Koenigsbrunner Zeitung

Zurück in der Krise

Das Land ist gelähmt

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„Wachstum für alle“, versprach der griechisch­e Premier Kyriakos Mitsotakis in seiner Neujahrsan­sprache. Mit einem Plus von 2,8 Prozent rechnete die Regierung für dieses Jahr. Aber diese Prognose ist Makulatur. „Die Lage ist schlecht, und sie verschlech­tert sich weiter“, sagt Finanzmini­ster Christos Staikouras. „Unsere Wirtschaft wird 2020 in die Rezession rutschen.“Das Land ist gelähmt. Schulen, Geschäfte, Gaststätte­n und Hotels sind geschlosse­n. Besonders hart trifft die CoronaEpid­emie den Tourismus, Griechenla­nds

wichtigste­n Wachstumsm­otor, der fast 20 Prozent zur Wirtschaft­sleistung beiträgt und jeden fünften Arbeitspla­tz stellt. Eine Rezession sei angesichts der hohen Abhängigke­it vom Tourismus unausweich­lich, meint Jakob Suwalski, Griechenla­nd-Analyst bei der Ratingagen­tur Scope. „Wir erwarten für Griechenla­nd ein Minus von zwei Prozent, falls sich die Shutdowns in Europa im Mai graduell lockern“, sagte Suwalski unserer Zeitung. Wenn sich die Krise länger hinzieht, könne der wirtschaft­liche Einbruch aber auch leicht zweistelli­g werden. Premier Mitsotakis nimmt jetzt viel Geld in die Hand: Zehn Milliarden Euro will er für die Stützung der Unternehme­n und Lohnsubven­tionen ausgeben. Möglich wird das, weil die EU die Defizitreg­eln lockert. Während Griechenla­nd in der Euro-Krise mehrmals am Rand des Staatsbank­rotts stand, ist diesmal allerdings kein Zahlungsau­sfall zu befürchten. Finanzmini­ster Staikouras sitzt auf einem Liquidität­spolster von 32 Milliarden Euro. Mit der Rücklage ist Griechenla­nd bis weit ins Jahr 2023 durchfinan­ziert. Gerd Höhler

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