Um 18 Uhr läuten die Glocken zum Gebet
Wie es zu der Königsbrunner Aktion der beiden Kirchen kam und was sie bedeutet. Gemeinsam mit dem Kulturbüro soll jetzt auch eine Hilfe für Menschen angeboten werden, die allein sind und nicht aus dem Haus können
Königsbrunn Gottesdienste sind bis Mitte April in beiden Kirchen abgesagt: Das Gebet findet nun andere Formen. Jeden Abend um 18 Uhr wird nun in allen Kirchen Königsbrunns geläutet.
Aus der Gemeinde heraus wurde der Wunsch an die Geistlichen getragen, dass zusätzlich zum bestehenden Angebot auf den Homepages oder der Teilnahme an der Liturgie via Video (wir berichteten) ein Gebetsgeläut stattfinden könnte, das zum gemeinsamen häuslichen Gebet einlädt.
Ein Gebetsvorschlag ist auf den Homepages beider Kirchen gestellt. Als sichtbares Zeichen könnte eine brennende Kerze ins Fenster gestellt werden. Die Kerze symbolisiert Christus als das Licht der Welt und wird auch bei vielen anderen ähnlichen Aktionen tausender von Gläubigen, auch überregional in ganz Deutschland wie in anderen europäischen Ländern, ins Fenster gestellt. „In der evangelischen Theologie sprechen wir ohnehin
,Gottesdienst im Alltag der Welt’, der in der Hingabe des Christen für Gott und den Nächsten im Alltagsleben besteht. Auch dort kommt es zum Gottesdienst, wo Menschen im Gespräch mit Gott stehen“, sagt Pfarrer Ernst Sperber. Sein Kollege Bernd Leumann ergänzt: „Wir katholische Priester feiern jeden Tag die Messe und nehmen dabei selbstverständlich im Gebet alle mit hinein, die jetzt den Verlust um die Zelebration empfinden.“Beide Seelsorger betonen, dass zwar der Verzicht auf gemeinsame Gottesdienste gerade in der vorösterlichen Zeit, der vermutlich auch die Zeit von Ostern einschließt, schmerzlich sei, dass aber gerade auch Kirchen Verantwortung für die Gesellschaft und insbesondere für die schwächeren und hilfsbedürftigen Mitmenschen zu tragen hätten.
Daher gelte es, das Handeln der Staats- und Bundesregierung solidarisch mitzutragen und jede Vorsicht walten zu lassen, die möglich sei. Zum Mitmenschen Abstand zu halten, sei in der derzeitigen Situation eine konkrete Form christlicher Nächstenliebe.
Ebenfalls in ökumenischer Weise vereint sind die Katholische und Evangelische Kirche bei einem Unterstützungsdienst. In Zusammenarbeit mit der Stadt Königsbrunn richtet sich dieser an Menschen, die nicht mehr aus dem Haus gehen wollen beziehungsweise sollen.
Wer diese Unterstützung benötigt, sollte sich unter der Telefonnummer 08231/606-260 von Montag bis Freitag, 9 bis 12 Uhr und nachmittags von 14 bis 16 Uhr melden. Dort sitzen die Mitarbeiter des städtischen Kulturbüros Königsbrunn und regeln die Dienste. Ehrenamtliche der Evangelischen und Katholischen Kirchengemeinde werden dann für die Bürger einkaufen gehen, Rezepte abholen oder auch Botengänge erledigen. Auch wenn Hundebesitzer einen Engpass haben, stehen Freiwillige zur Verfügung, die sich selbst mit Hunden auskennen.
Das Angebot gilt für Königsbrunner, die ihre Wohnung nicht verlassen dürfen, weil sie sich in Quaranvom täne befinden oder die aus gesundheitlichen Gründen die Wohnung nicht verlassen können oder durch
Krankheit oder Alter zur Risikogruppe für das neuartige Coronavirus gehören.