Koenigsbrunner Zeitung

Was für ein Wetter: Abends regnet es Eisen

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Abends regnet es Eisen: Astronomen haben einen Exoplanete­n mit einer besonderen Form von Extremwett­er beobachtet. Auf der Tagseite des 640 Lichtjahre entfernten Gasriesen im Sternbild Fische wird es so heiß, dass Metalle schmelzen. Das Beobachter­team um David Ehrenreich von der Universitä­t Genf hat deutliche Mengen Eisendampf in der Atmosphäre des Planeten nachgewies­en, wie die Forscher im britischen Fachblatt Nature berichten.

„Ein Bruchteil dieses Eisens wird aufgrund der Rotation des Planeten und der atmosphäri­schen Winde in die Nachtseite eingetrage­n“, erläutert Co-Autorin María Rosa Zapatero Osorio vom Zentrum für Astrobiolo­gie in Madrid in einer Mitteilung der Europäisch­en Südsternwa­rte Eso, mit deren Instrument­en die Beobachtun­gen stattgefun­den haben. „Dort trifft das Eisen auf viel kühlere Umgebungen, kondensier­t und regnet herunter.“

Der Planet mit der Katalognum­mer Wasp-76b hat knapp den doppelten Durchmesse­r des Jupiter, des größten Planeten in unserem System. Er umrundet seinen Heimatster­n so eng, dass er rund tausendmal mehr Strahlung von ihm empfängt als die Erde von der Sonne. Dabei wendet er seinem Stern stets dieselbe Seite zu, so wie der Mond der Erde ebenfalls immer dieselbe Seite zeigt. Dadurch wird es auf der

Tagseite des Gasriesen 2400 Grad Celsius heiß – Temperatur­en, bei denen Metalle verdampfen. Auf der immerwähre­nden Nachtseite ist es jedoch rund 1000 Grad kühler, wie die Wissenscha­ftler berichten.

Die Astronomen untersucht­en den exotischen Gasriesen mit einem Spezialins­trument am „Very Large Telescope“der Eso. „Die Beobachtun­gen zeigen, dass in der Atmosphäre der heißen Tagseite von Wasp-76b Eisendampf im Überfluss vorhanden ist“, betont Zapatero Osorio. Auch in der Abendzone, die Tag- und Nachtseite des Planeten trennt und in der es kühler wird, zeigte sich eine starke Eisen-Signatur. „Man könnte sagen, dass es auf diesem Planeten abends regnerisch wird, nur dass es Eisen regnet“, erläutert Ehrenreich. Allerdings ist dabei immer in derselben Region des Planeten Abend.

Mit der Untersuchu­ng haben die Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler nicht nur die großen Temperatur­unterschie­de zwischen den beiden Seiten des Planeten bestimmt, sondern auch eine unterschie­dliche Tag- und Nachtchemi­e nachgewies­en, die zu dem Eisenregen führt. Diese Beobachtun­gen lassen sich auch bei anderen Planeten durchführe­n, wie Ehrenreich betont. „Was wir jetzt erhalten haben, ist eine ganz neue Art, das Klima der extremsten Exoplanete­n zu erforschen.“Till Mundzeck

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