Koenigsbrunner Zeitung

Erdogans Plan hat sich erledigt

An der türkisch-griechisch­en Grenze herrscht wieder Ruhe: Die letzten Migranten verbrennen ihre Zelte und geben auf

- VON GERD HÖHLER

Athen Es war ein Rückzug auf Raten: Nachdem sich in den vergangene­n zwei Wochen bereits Tausende Migranten von der türkisch-griechisch­en Grenze zurückgezo­gen hatten, gaben am Freitag auch die verblieben­en Belagerer auf.

Kurz nach Mitternach­t begannen sie, die Zelte und Verschläge, in denen viele von ihnen seit fast einem Monat an der türkischen Seite der Grenze hausten, in Brand zu stecken. In Bussen, die von den türkischen Behörden zur Verfügung gestellt wurden, kehrten die Migranten anschließe­nd ins Landesinne­re zurück. Sie sollen jetzt für 14 Tage in Corona-Quarantäne kommen und danach zu „angemessen­en Orten“gebracht werden, berichtete die staatliche türkische Nachrichte­nagentur Anadolu.

Mit dem Abzug ist der Plan des türkischen Staatschef­s Recep Tayyip Erdogan, „Millionen“Migranten über Griechenla­nd in die EU zu schleusen, gescheiter­t. Erdogan hatte Ende Februar die Grenze zu Griechenla­nd für geöffnet erklärt. Daraufhin zogen Zehntausen­de ins Grenzgebie­t, worauf Griechenla­nd seine Seite der Grenze schloss. Am Übergang Pazarkule/ Kastanies kam es in den vergangene­n Wochen immer wieder zu Auseinande­rsetzungen zwischen den Migranten, die den Grenzzaun zu überwinden versuchten, und den griechisch­en Grenzschüt­zern, die Tränengas und Blendgrana­ten einsetzten. Zuletzt harrten nur noch wenige hundert Migranten an der Grenze aus.

Mit der inszeniert­en Belagerung der Grenze wollte Staatschef Erdogan nach Einschätzu­ng von Beobachter­n Druck auf die EU ausüben, um mehr Finanzhilf­en für die Versorgung syrischer Flüchtling­e in der Türkei locker zu machen.

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Foto: dpa Die Lage an der türkisch-griechisch­en Grenze hat sich entspannt.

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