FC Bayern verhängt Haus- und Stadionverbot gegen Fan
Wegen eines Protest-Plakats greift der Klub zu drastischen Mitteln. Es gibt einen pikanten Zusammenhang
München Der FC Bayern München geht hart gegen einen seiner Fans vor. Grund ist offenbar ein Plakat, das zunächst keinerlei größere Beachtung gefunden hatte. Während des Drittligaspiels zwischen der zweiten Mannschaft der Bayern und dem Halleschen FC Mitte Februar hatten Fans der Münchner einen Banner gehisst, auf dem zu lesen war: „Bayern Amateure gegen Montagsspiele“. Hintergrund: Die Partie fand an einem Montag statt – ein Termin, die bei der aktiven Fanszene seit jeher auf Unverständnis stößt. Über einen Monat später hat die Sache ein unerwartetes Nachspiel: Vor kurzem trudelte bei einem Bayern-Fan ein Schreiben des Klubs ein. Der Inhalt hat es in sich. In sechs Zeilen wird gegen den Mann, der als Urheber des Plakats ausgemacht wurde, ein Hausverbot verhängt. Der Bayern-Fan darf demnach künftig weder eines der Trainingszentren des FC Bayern an der Säbener Straße oder am Campus des Klubs betreten, noch ein Spiel einer Bayern-Mannschaft am Grünwalder Stadion, dem Jugend-Campus oder in der Fröttmaninger Arena verfolgen. Unterzeichnet ist das Einschreiben von Vorstandsvorsitzendem Karl-Heinz Rummenigge und seinem Stellvertreter JanChristian Dreesen.
Ein relativ harmloses Plakat als Anlass dafür, einen Vereinsanhänger
von allen Veranstaltungen auszusperren? Über die Motive für die heftige Reaktion lässt sich nur spekulieren, der FC Bayern ließ eine Anfrage unserer Redaktion unbeantwortet. Ist es Teil der harten Gangart, die Vorstandschef Rummenigge Anfang März nach den Schmähungen gegen Dietmar Hopp angekündigt hatte? In der Fanszene der Münchner regt sich hingegen ein Verdacht, was hinter der drakonischen Strafe stehen könnte.
Demnach könnte der Mann für seine Kritik an den Geschäften, die der FC Bayern in Katar macht, bestraft worden sein. Fakt ist: Der ausgeschlossene Anhänger hatte Ende Januar die Podiumsdiskussion zum Thema „Katar, Menschenrechte
und der FC Bayern – Hand auf, Mund zu?“mitorganisiert und dabei als Redner scharfe Kritik am Umgang seines Klubs mit dem Land geäußert. Zwei nepalesische Wanderarbeiter hatten auf der Veranstaltung über die für sie prekäre Lage in Katar gesprochen, wo der Rekordmeister seit Jahren sein Wintertrainingslager abhält. Einen Vertreter des FC Bayern hatten die Anhänger zwar auch eingeladen – der dafür reservierte Stuhl auf dem Podium blieb aber leer.
Der FC Bayern sieht sich wegen seiner Sponsoringverträge mit Katar seit Jahren heftiger Kritik ausgesetzt. Ein Menschenrechtsvertreter nannte das Verhalten des Vereins in dieser Hinsicht „hinterlistig“. Die
Südkurve des Klubs hatte im Dezember ein Plakat gezeigt, auf dem zu lesen war: „Und wieder einmal fliegen mit Kafala Airways die Menschenrechte davon“.
Ob das Hausverbot in dieser Art Bestand haben wird, ist offen. Der Jurist Andreas Hüttl, der den Fan vertritt, sieht keinerlei Rechtsgrundlage für ein derartiges Vorgehen. Er sagt: „Es mutet anrüchig an, wenn nun einer herausgepickt werden soll, an dem ein Exempel statuiert werden soll. Das hat ein Geschmäckle.“Das Plakat sei von der Meinungsfreiheit gedeckt. Hüttl hat dem FC Bayern eine Frist von zwei Wochen gesetzt, das Hausverbot aufzuheben. Ansonsten soll Klage am Amtsgericht eingereicht werden.