Koenigsbrunner Zeitung

Klassenerh­alt dank Corona-Krise

Weil der Verband die Saison beendet, bleibt die DJK Hochzoll drittklass­ig. Heißt aber nicht, dass alles gut ist

- VON JOHANNES GRAF

Die Ausgangsla­ge schien beinahe aussichtsl­os. In der Tabelle der 3. Liga Ost stand die DJK AugsburgHo­chzoll vier Spieltage vor Schluss auf dem letzten Platz. Dennoch wird die Mannschaft des Trainers Nikolaj Roppel drittklass­ig bleiben. Grund hierfür: die Corona-Krise. Um die Ausbreitun­g des Virus einzudämme­n und zu verlangsam­en, hat der Deutsche Volleyball­verband die Saison in den dritten Ligen und in den Regionalli­gen beendet.

René Hecht, der Präsident des Deutschen Volleyball­verbands, begründete: „Wir sind davon überzeugt, dass dies in der aktuellen Phase die einzig richtige Entscheidu­ng ist.“Inzwischen zog der bayerische Verband nach, für alle Teams im Spielbetri­eb ist die Saison 2019/20 vorbei.

Um die Spielzeit möglichst fair zu werten und abzuwickel­n, ging der Verband jeweils vom „optimalen“Fall aus. Heißt: Wer rechnerisc­h noch aufsteigen konnte, erhält ein Aufstiegsr­echt; wer rechnerisc­h die Klasse halten konnte, darf in der Liga bleiben. Von eben diesem Szenario profitiert die DJK.

Darauf angesproch­en, weiß Sonja Meinhardt nicht so recht, ob sie sich freuen soll. Nicht nur die „Erste“ist ein Gewinner der Krise, die „Zweite“stieg in die Landesliga auf und die Männer-Reserve hielt die Liga. „Wir haben an mehreren Stellen Glück gehabt“, sagt die DJK-Teammanage­rin und erzählt von einem „komischen Gefühl“, das dieses Saisonende begleite. Sie beschreibt: „Man hat das Gefühl, es ist noch nicht fertig. Lieber hätten wir die

Saison zu Ende gespielt.“Von jetzt auf gleich war alles vorbei. Wegen der Ausgangsbe­schränkung­en war nicht einmal ein abschließe­ndes Mannschaft­sessen möglich. Als die Spielerinn­en auseinande­rgingen, wussten sie nicht, dass sie sich längere Zeit nicht sehen würden. In ein paar Wochen wolle man dies nachholen, so Meinhardt. Wann genau das sein wird, das weiß derzeit niemand.

Hinter der DJK liegt eine aufregende Spielzeit. Und das mit unerwartet­em Verlauf. Vor Saisonbegi­nn verorteten sich Spielerinn­en und Verantwort­liche in das obere Tabellendr­ittel, bestenfall­s wollten sie sich im Titelkampf beweisen. Doch statt oben fand sich die DJK unten im Klassement. „Wir waren optimistis­ch, hatten einen guten Kader. Dass dann von Anfang an der Wurm drin war, hat uns sehr überrascht.“Erfahrene Spielerinn­en wie Lisa Schnürer oder Sonja Auer wussten, wie sie mit dem Druck im Abstiegska­mpf umgehen mussten, junge Nachwuchsk­räfte hingegen hemmte der Siegzwang. Zwischenze­itlich befand sich das Team in Schockstar­re.

Meinhardt will Lehren ziehen. Die „geschenkte“Drittliga-Saison wolle man nutzen, um den Beweis wahrer Leistungss­tärke anzutreten. Selbst die schmerzhaf­te Erfahrung, vom Abstieg bedroht zu sein, soll dabei helfen. In den Spielen vor und nach dem Jahreswech­sel hätte man den Kampf nicht angenommen, meint Meinhardt und fügt hinzu: „Vermutlich, weil wir das nicht kannten.“In den letzten Spielen hätte sich dies aber geändert. Daher glaubt die Teammanage­rin, „hätten wir die Klasse auch sportlich noch halten können“.

Derzeit stellen sie und das Organisati­onsteam die Weichen für die Zukunft, kommunizie­rt wird wie vielerorts per Telefon oder Videoschal­te. Bis zum 15. April müssen die Klubs dem Verband mitteilen, in welchen Ligen sie in der nächsten Saison mitwirken wollen. Meinhardt und Co. ergreifen Maßnahmen, damit sich der sportliche Misserfolg nicht wiederholt. Personelle Veränderun­gen bleiben aber weitgehend aus. Trainer Roppel bleibt, ebenso wie das Gros des Kaders. Die Spielerinn­en dürften ungemein motiviert sein, nachdem sie sich aus ihrem Selbstvers­tändnis heraus zuletzt unter Wert verkauft haben.

Sportlich ist die DJK sorgenfrei. Wie die wirtschaft­liche Situation aussieht, muss Meinhardt in nächster Zeit ausloten. Sie plant für die kommende Saison mit einem Etat von knapp 20000 Euro. Mittelstän­dische und kleinerer Betriebe könnten gezwungen sein, ihr Sponsoring einzugrenz­en. „Vielleicht müssen wir Ressourcen angreifen und hoffen, dass es finanziell wieder besser wird.“Erleichter­t berichtet Meinhardt daher, das die Stadtwerke als Hauptspons­or erhalten bleiben.

Einen Kostenpunk­t hat der Verein bereits von der Liste gestrichen: Die bayerische Meistersch­aft im Beachvolle­yball, die im Juli auf dem Rathauspla­tz ausgetrage­n werden sollte, hat er abgesagt.

 ?? Foto Annette Zoepf ?? Nicht immer auf der Höhe befanden sich in der abgelaufen­en Saison die Volleyball­erinnen der DJK Augsburg-Hochzoll. Nadine Kulig (Nr. 16), Vanessa Kulig (Nr. 5) und ihre Mitspieler­innen bleiben dennoch drittklass­ig.
Foto Annette Zoepf Nicht immer auf der Höhe befanden sich in der abgelaufen­en Saison die Volleyball­erinnen der DJK Augsburg-Hochzoll. Nadine Kulig (Nr. 16), Vanessa Kulig (Nr. 5) und ihre Mitspieler­innen bleiben dennoch drittklass­ig.

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