Unfreiwilliger Abschied nach zwölf Jahren
Christian Moravcik (SPD) und Alexander Süßmair (Polit-WG) haben in der laufenden Periode die Seiten gewechselt. Den Wiedereinzug in den Stadtrat verfehlten sie. So reagieren sie darauf
Im Augsburger Stadtrat kommt es bald zum großen Stühlerücken. Mehr als die Hälfte der amtierenden Stadträte scheidet Ende April aus. Zwei von ihnen hätten gerne weitergemacht, zumal sie zu den Jüngeren im Gremium gehören: Christian Moravcik, 36, und Alexander Süßmair, 42, verfehlten den Wiedereinzug. Sie bekamen nicht genügend Stimmen. Die Enttäuschung ist bei beiden Kommunalpolitikern vorhanden, wie sie gegenüber unserer Redaktion sagen. Aufgeben sei allerdings der falsche Weg. Sie wollen sich weiterhin politisch engagieren.
Trotz des vergleichsweise jungen Alters blicken Moravcik und Süßmair auf eine längere Zeit als Stadtrat zurück. Sie zogen im Jahr 2008 erstmals ins Gremium ein. Es gibt eine weitere Verbindung: Moravcik Süßmair vertraten beim Abschied nicht mehr diejenige Partei, für die sie in den Stadtrat gewählt wurden. Moravcik war in der laufenden Amtsperiode von den Grünen zur SPD gewechselt. Süßmair hatte die Linkspartei verlassen. Er war eine Zeit lang parteilos, ehe er bei der Polit-WG eine neue Heimat fand. Süßmair, der von 2009 bis 2013 für die Linkspartei im Bundestag saß, sagt zum bevorstehenden Abschied: „Er fällt teils schwer, teils weniger schwer.“Er sei gerne Kommunalpolitiker: „Denn die Kommunalpolitik ist sehr konkret und direkt, man kann als Einzelner durchaus etwas bewegen, im Gegensatz als Abgeordneter im Bundestag.“Ihm sei es immer darum gegangen, sich für eine soziale und gerechte Politik einzusetzen. Die Einführung des Sozialtickets für den Nahverkehr verbuche er als persönlichen Erfolg. Mit Blick nach vorne sagt der 42-Jährige: „Ich hätte durchaus gerne noch eine Periode weitergemacht, da ich nun über viel Wissen und Erfahrung verfüge. Andererseits ist in den vergangenen zwölf Jahren auch viel Privates zu kurz gekommen.“Moravcik freut sich momentan auf mehr Privatleben, zumal ein freudiges Ereignis ansteht: Im Juni wird er Vater. Die Zeit im Stadtrat sei intensiv gewesen: „Es waren sechs spannende Jahre als echte Opposition zur Zeit der CSU/ ProAugsburg-Regierung und danach sechs spannende Jahre als Teil der Regierungskooperation.“Große Entscheidungen wie die letztlich geund scheiterte Stadtwerke-Fusion und die begonnene Theatersanierung habe er „auch kritisch begleitet“.
Dass es mit dem Wiedereinzug nicht geklappt hat, damit könne er umgehen, sagt der Kommunalpolitiker. In der politischen Bewertung sagt er: „Inhaltlich sehe ich gerade in der Finanzpolitik äußerst harte Zeiten auf die Stadt zukommen und ich hätte an der Überwindung der drohenden kommunalen Finanzkrise durch die Corona-Krise gerne mitgewirkt.“
Moravcik kündigt an, dass er der Politik nicht den Rücken kehren werde: „Ein politischer Mensch wird nicht unpolitisch, weil er aus dem Stadtrat ausscheidet. Ich werde weiterhin in der SPD aktiv sein und auch den wiedergewählten und neuen Stadträten mit Rat und Tat zur Seite stehen.“Dass er die Grünen verlassen habe, die bei der Wahl im März so erfolgreich abgeschnitten haben, bereut der SPD-Mann nicht: „Politik mit der SPD-Fraktion zu machen, hat Spaß gemacht und einen enormen Motivationsschub gegeben.“Menschlich sei die Zeit in der SPD-Fraktion hervorragend, so der 36-Jährige, der im Dezember 2018 die Seiten gewechselt hatte.
Süßmair will weiter politisch am Ball bleiben, auch wenn die PolitWG dem neuen Stadtrat nicht mehr angehört: „Ich bleibe Mitglied in der Polit-WG. Wir werden uns weiter politisch einmischen.“Außerdem gebe es das Projekt „Für ein selbstbewusstes Schwaben“. Hier werde er sich weiterhin engagieren.