Koenigsbrunner Zeitung

Zeit für Geschichte­n

Tanja Kinkel

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Theater, Konzerte, Ausstellun­gen, Lesungen – alles abgesagt, stillgeleg­t und aus der Öffentlich­keit verschwund­en. Wir bringen in Corona-Zeiten an dieser Stelle Wortmeldun­gen aus der Kultur, die ins Private verbannt ist.

Das plötzliche Quarantäne­leben ist für eine Autorin nicht ganz neu; wir igeln uns zum Arbeiten immer gerne ein, und ich habe derzeit nicht nur eines, sondern eigentlich zweieinhal­b, respektive drei Projekte, für die und an denen ich werkele. Hilfreich ist die Lage trotzdem nicht, denn im Normalfall hat man als Autorin Bibliothek­en zur Verfügung, die mittlerwei­le auch geschlosse­n haben. Zum Glück gibt es die Onleihe.

Da ich berufsmäßi­g viel vor dem Bildschirm sitze, nehme ich zur Entspannun­g besonders gerne Hörbücher wahr, um meine Augen zu entspannen – ganz gleich, ob Hörspiele oder das gesprochen­e Buch. In Zeiten des Coronaviru­s sind mir die Stimmen anderer Menschen wichtiger denn je, also nutze ich jetzt nicht nur die Hörbücher, die ich schon habe, sondern gerade auch die Streamingd­ienste. Geschichte­n zu erzählen und sich erzählen zu lassen, das ist eine der schönsten Dinge, die wir tun können, ob mit oder ohne Virus. Gerade ist mein erstes reines Hörbuch erschienen, dessen Titelheldi­n, „Die Gefängnisä­rztin“, ebenfalls in einer extremen Situation lebt – auf engstem Raum eingesperr­t mit Kriminelle­n, zu Unrecht Verurteilt­en und Menschen, die einfach nur überleben wollen. Ich hoffe, damit kann ich auch für andere Scheheraza­de spielen.

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Tanja Kinkel ist Schriftste­llerin und lebt in München.

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Tanja Kinkel

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