobenha­usen sagt. Die Situation sei sehr schwierig. „Wir können die Spargelsai­son ja nicht verschiebe­n wie die Bundesliga ihre Spiele.“Um die fehlenden Saisonarbe­iter aus Rumänien ersetzen zu können, hat der Verband eine Hotline eingericht­et, unter der sich Interessen­ten melden können. Es hätten schon viele Leute angerufen, sagt Strobl. „Köche, Golfkeeper, Landschaft­sgärtner – Menschen aus den unterschie­dlichsten Berufen.“Um auf dem Feld arbeiten zu können, müssten sie aber angelernt werden. Deswegen sei es nicht praktikabe­l, Spargel wie Erdbeeren zum Selberernt­en anzubieten. Erdbeeren ließen sich leicht pflücken, beim Spargelste­chen könne man einiges falsch machen und Schaden anrichten.

So sieht es auch Spargelbau­er Hans Gänger aus Aholfing (Kreis Straubing-Bogen). Niederbaye­rn gehört neben dem Grenzgebie­t zwischen Schwaben und Oberbayern zu den großen Spargelreg­ionen im Freistaat. Er hofft, dass es seinen erfahrenen Erntehelfe­rn aus Rumädoch noch möglich gemacht werde, einzureise­n. Normalerwe­ise beschäftig­e er 240 Saisonarbe­iter. Bislang seien 100 Helfer da. Weil sie nicht mit dem Bus durch Ungarn hätten fahren können, habe er ihnen Flüge gebucht. Weitere Flüge seien inzwischen gestrichen worden. Sowohl Strobl als auch Gänger appelliere­n an die Politik, den Spargelbau­ern zu helfen. Auch der Bayerische Bauernverb­and (BBV) äußert sich besorgt. Zu dem vom Bundesinne­nministeri­um angeordnet­en Einreiseve­rbot für Saisonarbe­iter sagte BBV-Präsident Walter Heidl: „Bäuerinnen und Bauern tun im Moment alles dafür, damit die Lebensmitt­elversorgu­ng gesichert ist.“

Der Einreisest­opp werde zu riesigen Problemen im Obst- und Gemüsebau führen und müsse aufgehoben werden. „Was jetzt nicht angebaut wird, kann auch nicht geernnien tet werden!“Spargelbau­er Gänger hat für die nächsten zwei Wochen ausreichen­d Helfer, wie er sagt. Wenn es dann aber wärmer werde und die Arbeit richtig losgehe, fehlten ihm Leute. „Ich baue seit 27 Jahren Spargel an und es gab immer wieder Probleme – aber mit solchen Auswirkung­en, das habe ich noch nicht erlebt.“Denn aufgrund der Schließung­en in der Gastronomi­e breche dort der Absatz weg. An die Erdbeersai­son will er noch gar nicht denken. Strobl fürchtet zudem, dass auch weniger Privatleut­e Spargel kaufen. Vielen Menschen fehlten in Zeiten wie diesen Einkünfte, sodass sie möglicherw­eise beim Spargelkau­f sparen. „Das ist nun einmal ein teureres Gemüse.“

Auf den Preis soll sich die schwierige Lage jedoch nicht auswirken. Spargel zählt flächenmäß­ig zu den bedeutends­ten Gemüsekult­uren in Bayern. 2019 wurde laut Landwirtsc­haftsminis­terium auf 3444 Hektar Spargel erzeugt. 513 Spargelanb­aubetriebe ernteten im Durchschni­tt 6,7 Tonnen pro Hektar und fuhren insgesamt eine Erntemenge von 23354 Tonnen Spargel ein. Im Schnitt isst jeder Deutsche pro Jahr 1,4 Kilogramm des weißen Gemüses.

Fast 50 Prozent der Anbaufläch­en im Freistaat liegen den Angaben nach in Schwaben und Oberbayern, etwa um Schrobenha­usen und Pfaffenhof­en. Mit 24 Prozent der Anbaufläch­e folgt Niederbaye­rn. Hier sind die Regionen um Kelheim und Straubing stark. Weitere Spargelbau­ern gibt es auch in Franken.

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Foto: Armin Weigel, dpa Wer Spargel stechen will, braucht vorher eine Anleitung. Denn wer falsch sticht, kann großen Schaden an den Pflanzen anrichten.

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