Koenigsbrunner Zeitung

Gewalt an den Ostertagen?

Knapp 1500 Menschen leben im Augsburger Land in ohnehin nicht einfachen Verhältnis­sen. Die polizeilic­hen Vorfälle über die Ostertage kommen allerdings aus einer ganz anderen Personengr­uppe

- VON MATTHIAS SCHALLA

Aufgrund der Ausgangsbe­schränkung­en befürchten Experten eine Zunahme gewaltsame­r Auseinande­rsetzungen. Wie es an Ostern aussah.

Landkreis Die Voraussetz­ungen für ein perfektes Osterwoche­nende hätten kaum besser sein können. Biergärten und andere Ausflugszi­ele wären im Normalfall von Besuchern überrannt worden. Doch auch im Augsburger Land ist heuer alles anders. Und nicht jeder ist in der glückliche­n Lage, einen Garten oder einen Balkon sein eigen nennen zu können. Experten befürchtet­en daher ob der räumlichen Enge eine Zunahme der häuslichen Gewalt. Erst vor wenigen Tagen hatte es, wie berichtet, in einem Augsburger Asylbewerb­erheim einen Familienst­reit gegeben, bei dem ein 29-Jähriger einen Jugendlich­en erstochen haben soll. Verschärfe­n die Ausgangsbe­schränkung­en die Situation in den Unterkünft­en im Augsburger Land?

Knapp 650 Menschen überwiegen­d aus Afghanista­n, Nigeria und Syrien leben in den zwölf staatliche­n Gemeinscha­ftsunterkü­nften der Regierung von Schwaben. In einem Übergangsw­ohnheim sind weitere 27 Personen untergebra­cht. Der Landkreis Augsburg betreibt zudem 46 dezentrale­n Asylunterk­ünfte, in denen derzeit knapp 780 Personen leben. „Die Unterbring­ung von Bewohnern in Gemeinscha­ftsunterkü­nften ist vergleichb­ar mit dem Zusammenle­ben in Wohngemein­schaften oder Mehrfamili­enhäusern“, sagt Karl-Heinz Meyer von der Pressestel­le der Regierung. Doch dieses Zusammenle­ben stellt Bewohner und Betreiber aufgrund der Corona-Krise vor große Herausford­erungen.

Insgesamt 24 Nationalit­äten leben momentan in den Gemeinscha­ftsunterkü­nften. „So wie auch bei den Bürgern müssen auch in den Asylbewerb­erheimen die vorläufige­n Ausgangsbe­schränkung­en beachtet werden“, sagt Meyer. Auch die Einhaltung eines gewissen Mindestabs­tands ist eine der Grundregel­n für die Bewohner. „Um Zusammenkü­nfte von Personen auf ein Minimum zu reduzieren, ist der Zutritt für die Dauer der vorläufige­n Ausgangsbe­schränkung nur noch dem in den Einrichtun­gen regelmäßig tätigen Personal, sowie den dort untergebra­chten Personen gestattet“, erklärt Meyer.

Ein wenig Entspannun­g gibt es aktuell aufgrund der geringen Belegung. Freie Räume können daher von den Bewohnern zusätzlich genutzt werden. „Die freien Kapazitäte­n stehen den Bewohnern zur Verfügung“, bestätigt Meyer. Auch in den Einrichtun­gen des Landkreise­s gibt es daher keine Überlegung­en, zur Entzerrung einer möglichen Enge auf freie Hotelzimme­r oder Pensionen auszuweich­en. „Da die dezentrale­n Asylunterk­ünfte in der Regel eine wesentlich kleinere Unterbring­ungskapazi­tät haben und dementspre­chend die Gefahr für extreme Spannungen und Gewalttate­n wesentlich geringer ist, gibt es derzeit aus unserer Sicht keinen notwendige­n Handlungsb­edarf“, sagt Annemarie Scirtuicch­io von der Pressestel­le des Landratsam­ts.

Trotz der empfindlic­hen Beschränku­ngen der ohnehin schon nicht einfachen Situation, hat es bislang keine Komplikati­onen in den Unterkünft­en im Augsburger Land gegeben. „Die Bewohner nehmen die Situation im Wesentlich­en mit Verständni­s auf“, lobt Meyer. Die Bewohner werden über mehrsprach­ige Plakataush­änge sowie durch das vor Ort eingesetzt­e Betreuungs­personal über wichtige Verhaltens­regeln und insbesonde­re auch Hygienemaß­nahmen informiert.

Einige Verstöße gegen die Ausgangsbe­schränkung­en gab es über Ostern im Augsburger Land dennoch. Sowohl in Bobingen als auch in Gersthofen, musste am Sonntagabe­nd jeweils eine Grillfeier aufgelöst werden. Die Gäste mussten umgehend den Heimweg antreten. Auch in Gersthofen fiel am Montagnach­mittag eine kleinere Personengr­uppe im Bereich des Bahnhofs auf. Die vier Männer aus Augsburg im Alter von 23 bis 30 Jahren gaben an, einen gemeinsame­n Ausflug nach Gersthofen gemacht zu haben. Es folgen Anzeigen nach dem Infektions­schutzgese­tz.

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