Abgeordnete wollen Flüchtlinge auf Feldern
Nachdem die Grenzen für Erntehelfer geschlossen wurden, fürchten Bauern im Augsburger Land um ihre Ernte. Asylbewerber sollen helfen, fordern zwei heimische Abgeordnete
Landwirt Josef Kraus aus Gessertshausen sucht Mitarbeiter: Er brauche bis spätestens Anfang Mai etwa 200 Leute, die ihm bei der Erdbeerernte helfen. Sonst könnten die Früchte auf den Feldern verfaulen. Bewerbern könne er bis Ende Juli Arbeit bieten. Die sei aber körperlich anstrengend und nicht für jeden geeignet.
Der Grund für Kraus’ Notlage: Am Mittwoch hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) einen Einreisestopp für Erntehelfer verhängt. Gerade Obst- und Spargelbauern trifft das hart. Kraus hatte sich bisher beispielsweise auf polnische und rumänische Saisonarbeiter verlassen. Die dürfen nun nicht mehr ins Land. Er sieht seine Ernte bedroht: „Die Situation ist auf jeden Fall nicht lustig“, sagt er.
Die Landtagsabgeordneten Johann Häusler (Freie Wähler) und Georg Winter (CSU), beide aus dem Stimmkreis Augsburg Land Nord, haben einen Vorschlag, wer den Landwirten helfen könnte: „Ich würde es begrüßen Geflüchtete als Saisonarbeiter auf den Feldern einzusetzen“, teilte Häusler mit. Er habe zahlreiche besorgte Briefe von Bauern erhalten, die wegen der Grenzschließung Angst um ihre Ernte hätten. „Anerkannte Flüchtlinge“können ohne Weiteres eingesetzt werden.
„Gestattete“befinden sich im laufenden Asylverfahren und dürfen eigentlich keine Beschäftigung ausüben. Außerdem dürfen sie den Bezirk der Ausländerbehörde nicht
Sie sind also in den meisten Fällen an den Landkreis gebunden. „Geduldete“dürfen nur mit Sondererlaubnis des Amtes arbeiten und sind ebenfalls in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Häusler plädiert dafür die Regelungen für diese beiden Gruppen zu lockern. „Die Felder werden in vielen Fällen in einem anderen Landkreis liegen als der Wohnort des Asylbewerbers“, sagt er. „Es geht darum, dass im Herbst und Winter ausreichend
Obst und Gemüse zur Verfügung steht und die drohenden finanziellen Verluste der Bauern abzufedern“, erklärt Häusler. Er stehe bereits im Kontakt mit Flüchtlingshelfern, die bereits mehrere Anfragen erhalten hätten. Häuslers Kollege Georg Winter und der Wertinger Bezirksrat fordern unbürokratische Regelungen.
Laut Martin Mayr, dem Kreisobmann des Bauernverbandes, ist das eine interessante Idee: „Viele Bauverlassen. ern stehen gerade vor einem Rätsel“, sagt er. Auch Spargel und Zuckerrüben seien betroffen. „Die Arbeit ist schnell gelernt und Landwirte brauchen die Leute nun mal“, sagt er. Wenn die Ernte ausfiele, sei für den Bauern das gesamte Jahreseinkommen verloren. „Viele Betriebe würden das nicht aushalten“, sagt er. Gerade größere Höfe seien stark betroffen, weil ihnen mehr Arbeitskräfte verloren gegangen seien. Auch die Fleischversorgung könne gefährdet sein, weil Schlachthöfe ebenfalls Arbeiter aus Osteuropa einsetzen würden.
Auch der Gessertshauser Landwirt Josef Kraus hält die Idee für sinnvoll: „Im Moment hängen wir in der Luft. Ich weiß nicht, was in vier Wochen ist.“Er brauche die Arbeitskräfte dringend. Es sei ihm auch egal, was sie für einen Pass hätten: „Jeder der Lust auf die Arbeit und Freude daran hat, kann gerne kommen“, sagt er.