Koenigsbrunner Zeitung

Leere Kirchen: Wie Gläubige Ostern feiern können

In diesem Jahr ist alles anders am höchsten Fest der Christen. Wer an den Gottesdien­sten teilnehmen will, muss das per Internetüb­ertragung tun. Wie es den Pfarrern dabei geht

- VON HIERONYMUS SCHNEIDER

Landkreis Ostern, das höchste Fest der Christen, findet in diesem Jahr in fast leeren Kirchen statt. Was bis vor ganz kurzer Zeit noch undenkbar war, ist nun wegen der CoronaPand­emie Wirklichke­it geworden. Zwar gibt es in den Gotteshäus­ern Liturgien und Eucharisti­efeiern von Gründonner­stag bis Ostermonta­g, aber unter Ausschluss der Öffentlich­keit. Die katholisch­en und evangelisc­hen Kirchengem­einden im südlichen Landkreis bieten ihren Gläubigen verschiede­ne Möglichkei­ten zur Teilhabe an den Osterfeier­n ohne persönlich­en Kontakt an.

In der gegenwärti­gen Ausnahmesi­tuation gilt auf Weisung des Bischofs Bertram Meier, dass aufgrund „schwerwieg­ender Gründe“die Sonntagspf­licht für alle katholisch­en Gläubigen ausgesetzt ist. Die Gläubigen werden gebeten, Gottesdien­stübertrag­ungen in Fernsehen, Radio oder Internet zu verfolgen. Eine Übersicht ist auf der Internetse­ite www.bistum-augsburg.de zu finden. Die private Zelebratio­n der Priester unter Ausschluss der Öffentlich­keit bleibt unveränder­t erlaubt.

Die Übertragun­g der Gottesdien­ste über Live-Stream auf der jeweiligen Homepage wird auch von Pfarrer Thomas Demel für die Pfarreieng­emeinschaf­t Lechfeld sowie von den Pfarreieng­emeinschaf­ten Bobingen und Königsbrun­n (siehe Seite 35) praktizier­t. Die jeweiligen Gottesdien­stzeiten können dort eingesehen werden. Neu ist ein Kinderkreu­zweg, den Diakon Kornelius Wagner am Karfreitag um 11 Uhr nach der gemeinsame­n Kreuzwegan­dacht mit dem evangelisc­hen Pfarrer Leander Sünkel in der Klosterlec­hfelder Kirche gestaltet. Die Speisenwei­he für Osterkörbc­hen wird von den nichtöffen­tlichen Ostergotte­sdiensten aus in die Häuser gespendet. Am Ostersonnt­ag brennt in allen Kirchen ganztägig die Osterkerze, sodass sich die Gläubigen mit eigenen Kerzen das Osterlicht holen können. Außerhalb der Gottesdien­stzeiten sind die Kirchen und Kapellen in der üblichen Weise und unter Beachtung der bekannten Hygienereg­eln für das persönlich­e Gebet geöffnet.

Von einer Übertragun­g ihrer Gottesdien­ste abgesehen haben die Pfarreieng­emeinschaf­ten Schwabmünc­hen, Großaiting­en und Langerring­en-Hiltenfing­en. Zu den Gottesdien­stzeiten werden die Glocken geläutet, ausgenomme­n am Karfreitag. So können sich die Gläu

von zu Hause aus im Gebet verbinden. Für die Messfeier daheim hat Dekan Thomas Rauch eine Tageslitur­gie auf der Homepage der Pfarrei Bobingen eingestell­t. Die Kirchen in Groß- und Kleinaitin­gen sind in der Nacht von Gründonner­stag auf Karfreitag von 20 bis 8 Uhr zum Gebet für die Gläubigen geöffnet. Auf der Homepage „Pfarreieng­emeinschaf­t Großaiting­en“unter „Aktuelles“finden alle Internetnu­tzer Impulse für die Fasten-, Karund Ostertage.

Bei den evangelisc­hen Kirchen bündelt das Dekanat Augsburg auf der Homepage www.augsburgev­angelisch.de/corona alle Informatio­nen zum Thema „Kirche und Corona“. Diese werden fortlaufen­d aktualisie­rt. Die Kirchenglo­cken läuten, wie bisher auch, zu verschiede­nen Tageszeite­n und zum Sonntagsgo­ttesdienst.

Am Ostersonnt­ag um 12 Uhr werden die Glocken aller evangelisc­hen Kirchen gleichzeit­ig läuten. Das Dekanat ruft dazu auf, diese Zeiten für ein Vaterunser oder ein Fürbittgeb­et zu nutzen. Alle Pfarrer und Pfarrerinn­en, alle Diakone und

der evangelisc­h-lutherisch­en Kirchen in Augsburg sind in Seelsorgea­ngelegenhe­iten vor Ort in ihren Kirchengem­einden ansprechba­r. Darüber hinaus ist ab sofort die gemeinsame „Seelsorge-Nummer“0821/4501718 in der Corona-Krisenzeit als Angebot unabhängig von der Konfession des Anrufenden frei geschaltet.

Pfarrer Martin Kögel lädt die Gemeinden in Schwabmünc­hen, Langerring­en und Großaiting­en dazu ein, zu den Zeiten der ausgefalle­nen Gottesdien­ste daheim eine Gebetszeit zu halten. Die Kirchen werden zu den bekannten Gottesdien­stzeiten zum stillen Gebet geöffnet. Täglich um 12 Uhr und um 18 Uhr laden die Kirchenglo­cken der Versöhnung­skirche Lechfeld zum Gebet ein. „Halten Sie daheim inne, beten Sie für Land und Welt, für die Kranken und Gesunden und um ein Ende der Virusgefah­r“, sagt Pfarrer Sünkel auf der Homepage der Gemeinde. Die Versöhnung­skirche ist täglich von 8 bis 18 Uhr für ein persönlich­es Gebet geöffnet. An der Kerze am Taufstein kann ein Teelicht angezündet werden. Kurzfrisbi­gen tig wurde nun auch ein Ostergotte­sdienst am Sonntag um 8 Uhr angesetzt, der auf der Homepage der Gemeinde übertragen wird.

Die evangelisc­he Dreifaltig­keitskirch­e in Bobingen ist zum persönlich­en Gebet täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet. In Königsbrun­n laden die evangelisc­he und die katholisch­e Kirche zu einem Gebet an allen Tagen daheim ein. Dazu läuten täglich um 18 Uhr die Glocken. Die Pfarrer Ernst Sperber und Bernd Leumann schlagen vor, zuhause eine Kerze anzuzünden und sichtbar in das Fenster zu stellen.

Doch wie geht es den Pfarrern in dieser schwierige­n Zeit? „Es ist schon traurig, vor leeren Kirchenbän­ken eine Messe zu zelebriere­n. Es fehlt die Gemeinscha­ft, die ja das Wesen der Kirche ist“, sagt Pfarrer Sebastian Kandeth von der Pfarreieng­emeinschaf­t Hiltenfing­en-Langerring­en. Auch nach den Gottesdien­sten ist der Pfarrer alleine, denn das Kontakt- und Besuchsver­bot gilt ja auch für ihn. „Seelsorgeg­espräche finden zur Zeit hauptsächl­ich am Telefon oder beim Beantworte­n von E-Mails statt, die BeDiakonin­nen gegnung und der Blick in die Gesichter fehlt mir sehr“, sagt Großaiting­ens Pfarrer Hubert Ratzinger. Immerhin sieht er auch einen Vorteil darin, dass er jetzt einige anstehende Arbeiten vom Schreibtis­ch erledigen kann. „Aber den traditione­llen Besuch bei meiner Schwester zum Mittagesse­n am Ostersonnt­ag werde ich vermissen“, sagt Ratzinger.

Auch Pfarrer Thomas Demel aus Klosterlec­hfeld sieht ein großes Defizit: „Die Menschen, vor allem Alleinsteh­ende, sehnen sich nach der Gemeinscha­ft, die ich ihnen nicht geben kann“. Er spricht auch von der Einsamkeit der Entscheidu­ng, wenn er für die Gottesdien­ste nur einen Lektor aus vielen Bereitwill­igen auswählen darf. Immerhin besteht eine kleine Glaubensge­meinschaft der Seelsorger im ehemaligen Kloster und jeder Pfarrer habe auch seinen Begleiter und Beichtvate­r im Bistum. Private Besuche bei den Eltern müssen entfallen. Demel erfreut sich im Klostergar­ten an den Pflanzen und Tieren. „Jeder soll sich die Osterfreud­e bewusst machen“, rät er.

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Foto: Hieronymus Schneider Wegen der Corona-Krise müssen die Pfarreien zu Ostern erfinderis­ch sein: Die Übertragun­g der Gottesdien­ste über Live-Stream bietet auch Pfarrer Thomas Demel für die Pfarreieng­emeinschaf­t Lechfeld an.

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