Mensch und Maschine
Tatort: Krieg im Kopf
Was für ein Anfang: Es ist ein Albtraum, aber er ist Wirklichkeit: Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) befindet sich in der Gewalt eines Mannes, der ihr ein Messer an den Hals drückt und wirres Zeug von sich gibt. „Sie dürfen nicht davonkommen“, stöhnt er. Lindholms Kollegin in Göttingen, Anaïs Schmitz (Florence Kasumba), erschießt den Angreifer. Der Mann, der ehemalige Soldat Benno Vegener, hat offenbar seinen letzten Einsatz im Krisengebiet Mali nicht verkraftet. Ein MAD-Mitarbeiter erläutert die tragischen Ereignisse in Mali. Dabei ist es sein Ziel, die Öffentlichkeit in Unkenntnis zu lassen.
Bei dem Einsatz, den Vegener geleitet hat, kam mehr als die Hälfte der Soldaten ums Leben. Übrig geblieben ist die querschnittsgelähmte Susanne Bortner (Katharina Schlothauer). Mit Gedankenkraft und im Gehirn implantierten Computerchips ist es der Rollstuhlfahrerin möglich, ihre Beine zu bewegen und sogar zu gehen.
Mensch, Maschine und Militärpolitik sind der für den Zuschauer schwer verständliche Mittelpunkt in dem „Tatort“-Krimi „Krieg im Kopf“. Ein Schutzhelm mit einem raffinierten Kommunikationssystem spielt dabei eine zentrale Rolle. Wie das Hightech-Meisterwerk funktioniert, darf Lindholm selbst ausprobieren. Ein wichtiger Seitenstrang ist der Kleinkrieg von Lindholm und Schmitz. „Gut gezielt“, sagt die spröde Lindholm zu
Schmitz, nachdem die ihr das Leben gerettet hat, um später die Analytikerin zu geben: „Ich seh doch, wie dir der Schuss zusetzt.“Die Kollegin reagiert sich beim Tanzen ab, derweil Lindholm kocht, redet – und auch noch Nick küsst, den Ehemann von Schmitz. Na ja, ziemlich gekünstelt das Ganze.
Spannender ist, dass Schmitz Bilder vom Bundeswehr-Einsatz zugespielt werden. Bald hört sie beängstigende Stimmen in ihrem Kopf. Die Bedrohung, die vom Drehbuch ausgeht, wird durch die emotionale Dichte der Regie mit eingebauten Videos intensiviert. Rupert Huber