Koenigsbrunner Zeitung

Auf dem Sprung?

Manuel Neuer kokettiert mit einem Wechsel ins Ausland. Das dürfte eher unwahrsche­inlich sein. Bei einem seiner Kollegen schaut das dagegen anders aus

- VON TILMANN MEHL

München Die Spieler des FC Bayern sind in vielerlei Hinsicht Ausnahmen. Sie verstehen es, besonders gut mit dem Ball umzugehen und erhalten wegen des außergewöh­nlichen Talents auch eine außergewöh­nliche Entlohnung. Sie bereiten sich auf ihre Arbeit nicht etwa am heimischen Esszimmer-Tisch vor, sondern im winterlich­en Trainingsl­ager in Katar. Die Corona-Krise aber ist ein großer Gleichmach­er. Weil nicht mal die überaus begnadeten Bayern systemrele­vant sind, verrichten sie ihre Arbeit von zu Hause aus. So weit das eben geht. Bei der morgendlic­hen Runde auf dem Ergometer sind die Stars per Videoschal­te miteinande­r verbunden. Am Mittwoch mischte sich ein alter Bekannter in die Runde: Bastian Schweinste­iger radelte mit seinen ehemaligen Mannschaft­skollegen, um die Muskeln vor dem epidemolog­oschen Verfall zu retten. Schweinste­iger war mal das Aushängesc­hild der Mannschaft, ehe er 2014 zu Manchester United wechselte. Mittlerwei­le gilt Manuel Neuer als wesentlich für das Mannschaft­sgefüge.

Am Freitag feierte der Kapitän seinen 34. Geburtstag und glaubt man den Meldungen, die in den vergangene­n Tagen kursierten, könnte es der letzte im Dienst des FC Bayern sein. Sein Vertrag läuft im Sommer 2021 aus. Den Münchnern ist daran gelegen, ihn zu verlängern, ehe der Nationalto­rhüter im kommenden Jahr ablösefrei wechseln könnte. Neuer wäre dann 35 Jahre alt – ein Alter, in dem sich einige seiner Kollegen auf das Eröffnen von Autohäuser­n und Stammtisch­parolieren spezialisi­eren. Neuer aber möchte weiter spielen. Noch viel weiter spielen. Das scheint das Problem zu sein. Denn während dem Keeper offenbar eine Verlängeru­ng um mehrere Jahre vorschwebt, wäre den Münchnern ein Kontrakt über vielleicht zwei Jahre ganz recht.

Ereifern sich Funktionär­e Ende März gerne über Spielerber­ater, die dieses oder jenes Gerücht streuen, können Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic und Vorstandsb­oss KarlHeinz Rummenigge diesmal gelassen auf all die Spekulatio­nen blicken. Schließlic­h würde sich eine etwaige Unruhe in der Mannschaft derzeit allenfalls auf die ErgometerL­eistungen auswirken, nicht aber auf dem Rasen. Mit dem Transfer des Schalker Alexander Nübels fühlen sich die Münchner zudem auf der Torwartpos­ition perspektiv­isch recht solide aufgestell­t. Weil zudem keiner der europäisch­en Spitzenklu­bs gerade akut auf der Suche nach einem 35-jährigen Torwart ist, können sich die Münchner Verantwort­lichen das mediale Schaulaufe­n gelassen anschauen.

Anders verhält es sich bei David Alaba. Der Defensivma­nn scheint ernsthaft einen Wechsel nach dieser Saison zu erwägen. Dafür spricht, dass er neuerdings die Dienste des Spielerber­aters Pini Zahavi in Anspruch nehmen soll. Der war unter anderem am 222-Millionen-EuroTransf­er Neymars von Barcelona nach Paris beteiligt. Die Münchner machten mit ihm unter anderem Bekanntsch­aft, als Robert Lewandowsk­i mit seiner Hilfe einen Transfer zu Real Madrid realisiere­n wollte. Der Wechsel scheiterte, stattdesse­n gab es eine Multi-Millionen-Euro-Verlängeru­ng in München.

Auch dagegen dürfte Alaba nur wenig einzuwende­n haben. Allerdings soll es den 27-Jährigen eher nach Spanien ziehen. Sollte sich der Österreich­er – dessen Vertrag wie Neuers 2021 endet – nicht durch eine gehörige Gehaltserh­öhung vom

Liebreiz Münchens überzeugen können, träfe das die Münchner folklorist­isch schwer – schließlic­h spielte Alaba schon in der Jugend für den FC Bayern. Sportlich hingegen wäre die Lücke so leicht zu stopfen wie noch nie in der vergangene­n Dekade. Mit Alphonso Davies spielt die Überraschu­ng der Saison auf Alabas angestammt­er Position links hinten. Der rückte dafür in die Innenverte­idigung.

Weil die Bayern mit Lucas Hernández einen baugleiche­n Spieler im Kader haben, können sie auf Zeit spielen. Die Wertschätz­ung für Alaba ist ungebroche­n. Die Münchner sind auch gewillt, sie in Form von Zahlen auf der Verdiensta­brechnung darzulegen. Sollte das aber nicht genügen, muss auch erst mal ein Verein kommen, der Alabas Forderunge­n erfüllt. Im schlimmste­n Fall schließt er sich einem anderen Verein an. Schweinste­iger hat das auch gemacht. Glücklich wurde er nicht in Manchester. In München aber ist er immer willkommen.

Mit Geld lässt sich vieles regeln

 ?? Foto: Witters ?? Manuel Neuer feierte am Freitag seinen 34. Geburtstag. Möglicherw­eise war es sein letzter als Torwart des FC Bayern. Wahrschein­licher aber ist, dass er doch noch mal in München unterschre­ibt.
Foto: Witters Manuel Neuer feierte am Freitag seinen 34. Geburtstag. Möglicherw­eise war es sein letzter als Torwart des FC Bayern. Wahrschein­licher aber ist, dass er doch noch mal in München unterschre­ibt.

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