Gewalt an den Ostertagen?
Knapp 1500 Menschen leben im Augsburger Land in ohnehin nicht einfachen Verhältnissen. Die polizeilichen Vorfälle über die Ostertage kommen allerdings aus einer ganz anderen Personengruppe
Aufgrund der Ausgangsbeschränkungen befürchten Experten eine Zunahme gewaltsamer Auseinandersetzungen. Wie es an Ostern aussah.
Landkreis Die Voraussetzungen für ein perfektes Osterwochenende hätten kaum besser sein können. Biergärten und andere Ausflugsziele wären im Normalfall von Besuchern überrannt worden. Doch auch im Augsburger Land ist heuer alles anders. Und nicht jeder ist in der glücklichen Lage, einen Garten oder einen Balkon sein eigen nennen zu können. Experten befürchteten daher ob der räumlichen Enge eine Zunahme der häuslichen Gewalt. Erst vor wenigen Tagen hatte es, wie berichtet, in einem Augsburger Asylbewerberheim einen Familienstreit gegeben, bei dem ein 29-Jähriger einen Jugendlichen erstochen haben soll. Verschärfen die Ausgangsbeschränkungen die Situation in den Unterkünften im Augsburger Land?
Knapp 650 Menschen überwiegend aus Afghanistan, Nigeria und Syrien leben in den zwölf staatlichen Gemeinschaftsunterkünften der Regierung von Schwaben. In einem Übergangswohnheim sind weitere 27 Personen untergebracht. Der Landkreis Augsburg betreibt zudem 46 dezentralen Asylunterkünfte, in denen derzeit knapp 780 Personen leben. „Die Unterbringung von Bewohnern in Gemeinschaftsunterkünften ist vergleichbar mit dem Zusammenleben in Wohngemeinschaften oder Mehrfamilienhäusern“, sagt Karl-Heinz Meyer von der Pressestelle der Regierung. Doch dieses Zusammenleben stellt Bewohner und Betreiber aufgrund der Corona-Krise vor große Herausforderungen.
Insgesamt 24 Nationalitäten leben momentan in den Gemeinschaftsunterkünften. „So wie auch bei den Bürgern müssen auch in den Asylbewerberheimen die vorläufigen Ausgangsbeschränkungen beachtet werden“, sagt Meyer. Auch die Einhaltung eines gewissen Mindestabstands ist eine der Grundregeln für die Bewohner. „Um Zusammenkünfte von Personen auf ein Minimum zu reduzieren, ist der Zutritt für die Dauer der vorläufigen Ausgangsbeschränkung nur noch dem in den Einrichtungen regelmäßig tätigen Personal, sowie den dort untergebrachten Personen gestattet“, erklärt Meyer.
Ein wenig Entspannung gibt es aktuell aufgrund der geringen Belegung. Freie Räume können daher von den Bewohnern zusätzlich genutzt werden. „Die freien Kapazitäten stehen den Bewohnern zur Verfügung“, bestätigt Meyer. Auch in den Einrichtungen des Landkreises gibt es daher keine Überlegungen, zur Entzerrung einer möglichen Enge auf freie Hotelzimmer oder Pensionen auszuweichen. „Da die dezentralen Asylunterkünfte in der Regel eine wesentlich kleinere Unterbringungskapazität haben und dementsprechend die Gefahr für extreme Spannungen und Gewalttaten wesentlich geringer ist, gibt es derzeit aus unserer Sicht keinen notwendigen Handlungsbedarf“, sagt Annemarie Scirtuicchio von der Pressestelle des Landratsamts.
Trotz der empfindlichen Beschränkungen der ohnehin schon nicht einfachen Situation, hat es bislang keine Komplikationen in den Unterkünften im Augsburger Land gegeben. „Die Bewohner nehmen die Situation im Wesentlichen mit Verständnis auf“, lobt Meyer. Die Bewohner werden über mehrsprachige Plakataushänge sowie durch das vor Ort eingesetzte Betreuungspersonal über wichtige Verhaltensregeln und insbesondere auch Hygienemaßnahmen informiert.
Einige Verstöße gegen die Ausgangsbeschränkungen gab es über Ostern im Augsburger Land dennoch. Sowohl in Bobingen als auch in Gersthofen, musste am Sonntagabend jeweils eine Grillfeier aufgelöst werden. Die Gäste mussten umgehend den Heimweg antreten. Auch in Gersthofen fiel am Montagnachmittag eine kleinere Personengruppe im Bereich des Bahnhofs auf. Die vier Männer aus Augsburg im Alter von 23 bis 30 Jahren gaben an, einen gemeinsamen Ausflug nach Gersthofen gemacht zu haben. Es folgen Anzeigen nach dem Infektionsschutzgesetz.