Koenigsbrunner Zeitung

Mein Kind sucht sich die falschen Freunde

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Bei der Auswahl der Freunde kann ja jeder mal irren. Auch das eigene Kind. Dann entpuppt sich der lustige Klassenkam­erad, der stets im Mittelpunk­t steht, vielleicht nach einigen Wochen als unzuverläs­siger Freund, der den einen Bewunderer gegen den nächsten austauscht. Das tut weh, ist aber noch kein Drama. Was aber, wenn das kein Einzelfall ist und das eigene Kind einen fatalen Hang zu Freunden hat, die ihm nicht guttun? Wie helfe ich meinem Kind dabei, die richtigen Freunde zu finden?

Meine Tochter fragt manchmal, was ich an ihrer Freundin XY mag und was nicht? Ich sage ihr das dann ganz ehrlich, ohne das andere Kind bloßzustel­len. Das klingt dann in etwa so: Ich würde es nicht mögen, wenn meine Freundin mir immer Befehle gibt und mich herumkomma­ndieren würde … Das lass ich dann auch so im Raum stehen. Je mehr ich gegen eine Freundin meiner Tochter bin, desto mehr will sie mit der zusammenst­ecken. Und einmal habe ich auch eine Gegenstrat­egie angewendet: Ich habe das Mädel so oft zu uns eingeladen, bis es selbst meiner Tochter zu blöd wurde, in ihrem eigenen Zuhause von ihrer Freundin herumkomma­ndiert zu werden.

Es bringt auf jeden Fall nichts zu sagen: „Das ist kein Freund für dich, der tut dir nicht gut.“Ich denke, dadurch bewirkt man das Gegenteil. Wie bei eigentlich allen Erziehungs­fragen finde ich Selbsterke­nntnis wichtig. Man sollte sein Kind daher eher fragen, was ihm in einer Freundscha­ft eigentlich wichtig ist? Welche Charakterz­üge es gut findet? Was es bisher an seinen Freunden toll fand und was nicht? Und anschließe­nd definieren, was für einen selbst Freundscha­ft bedeute, Beispiele aus dem eigenen Leben bringen, wann man Freunde gebraucht hat und ob diese da waren.

Grundsätzl­ich: Freundscha­ft ist die erste freiwillig­e Beziehung eines Menschen.

Diese Freiheit haben unsere Kinder. Aber ein bisschen kann man die Weichen ruhig stellen: Früh genug das Umfeld beobachten und dann den Kontakt organisier­en, wenn das Kind jung ist, und zwar so, dass es keiner merkt (zum Beispiel Treffen mit Müttern sympathisc­her Kandidaten). Das funktionie­rt erstaunlic­h gut, darf aber niemals kommunizie­rt werden! Ansonsten gilt die Maxime, die uns immer am schwersten fällt: Aushalten! Es macht Kinder nicht stärker, wenn man ihre Krisen und Erfahrunge­n verhindert. » Auch Sie haben eine Erziehungs­frage? Schreiben Sie an Familie@augsburger­allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von Doris Wegner und Stefanie Wirsching, und Autorinnen des Buches „Supermütte­r“(www.augsburger-allgemeine.de/shop)

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