„Ich bin schockiert“
Berliner Morgenpost. 14. März! Mein Gott, das klingt wie aus einem Land vor unserer Zeit …
Am 15. März dann twitterte ein Kollege der FAZ ironisch, er freue sich auf folgende Texte: „Wie ich durch Corona meine eigene Wohnung wiederentdeckte“ oder „Corona bringt Kindern etwas Vergessenes nahe: Langeweile“. Und so drehen sich Journalisten im Kreis, wenn sie sich zu sehr mit ihren Journalisten-Kollegen beschäftigen.
Was in diesen Tagen von Corona an den Rand gedrängt wird, ist die Berichterstattung über weitere wichtige Themen. Es ist ja nicht so, dass der Klimawandel eine Pause einlegt (oder der Scheuer-Andi). Auch wichtige Medienthemen bekommen nicht mehr die öffentliche
Wahrnehmung, die sie qua Relevanz verdient hätten: Die Rüge etwa, die der Deutsche Presserat gegenüber der Berliner Zeitung aussprach. Sie wissen schon, das Blatt von „Silke und Holger“. Es hatte über eine Firma berichtet, die Neuverleger Holger Friedrich gehört – und dies nicht kenntlich gemacht.
Ein Thema, das Virologe Christian Drosten (unser Foto) immer wieder anspricht: Wie sauber zitieren Medien? Es ist ein „altes“Thema, das der Zuspitzung. Es geht vor allem um Überschriften, die in wenigen Worten die Kernaussage eines Textes wiedergeben sollen. Manchmal aber verfälschen oder verdrehen sie diese. Zuletzt kritisierte er die Zeile: „Christian Drosten im stern: Keine vollen Fußballstadien in den nächsten zwölf Monaten“. Diese Zuspitzung durch den stern sei ihm peinlich und entspreche nicht dem Zusammenhang des Interviews. „Ich bin schockiert.“Ich nicht. Aber ich würde auch in diesem Fall vor Übertreibungen abraten.