Koenigsbrunner Zeitung

Wie Corona die Stichwahl beeinfluss­t

Die Pandemie bringt Besonderhe­iten für die Wahlhelfer am Sonntag mit sich

- VON CHRISTOF PAULUS

Neuburg/München Auf die Gewissheit werden Bernhard Gmehling und Gerhard Schoder noch warten müssen. Erst am Montag steht wahrschein­lich fest, wer in den kommenden sechs Jahren Oberbürger­meister in Neuburg sein wird. Der Grund: Die Wahlhelfer werden die Stimmzette­l, die nach 18 Uhr am Samstag in die städtische­n Briefkäste­n geworfen werden, am Sonntag nicht mehr auszählen. Amtsinhabe­r Gmehling von der CSU und Grünen-Kandidat Schoder hatten im ersten Durchgang die meisten Stimmen erhalten, jetzt gehen sie in die Stichwahl. Dass diese am Sonntag nicht komplett ausgezählt wird, liegt an einer Vorsichtsm­aßnahme der Stadt während der Corona-Pandemie.

Denn: In dem Speichel, mit dem viele Wähler ihre Wahlumschl­äge zukleben, könnte das Virus bis zu 24 Stunden lang auf Papier oder Karton nachgewies­en werden. Mit dieser Erklärung des Gesundheit­samtes in Neuburg begründet die Stadt ihr Vorgehen: „Das ist eine weitere Sicherheit­smaßnahme für unsere Wahlhelfer“, sagt Stadtsprec­her Bernhard Mahler. Wenige Kommunen gehen dabei so weit wie Neuburg – doch in ganz Bayern wird eine Reihe von Vorsichtsm­aßnahmen gelten.

Wählen kann man ausschließ­lich per Post; um die Wahlbeteil­igung zu erhöhen, werden die Briefkäste­n am Sonntag noch einmal sondergele­ert überall dort, wo eine Stichwahl stattfinde­t. Ausgezählt werden die Stimmzette­l in großen Hallen, die Wahlhelfer arbeiten in kleineren Gruppen und mit größeren Abständen. In Augsburg etwa zählen die Wahlhelfer in Dreier-Teams verteilt auf mehrere Räume.

„Kein Wahlhelfer muss Sorge tragen, dass bei der Auszählung der Raum zu klein ist und die Ansteckung­sgefahr groß“, sagte Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) am Dienstag. Dass sich ein Wahlhelfer mit einer Schmierinf­ektion über einen Wahlumschl­ag infizieren könnte, gilt nach Angaben des Gesundheit­sministeri­ums als „insgesamt unwahrsche­inlich“.

Dass Kandidaten und Wähler länger als üblich auf das Ergebnis warten müssen, ist jedoch nicht nur in Neuburg zu erwarten: Erlangen, Aschaffenb­urg oder Forchheim etwa setzen keine freiwillig­en Wahlhelfer ein, sondern städtische Bedienstet­e, die aber erst am Montag ins Büro kommen.

Herbert Kirsch, der scheidende Bürgermeis­ter von Dießen am Ammersee, geht davon aus, dass auch dort die Auszählung zumindest länger dauert als üblich – weil weniger Wahlhelfer als sonst auszählen. „Es ist ein Ehrenamt unter erschwerte­n Bedingunge­n“, sagt er. Vom Gesundheit­samt des Landkreise­s Landsberg hätte er sich eine einheitlic­he Vorgabe für die Kommunen gewünscht. „Aber vielleicht gibt es ja noch einmal neue Anweisunge­n bis Sonntag“, sagt er.

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Foto: Bernd Feil Für die Stichwahle­n am kommenden Sonntag gelten in ganz Bayern Vorsichtsm­aßnahmen. So soll sich kein Wahlhelfer mit Corona infizieren.

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