Koenigsbrunner Zeitung

„Man muss auf Menschen neugierig sein“

Der Bobinger Hausarzt Dr. Alois Schäffler hört nach beinahe 40 Praxisjahr­en auf. Was er an seinem Beruf liebt und welche Botschaft er gerne weitergebe­n möchte

- VON ANJA FISCHER

Bobingen Es sind turbulente Zeiten, in denen der Bobinger Hausarzt Dr. Alois Schäffler seinen Abschied nimmt. Deshalb kann er sich auch nicht mehr persönlich mit einem kleinen Empfang in der Praxis von seinen Patienten verabschie­den, wie bisher angedacht. Schäffler bedauert dies, möchte aber gerade jetzt auch eine Lanze für die Hausärzte brechen.

In seinen beinahe 40 Praxisjahr­en hat der Arzt einiges erlebt. Schöne, beglückend­e Momente, aber auch schwere Stunden, seit er 1980 das Staatsexam­en in München machte. Nach einigen Jahren im Krankenhau­s mit den Abteilunge­n Chirurgie, Innere Medizin und Geburtshil­fe, wechselte Alois Schäffler zur Allgemeinm­edizin und ließ sich in Bobingen mit einer Hausarztpr­axis nieder. „Die Mischung aus naturwisse­nschaftlic­hem Arbeiten und Psychologi­e hat mich fasziniert“, erklärt er und weiß aus langjährig­er Erfahrung, dass „trotz aller medizinisc­hen Kenntnisse die Natur vieles selbst im Körper regelt.“Deshalb solle man weniger eingreifen als nach Möglichkei­t unterstütz­en und fördern. Dabei komme auch dem Patienten eine gewisse Eigenveran­twortung zu. So hat es Dr. Schäffler immer in seinem Praxisallt­ag gehandhabt. „Es freut einen, wenn man dann sieht, wie sich die Menschen positiv verändern.“

den vergangene­n 40 Jahren hat Dr. Alois Schäffler beobachtet, wie die Medizin rasante Fortschrit­te machte. „Ein gutes Beispiel ist die Zuckerkran­kheit“, sagt er. Habe man früher nur einmal im Monat in der Praxis den Blutzucker­spiegel messen können und darauf den Bedarf ausgerechn­et, so könne man heute mehrmals täglich messen.

Auch die Minimal-Chirurgie nennt Schäffler als deutliche Verbesseru­ng. Im Gegenzug dazu habe sich eine Art „Übermedizi­n“entwickelt, in der man mit Pharmaka alles zu heilen versuche. Gegentrend dazu ist wiederum die Naturmediz­in, für die Schäffler während seiner aktiven Zeit immer offen war. Es sei immer besser, die Methoden zu kombinieIn ren, dafür sei es aber wichtig, eine gute Basis zum Patienten zu haben, so der versierte Arzt.

Alois Schäffler lebte für seine Arbeit als Allgemeinm­ediziner in Bobingen, bildete im Laufe der Jahre 16 Assistenzä­rzte als Allgemeinm­ediziner aus. Immer lagen ihm die Menschen am Herzen, vor allem diejenigen, die im Stillen wirken, wie pflegende Angehörige. Es sei wichtig, so der Arzt, auch denjenigen Hilfe und Lob für ihr Wirken zu geben und Wertschätz­ung zu zeigen. Gerade das werde heute in der Gesellscha­ft oft vergessen.

An seinem Beruf liebte Schäffler, Patienten aus allen Schichten der Bevölkerun­g betreuen und dabei ein umfassende­s Spektrum an medizinisc­hen Leistungen anbieten zu können. Hausarzt heute, das bedeutet Beratung vom Husten bis zur Vorbereitu­ng auf einen chirurgisc­hen Eingriff. Das wichtigste für Alois Schäffler: „Man muss in diesem Beruf die Menschen mögen und auf sie neugierig sein“, findet er. Wenn man dann jeden Tag gern zur Arbeit gehe und sich darauf freue, was alles passieren werde, sei man als Hausarzt genau richtig. Er jedenfalls könne das für sich – bis auf Teile der Verwaltung­sarbeit – behaupten, sagt Schäffler und schmunzelt.

Dabei sei eines klar: „Hausarzt ist man nie allein. Da gehört immer ein Team, die Familie dazu, die dahinter stehen.“Alleine könne man wenig bewirken. Ein Dank geht zum

Abschied deshalb vor allem an seine vorwiegend langjährig­en Angestellt­en und seine Familie, die ihn während der letzten Jahre und Jahrzehnte unterstütz­t haben.

Mit dem 31. März übergibt Dr. Alois Schäffler seinen Kassensitz an Dr. Sigrid Gröber, seine Nachfolger­in. Sie wird zusammen mit Dr. Christine Spechtner und Helmut Kohler das Team der Hausarztpr­axis im Kleiberweg weiter führen. Bereits seit zwei Jahren arbeitet Dr. Sigrid Gröber dort mit, machte die notwendige Facharztpr­üfung. Vielen Patienten dürfte sie deshalb bereits bekannt sein.

Einen Wunsch hat Dr. Alois Schäffler am Ende seiner berufliche­n Laufbahn noch: „Ich wünsche mir, dass der Hausarzt erhalten bleibt. Er ist ein wichtiger Ansprechpa­rtner in allen Lebenslage­n und hat eine Lotsenfunk­tion im immer komplizier­teren System der Medizin mit ihren ganzen Spezialisi­erungen. Es wäre schön, wenn die Bevölkerun­g auch in Zukunft und gerade im Alter weiterhin persönlich betreut werden könnte.“

Im Ruhestand will sich Schäffler erst einmal Zeit nehmen: Reisen, wandern in den Bergen, der Garten und regelmäßig­e Besuche bei den Enkeln sind geplant. „Vielleicht besuche ich dann auch ein paar Vorlesunge­n in Geschichte an der Uni. Das würde mich interessie­ren“, sagt Dr. Schäffler und freut sich auf die kommende Freizeit.

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Foto: Anja Fischer Der Hausarzt Dr. Schäffler hört in Bobingen auf.

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