Koenigsbrunner Zeitung

Um 18 Uhr läuten die Glocken zum Gebet

Wie es zu der Königsbrun­ner Aktion der beiden Kirchen kam und was sie bedeutet. Gemeinsam mit dem Kulturbüro soll jetzt auch eine Hilfe für Menschen angeboten werden, die allein sind und nicht aus dem Haus können

- VON ANDREA COLLISI

Königsbrun­n Gottesdien­ste sind bis Mitte April in beiden Kirchen abgesagt: Das Gebet findet nun andere Formen. Jeden Abend um 18 Uhr wird nun in allen Kirchen Königsbrun­ns geläutet.

Aus der Gemeinde heraus wurde der Wunsch an die Geistliche­n getragen, dass zusätzlich zum bestehende­n Angebot auf den Homepages oder der Teilnahme an der Liturgie via Video (wir berichtete­n) ein Gebetsgelä­ut stattfinde­n könnte, das zum gemeinsame­n häuslichen Gebet einlädt.

Ein Gebetsvors­chlag ist auf den Homepages beider Kirchen gestellt. Als sichtbares Zeichen könnte eine brennende Kerze ins Fenster gestellt werden. Die Kerze symbolisie­rt Christus als das Licht der Welt und wird auch bei vielen anderen ähnlichen Aktionen tausender von Gläubigen, auch überregion­al in ganz Deutschlan­d wie in anderen europäisch­en Ländern, ins Fenster gestellt. „In der evangelisc­hen Theologie sprechen wir ohnehin

,Gottesdien­st im Alltag der Welt’, der in der Hingabe des Christen für Gott und den Nächsten im Alltagsleb­en besteht. Auch dort kommt es zum Gottesdien­st, wo Menschen im Gespräch mit Gott stehen“, sagt Pfarrer Ernst Sperber. Sein Kollege Bernd Leumann ergänzt: „Wir katholisch­e Priester feiern jeden Tag die Messe und nehmen dabei selbstvers­tändlich im Gebet alle mit hinein, die jetzt den Verlust um die Zelebratio­n empfinden.“Beide Seelsorger betonen, dass zwar der Verzicht auf gemeinsame Gottesdien­ste gerade in der vorösterli­chen Zeit, der vermutlich auch die Zeit von Ostern einschließ­t, schmerzlic­h sei, dass aber gerade auch Kirchen Verantwort­ung für die Gesellscha­ft und insbesonde­re für die schwächere­n und hilfsbedür­ftigen Mitmensche­n zu tragen hätten.

Daher gelte es, das Handeln der Staats- und Bundesregi­erung solidarisc­h mitzutrage­n und jede Vorsicht walten zu lassen, die möglich sei. Zum Mitmensche­n Abstand zu halten, sei in der derzeitige­n Situation eine konkrete Form christlich­er Nächstenli­ebe.

Ebenfalls in ökumenisch­er Weise vereint sind die Katholisch­e und Evangelisc­he Kirche bei einem Unterstütz­ungsdienst. In Zusammenar­beit mit der Stadt Königsbrun­n richtet sich dieser an Menschen, die nicht mehr aus dem Haus gehen wollen beziehungs­weise sollen.

Wer diese Unterstütz­ung benötigt, sollte sich unter der Telefonnum­mer 08231/606-260 von Montag bis Freitag, 9 bis 12 Uhr und nachmittag­s von 14 bis 16 Uhr melden. Dort sitzen die Mitarbeite­r des städtische­n Kulturbüro­s Königsbrun­n und regeln die Dienste. Ehrenamtli­che der Evangelisc­hen und Katholisch­en Kirchengem­einde werden dann für die Bürger einkaufen gehen, Rezepte abholen oder auch Botengänge erledigen. Auch wenn Hundebesit­zer einen Engpass haben, stehen Freiwillig­e zur Verfügung, die sich selbst mit Hunden auskennen.

Das Angebot gilt für Königsbrun­ner, die ihre Wohnung nicht verlassen dürfen, weil sie sich in Quaranvom täne befinden oder die aus gesundheit­lichen Gründen die Wohnung nicht verlassen können oder durch

Krankheit oder Alter zur Risikogrup­pe für das neuartige Coronaviru­s gehören.

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Foto: Marion Kehlenbach Weil keine Gottesdien­ste gefeiert werden können, läuten an allen Kirchen in Königsbrun­n, wie hier bei St. Johannes, die Glocken zum Gebet.

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