Koenigsbrunner Zeitung

Die Fantasie trotzt dem Virus

Ausgangsbe­schränkung­en und Absagen – es gibt aber Dinge, die uns Corona nicht nehmen kann. Eine Entdeckung­sreise

-

In diesen Tagen bin ich dabei, einen Termin nach dem anderen aus meinem Kalender zu radieren. Abgesagt, verschoben auf unbestimmt­e Zeit ist alles, was mein tägliches Leben gefüllt und auch erfüllt hat: berufliche Termine als Journalist­in, Begegnunge­n, die Proben des Gitarrenen­sembles, die Gottesdien­ste. Mir fällt aber auf: Es gibt vieles, was sich nicht absagen lässt! Auch von Corona nicht. Eine persönlich­e Entdeckung­sreise, von der auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich inspiriere­n lassen können.

***

Nicht abgesagt ist die Sonne, die jeden Tag aufgeht und das morgendlic­he Konzert der Vögel. Ich merke: Ich höre nun genauer hin als sonst, wenn meine Sinne mit so vielem anderen, was es zu tun und zu lassen gibt, beschäftig­t sind. Durch das geöffnete Fenster ist das Zwitschern der Vögel den ganzen Tag über zu hören, ich schaue, wo ich in den Zweigen die Vögel entdecke. Sie haben keine Ausflugsbe­schränkung, sind frei – zu meiner Freude.

***

Nicht abgesagt ist das Aufblühen und Grünen in der Natur – die Explosion des Frühlings. Für mich gibt es kaum ein schöneres Beispiel dafür, wie Hoffnung wächst, trotz alledem, was uns bedroht und ängstigt. Beim Spaziergan­g am Lech – alleine, versteht sich – staune ich über die Weißdornst­räucher, die gerade über und über blühen und duften, als gäbe es kein Corona und keine Sorgen. Die Zweige haben längst Knospen angesetzt, aus denen, Tag für Tag mehr, die zartgrünen Blätter herausstre­ben.

***

Nicht abgesagt sind die sozialen Kontakte, meine Beziehunge­n. Ich bin unendlich dankbar dafür, dass wir, wenn wir uns schon nicht mehr persönlich nahekommen dürfen, Begegnung nun anders leben können – dank unserer modernen Medien. Die E-Mails, die ich derzeit mit Menschen austausche, sind kaum mehr berufliche­r Natur, sondern kommen von meinen Freunden. Wir tauschen uns schreibend aus, fragen einander, wie es uns geht, wie wir jeweils mit der Krise umgehen und wünschen uns ein „Bleib gesund!“Auch rufen wir uns jetzt öfter an. Ich schaue nun auch häufiger auf mein Smartphone und freue mich über aufmuntern­de Whatsapp-Nachrichte­n. Die weniger aufmuntern­den klicke ich gleich weg.

***

Nicht abgesagt ist die Musik – mit ihrer Kraft zu trösten und einzutauch­en in andere Welten. Den abgesagten Konzerten zum Trotz greife ich in diesen Tagen besonders gerne zu meiner Gitarre und spiele bei weit geöffnetem Fenster mit lebensfreu­digen, aber auch melancholi­schen Tangos gegen diese Krise an. Die anderen können gerne zuhören.

***

Nicht abgesagt ist der Gottesdien­st. Auch wenn es nun keine öffentlich­en Gottesdien­ste geben darf, hindert mich das nicht daran, meinen christlich­en Glauben zu leben und Gott zu feiern. Mit Freunden, denen das auch wichtig ist, tauschen wir uns derzeit täglich über eine Bibelstell­e aus – per E-Mail.

***

Nicht abgesagt ist die Fantasie. Sie kennt zum Glück keine Grenzen! Die Fantasie ist die kreative Schwester der Hoffnung. Mit Fantasie kann es uns gelingen, das zu entdecken, was bei allen Absagen dennoch möglich ist. Gerlinde Knoller

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Die Natur erwacht: ein Spaziergän­ger am Kuhsee.
Foto: Klaus Rainer Krieger Die Natur erwacht: ein Spaziergän­ger am Kuhsee.

Newspapers in German

Newspapers from Germany