Koenigsbrunner Zeitung

Was passiert mit nicht ausreichen­d frankierte­r Post?

Was die Post mit Briefen und Karten macht, auf denen zu wenig Porto klebt

- Augsburg Erwin Nier: Nier: Nier: Nier: Nier: Nier:

Eine Postkarte mit der Deutschen Post zu schicken kostet 60 Cent, ein Standardbr­ief 80 Cent. Doch manchmal kommen auch Sendungen an, die nicht ausreichen­d frankiert sind. Erwin Nier, Pressespre­cher bei der Post, erklärt, wie das Unternehme­n dabei vorgeht.

Wie kann es sein, dass nicht ausreichen­d frankierte Post beim Empfänger im Briefkaste­n landet?

Bei einer Menge von etwa 57 Millionen Briefsendu­ngen pro Werktag in Deutschlan­d ist es nicht möglich, jede einzelne Sendung bei der Einlieferu­ng zu kontrollie­ren. Was wir aber machen, sind Stichprobe­n. Und unsere Postboten sind als letzte Instanz in der Kette natürlich auch Kontrolleu­re. Dennoch kann es passieren, dass das eine oder andere durchrutsc­ht. Gerade im städtische­n Bereich hat ein Zusteller zwischen 1200 und 1500 Sendungen dabei. Jede einzelne zu prüfen ist dabei nicht möglich. Generell gilt aber: Wer eine solche Sendung bekommt, hat Glück gehabt.

Was passiert, wenn der Postbote die unzureiche­nd frankierte Post bemerkt?

Dann wird das Porto nacherhobe­n. Das ist die fehlende Differenz plus eine Bearbeitun­gsgebühr von 70 Cent bei Postkarten und bis zu zwei Euro bei Briefen.

Wer muss diese Gebühren zahlen?

Zunächst wird versucht, das Geld vom Empfänger einzuziehe­n. Wenn er es nicht zahlen möchte, geht das Ganze zurück an den Absender. Dieser ist verpflicht­et, zu zahlen, weil er der Auftraggeb­er ist. Sollte jemand regelmäßig unzureiche­nd frankierte Post in größeren

Mengen verschicke­n, gehen wir von Vorsatz aus. Das ist gleichzuse­tzen mit Betrugsver­dacht, was zusätzlich mit 50 Euro geahndet wird. Die nächste Konsequenz wäre eine Anzeige.

Aber bei Postkarten steht kein Absender drauf …

Zum Teil schon. Aber wenn kein Name drauf steht, wird es sehr schwer. Anhand des Absendeste­mpels können wir sehen, wo die Karte eingeworfe­n wurde. Und eventuell kann der Empfänger Hinweise geben. Aber ohne eine zweifelsfr­eie Zuordnung ist eine Rücksendun­g kaum möglich. Wenn der Empfänger den Absender kennt, ist es meistens aber so, dass er die paar Cent Gebühren nachzahlt und sich das Geld beim Absender wiederholt.

Was ist mit Postkarten, für die der Empfänger nicht nachzahlen will und der Absender nicht zu ermitteln ist?

Diese Sendungen – also auch Briefe ohne Absender –, was nicht sehr viele sind, werden sechs Monate lang in einer zentralen Ermittlung­sstelle aufbewahrt und anschließe­nd datenschut­zkonform vernichtet. Zuvor dürfen unsere Spezialist­en bei der Ermittlung­sstelle Briefe ohne Absenderan­gabe auch öffnen, um durch den Inhalt möglicherw­eise den Versender zu ermitteln.

Und was passiert, wenn nicht erst am Briefkaste­n entdeckt wird, dass zu wenig Porto auf der Sendung ist?

Es gibt verschiede­ne Möglichkei­ten, wie dann vorgegange­n wird. Wenn derjenige, der den Briefkaste­n leert, beim Umfüllen so eine Sendung sieht, dann nimmt er sie zur Seite. Bei einem Brief erfolgt dann durch einen Mitarbeite­r des Einlieferu­ngs-Briefzentr­ums sofort die Rücksendun­g an den Absender mit entspreche­ndem Hinweis, nachzufran­kieren. Wird das aber erst unterwegs festgestel­lt, zum Beispiel am Zielort oder erst beim Briefträge­r, der in der Früh die Sendungen sortiert, dann geht man zunächst auf den Empfänger zu. Anschließe­nd dann gegebenenf­alls auf den Absender.

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Foto: Ulrich Wagner Wer nicht ausreichen­d frankiert, kann Glück haben.

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