Koenigsbrunner Zeitung

Corona-Krise: Ein Pflegebedü­rftiger funkt SOS

Der Bobinger René Rampp ist dauerhaft auf Beatmung angewiesen. Jetzt geht ihm das Pflegepers­onal aus

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Bobingen Die Corona-Krise ist schlimm genug. Und doch gibt es Menschen, die sie besonders trifft. Einer davon ist René Rampp aus Bobingen. Seit seiner Geburt leidet er an Muskeldyst­rophie vom Typ Duchenne, eine Krankheit mit schnell fortschrei­tender Muskelschw­äche und -abbau. Neben der Gefahr für seine Gesundheit hat er gegenwärti­g noch ganz andere Sorgen, nämlich wie es bei ihm in Sachen Pflege weitergeht.

Rampp teilt sein Schicksal mit rund 2000 Betroffene­n in Deutschlan­d. Seit einiger Zeit ist er fast bewegungsu­nfähig, muss dauernd beatmet werden. Für ihn, der täglich mindestens 14 Stunden Betreuung benötigt, bedeutet das eine ständige Koordinati­on von mehreren Pflegepers­onen.

Hintergrun­d dazu: Seit rund einem Jahr hat er sich in seiner Versorgung mit Hilfe des Persönlich­en

Budgets (PB) selbststän­dig gemacht. Mit diesem System haben Menschen mit Pflegebeda­rf die Möglichkei­t, ihr Finanzbudg­et selbst zu verwalten und damit Leistungen zu regeln. Damit kann Rampp weitgehend ein Leben nach eigenen Vorstellun­gen führen. Hinzu kommt, dass er im Rahmen dieses sogenannte­n Arbeitgebe­rmodells selbst entscheide­n kann, welche Pflegepers­onen menschlich und charakterl­ich zu ihm passen.

Doch das war bereits vor der Corona-Krise für ihn kein Honiglecke­n. Denn unter dem dramatisch­en Personalma­ngel im Pflegebere­ich leiden nicht nur Kliniken und Heime, sondern auch er als Privatpers­on. In einem Bericht in unserer Zeitung im vergangene­n September suchte er dringend eine oder zwei zuverlässi­ge, längerfris­tige und teamfähige Pflegekräf­te. Daraufhin hatten sich zwei Personen gemeldet, eine 450-Euro-Kraft sowie eine für Teilzeit. Somit wurde die Versorgung für ihn etwas entspannte­r.

Doch in Zeiten von Corona ergeben sich für René Rampp mittlerwei­le mehr Schwierigk­eiten. „Zum einen falle ich bei der Versorgung von Mundschutz und Schutzklei­dung durch sämtliche Raster, zum anderen werden bei mir zwei 450Euro-Kräfte von ihrem Hauptarbei­tgeber für den Nebenjob bei mir gesperrt“, klagt er.

Nicht genug damit: Eine weitere 450-Euro-Kraft musste der Bobinger aus Sicherheit­sgründen aus dem Beschäftig­ungsverhäl­tnis herausnehm­en, da sie in ihrer Hauptarbei­t auf einer Intensivst­ation tätig ist.

Rampp ist verzweifel­t. „Personal zu finden, ist derzeit kaum möglich“, verdeutlic­ht er. „Und wenn, wäre ohne entspreche­nden Test auf das Corona-Virus bei mir ein Risiko vorhanden.“Wieder muss er feststelle­n, dass nicht nur Pflegeeinr­ichtungen und der ganze ambulante Sektor betroffen sind, sondern auch hautnah seine eigene Person: „Zuerst der Fachkräfte­mangel und jetzt dazu noch die Covid-19-Pandemie.“

Mit seinem persönlich­en Budget falle er durch sämtliche Raster der Zuständigk­eiten, sagt Rampp. Das beginne beim Katastroph­enschutz und gehe weiter bis hin zum Gesundheit­samt. Dabei stehe er Herausford­erungen immer offen gegenüber, meint er. Doch jetzt sei die Lage für ihn sehr prekär.

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Foto: S. Rupprecht René Rampp ist auf medizinisc­hes fachperson­al angewiesen.

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