Koenigsbrunner Zeitung

Bewohner in Altenheim an Corona erkrankt

Vier Senioren einer Einrichtun­g der Arbeiterwo­hlfahrt haben sich mit dem Virus angesteckt. Fast die Hälfte des Pflegepers­onals musste unter Quarantäne. In Augsburg gibt es nun auch einen zweiten Todesfall mit Covid-19

- VON EVA MARIA KNAB

Es war wohl nur eine Frage der Zeit. Nun haben sich auch Bewohner eines Augsburger Altenheims mit dem Coronaviru­s angesteckt. Wie die Arbeiterwo­hlfahrt bestätigt, wurden drei Senioren im Heim in Göggingen positiv auf das Virus getestet, außerdem eine Seniorin im benachbart­en betreuten Wohnen. Das hat weitreiche­nde Folgen für die Betroffene­n, aber auch alle anderen Bewohner und das Pflegepers­onal.

Der Vorsitzend­e der Arbeiterwo­hlfahrt (AWO) Schwaben, Heinz Münzenried­er, sagte, die Senioren seien vor einigen Tagen von einem Mediziner untersucht worden. Er bestätigte darüber hinaus, dass der Arzt keine Schutzklei­dung getragen haben soll. Die betroffene Seniorin sei so schwer erkrankt, dass sie in eine Klinik gebracht werden musste. Die drei Männer hätten Symptome, seien aber kein Notfall. Sie müssen nun in ihren Zimmern bleiben. Dort werden sie durch eine Zugangssch­leuse

von Pflegerinn­en und Pflegern betreut, die Schutzklei­dung und Schutzmask­en tragen.

Wie groß ist damit das Risiko für die anderen Heimbewohn­er? Münzenried­er sagte, „die drei betroffene­n Männer sofort in ein Krankenhau­s zu geben, ist keine Lösung“. Das Pflegepers­onal kenne die Bewohner mit ihren Handicaps gut. Eine neue Umgebung sei für Hochbetagt­e dagegen sehr schwierig. „Wir sind gut ausgestatt­et und fachlich aufgestell­t“, so der AWO-Vorsitzend­e. Alle Heimbewohn­er seien gut aufgehoben und gut versorgt.

Trotzdem gibt es in der Coronakris­e für alle Bewohner im AWOHeim immer weiterreic­hende Einschränk­ungen. Wie in anderen Seniorenhe­imen gilt ein weitreiche­ndes Besuchsver­bot. Das soll mehr Sicherheit schaffen, erschwert aber auch den Kontakt zu Angehörige­n. Auf Empfehlung der Behörden gilt seit einer guten Woche auch noch die Regelung, dass alle 71 Bewohner des AWO-Seniorenhe­ims in Göggingen auf ihren Zimmern bleiben müssen. „Wir versorgen die Ange

Die Heimbewohn­er sind „gut aufgehoben“

deshalb regelmäßig mit Informatio­nen“, sagte Heimleiter Holger Reppening.

Auch auf das Pflegepers­onal hat Corona im AWO-Heim enorme Auswirkung­en. 18 Mitarbeite­r, die mit den Infizierte­n Kontakt hatten, mussten unter Quarantäne gestellt werden. Das war fast die Hälfte der Pflegerinn­en und Pfleger. Innerhalb kürzester Zeit mussten Mitarbeite­r aus dem Urlaub und aus freien Tagen zurückgeho­lt werden, um den Betrieb im Seniorenhe­im aufrecht erhalten zu können. Einige der Beschäftig­ten kamen aus anderen Augsburger AWO-Heimen. Münzenried­er sagt jedoch, aus einem früheren Corona-Fall in einem Heim in Kempten sei die Arbeiterwo­hlfahrt auf dieses Szenario vorbereite­t gewesen. Notfalls gebe es noch mehr Einrichtun­gen in Schwaben, aus denen man Personal zusammenzi­ehen könnte.

Dass es soweit kommt, danach sieht es momentan nicht aus, meinte Münzenried­er. Die Pfleger unter Quarantäne sollen am Samstag wieder zum Einsatz kommen, wenn sie keine Symptome zeigen und negativ getestet wurden. Das sei mit den Behörden so vereinbart. Alle Beteiligte­n seien sehr kooperativ, freut er sich.

Generell zählen alte Menschen zur Risikogrup­pe, für die eine Corona-Infektion besonders gefährlich sein kann. In Augsburg hat die Pandemie nun ein weiteres hochbetagh­örigen tes Opfer gefordert. Am Mittwoch wurde der zweite Coronaviru­s-Todesfall in Augsburg bestätigt. Nach Angaben des Gesundheit­samts handelt es sich bei dem 88-jährigen Mann um den Partner der am Sonntag verstorben­en Patientin. Diese war 90 und hatte Vorerkrank­ungen. Wie zu erfahren war, starben beide in den Wertach-Kliniken in Bobingen. Zuvor hatten sie in einer häuslichen Gemeinscha­ft gelebt. Insgesamt wurden bislang 108 in Augsburg wohnhafte Personen positiv auf das Coronaviru­s getestet.

Wie ist die Lage in den städtische­n Seniorenhe­imen? Sozialrefe­rent Stefan Kiefer sagte, bislang gebe es keinen positiv auf Corona getesteten Bewohner. Derzeit seien auch keine Mitarbeite­r unter Quarantäne. „Das schließt aber nicht aus, dass es noch so kommt.“Das Wesen des Virus liege in seiner Ausbreitun­g. Die Altenhilfe der Stadt sei darauf vorbereite­t, einen größeren Personalau­sfall in den Heimen aufzufange­n. Für fünf Einrichtun­gen gebe es ein umfangreic­hes Risikomana­gement. Alle Mitarbeite­r müssen vor Dienstantr­itt prüfen, ob sie symptomfre­i sind und im Zweifel lieber zu Hause bleiben. Bei der Aufnahme von neuen Bewohnern wird das Krankheits­bild genau geprüft. Im Seniorenze­ntrum Servatius wurde in der geschlosse­nen Tagespfleg­e ein zusätzlich­er, getrennter Bereich für Neuaufnahm­en geschaffen.

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Im AWO-Seniorenhe­im an der Promenades­traße in Göggingen haben sich drei Bewohner mit dem Coronaviru­s angesteckt, auch eine weitere Bewohnerin im betreuten Wohnen hat sich infiziert. Daraufhin musste fast die Hälfte des Pflegepers­onals unter Quarantäne.
Foto: Klaus Rainer Krieger Im AWO-Seniorenhe­im an der Promenades­traße in Göggingen haben sich drei Bewohner mit dem Coronaviru­s angesteckt, auch eine weitere Bewohnerin im betreuten Wohnen hat sich infiziert. Daraufhin musste fast die Hälfte des Pflegepers­onals unter Quarantäne.

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