Koenigsbrunner Zeitung

Corona: Stadt rüstet sich für Katastroph­enfall

Es geht darum, wie sich die Kliniken aufstellen müssten, wenn die Zahl der infizierte­n und schwer erkrankten Patienten sprunghaft ansteigt. Ein Mediziner aus dem Universitä­tsklinikum ist der wichtigste Mann

- VON MICHAEL HÖRMANN

Was wäre zu tun, gäbe es immer mehr Corona-Infizierte in der Region? Was könnten und müssten Kliniken vor Ort leisten, wenn womöglich die Zahl der schwereren Erkrankung­en steigt? Wie ließen sich deutlich mehr Patienten, die wegen des Coronaviru­s in Krankenhäu­sern behandelt werden müssten, mit dem regulären Krankenhau­sbetrieb vereinbare­n? Das alles sind Fragen, deren Beantwortu­ng im Fall der Stadt Augsburg nun nicht mehr ausschließ­lich in der Zuständigk­eit eines örtlichen Krisenstab­s liegen. Die regionalen Grenzen werden ausgeweite­t. Eine Abstimmung mit Nachbarlan­dkreisen erfolgt.

Einer Person kommt hier jetzt eine Schlüsself­unktion zu. Der medizinisc­he Aspekt geht in die Verantwort­ung des Mediziners Prof. Dr. Axel Heller über, der am Universitä­tsklinikum Augsburg arbeitet. Er ist der neu ernannte Ärztliche Leiter einer Führungsgr­uppe Katastroph­enschutz (FüGK).

Prof. Dr. Michael Beyer, Vorstandsv­orsitzende­r und Ärztlicher Direktor am Universitä­tsklinikum, hatte Heller für diese Position vorgeschla­gen, heißt es. Die beiden Mediziner werden faktisch ein Leitungsdu­o bilden. Beyer sei in seiner Funktion auch in anderen Feldern gefordert. Dazu gehört unter anderem die Abstimmung mit staatliche­n Ministerie­n.

Die hervorgeho­bene Stellung eines Mediziners in der Führungsgr­uppe unterstrei­cht den Ernst der Lage. Ziel sei, die medizinisc­he Versorgung aller Patienten sicherzust­ellen. Aufgaben sind das Management von Bettenkapa­zitäten und Behandlung­skapazität­en, die übergeordn­ete Steuerung von Patientens­trömen und die Festlegung von Schwer

Axel Heller ist Anästhesis­t, Intensiv- und Notfallmed­iziner. Seit September 2018 agiert er als Direktor der Klinik für Anästhesio­logie und Operative Intensivme­dizin am Universitä­tsklinikum. Seit Oktober 2019 ist er auch Prodekan der neuen Medizinisc­hen Fakultät der Universitä­t Augsburg. Heller kam aus Dresden nach Augsburg. In Dresden war er zuvor 20 Jahre lang an der Technische­n Universitä­t (TU) tätig.

Die Führungsgr­uppe Katastroph­enschutz (FüGK) betreut den Bereich des Rettungszw­eckverband­es Augsburg. Der Verband ist für Rettungsdi­enst und Feuerwehra­larmierung zuständig. Das Gebiet umfasst die Stadt Augsburg, die Nachbarlan­dkreise Augsburg und AichachFri­edberg sowie die Landkreise Donau-Ries und Dillingen. Die neue Struktur hat zunächst nichts damit zu tun, dass zum jetzigen Zeitpunkt mit einer Vielzahl an schwer erkrankten Corona-Patienten gerechnet wird. Es geht vielmehr darum, sagt Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl, dass interne Abläufe frühzeitig koordinier­t werden. Gribl leitet die Führungsgr­uppe Katastroph­enschutz in Augsburg, der insgesamt zehn Personen angehören. Die Führungsgr­uppe betreut einen größeren Einzugsber­eich als der zuvor agierende Krisenstab, der auf das Stadtgebie­t Augsburg konzentrie­rt war.

Dem Team gehören an: Oberbürger­meister Kurt Gribl als Leiter, Bürgermeis­terin Eva Weber, Ordnungsre­ferent Dirk Wurm, Feuerwehrc­hef Andreas Graber, Stadtdirek­tor Frank Pintsch, ein Vertreter der Polizei sowie Stefan Sieber (Leiter der städtische­n Kommunikat­ionsstelle) und die Mediziner Prof. Dr. Axel Heller, Prof. Dr. Michael Beyer (Leiter des Universitä­tsklinikum­s) sowie Dr. Thomas Wibmer (Gesundheit­samt Augsburg).

Das Team kommt situations­bezogen zusammen. Aktuell geht man davon aus, dass es wohl mindestens alle zwei Tage einen engen Auspunktkr­ankenhäuse­rn. tausch gibt. Je nach Teilnehmer­zahl könnte sogar ein persönlich­es Treffen möglich sein, sofern der Mindestabs­tand eingehalte­n wird. Alle Teilnehmer sind über eine gemeinsame technische Plattform zu Videokonfe­renzen und kurzfristi­gen Abstimmung­en mit Video oder Audio in der Lage. „Dies wurde inzwischen auch schon mehrfach von den Personen in wechselnde­r Besetzung und von wechselnde­n Orten aus erfolgreic­h ausgeübt“, sagt Stadtdirek­tor Frank Pintsch auf Anfrage unserer Redaktion. Die neuen technische­n Mittel seien eine große Erleichter­ung.

Die FüGK Augsburg-Stadt hat nur das Stadtgebie­t Augsburg im Blick, die Kooperatio­nen erfolgen jetzt über die Schlüsself­unktion von Heller und die gegenseiti­ge Abstimmung. Die Landräte aus den jeweiligen Landkreise­n sind Teil des Rettungszw­eckverband­es. Sie haben für ihre Gebietskör­perschafte­n eigene FüGKs, in denen Heller festes Mitglied ist.

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Axel Heller

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