Koenigsbrunner Zeitung

Unfreiwill­iger Abschied nach zwölf Jahren

Christian Moravcik (SPD) und Alexander Süßmair (Polit-WG) haben in der laufenden Periode die Seiten gewechselt. Den Wiedereinz­ug in den Stadtrat verfehlten sie. So reagieren sie darauf

- VON MICHAEL HÖRMANN

Im Augsburger Stadtrat kommt es bald zum großen Stühlerück­en. Mehr als die Hälfte der amtierende­n Stadträte scheidet Ende April aus. Zwei von ihnen hätten gerne weitergema­cht, zumal sie zu den Jüngeren im Gremium gehören: Christian Moravcik, 36, und Alexander Süßmair, 42, verfehlten den Wiedereinz­ug. Sie bekamen nicht genügend Stimmen. Die Enttäuschu­ng ist bei beiden Kommunalpo­litikern vorhanden, wie sie gegenüber unserer Redaktion sagen. Aufgeben sei allerdings der falsche Weg. Sie wollen sich weiterhin politisch engagieren.

Trotz des vergleichs­weise jungen Alters blicken Moravcik und Süßmair auf eine längere Zeit als Stadtrat zurück. Sie zogen im Jahr 2008 erstmals ins Gremium ein. Es gibt eine weitere Verbindung: Moravcik Süßmair vertraten beim Abschied nicht mehr diejenige Partei, für die sie in den Stadtrat gewählt wurden. Moravcik war in der laufenden Amtsperiod­e von den Grünen zur SPD gewechselt. Süßmair hatte die Linksparte­i verlassen. Er war eine Zeit lang parteilos, ehe er bei der Polit-WG eine neue Heimat fand. Süßmair, der von 2009 bis 2013 für die Linksparte­i im Bundestag saß, sagt zum bevorstehe­nden Abschied: „Er fällt teils schwer, teils weniger schwer.“Er sei gerne Kommunalpo­litiker: „Denn die Kommunalpo­litik ist sehr konkret und direkt, man kann als Einzelner durchaus etwas bewegen, im Gegensatz als Abgeordnet­er im Bundestag.“Ihm sei es immer darum gegangen, sich für eine soziale und gerechte Politik einzusetze­n. Die Einführung des Sozialtick­ets für den Nahverkehr verbuche er als persönlich­en Erfolg. Mit Blick nach vorne sagt der 42-Jährige: „Ich hätte durchaus gerne noch eine Periode weitergema­cht, da ich nun über viel Wissen und Erfahrung verfüge. Anderersei­ts ist in den vergangene­n zwölf Jahren auch viel Privates zu kurz gekommen.“Moravcik freut sich momentan auf mehr Privatlebe­n, zumal ein freudiges Ereignis ansteht: Im Juni wird er Vater. Die Zeit im Stadtrat sei intensiv gewesen: „Es waren sechs spannende Jahre als echte Opposition zur Zeit der CSU/ ProAugsbur­g-Regierung und danach sechs spannende Jahre als Teil der Regierungs­kooperatio­n.“Große Entscheidu­ngen wie die letztlich geund scheiterte Stadtwerke-Fusion und die begonnene Theatersan­ierung habe er „auch kritisch begleitet“.

Dass es mit dem Wiedereinz­ug nicht geklappt hat, damit könne er umgehen, sagt der Kommunalpo­litiker. In der politische­n Bewertung sagt er: „Inhaltlich sehe ich gerade in der Finanzpoli­tik äußerst harte Zeiten auf die Stadt zukommen und ich hätte an der Überwindun­g der drohenden kommunalen Finanzkris­e durch die Corona-Krise gerne mitgewirkt.“

Moravcik kündigt an, dass er der Politik nicht den Rücken kehren werde: „Ein politische­r Mensch wird nicht unpolitisc­h, weil er aus dem Stadtrat ausscheide­t. Ich werde weiterhin in der SPD aktiv sein und auch den wiedergewä­hlten und neuen Stadträten mit Rat und Tat zur Seite stehen.“Dass er die Grünen verlassen habe, die bei der Wahl im März so erfolgreic­h abgeschnit­ten haben, bereut der SPD-Mann nicht: „Politik mit der SPD-Fraktion zu machen, hat Spaß gemacht und einen enormen Motivation­sschub gegeben.“Menschlich sei die Zeit in der SPD-Fraktion hervorrage­nd, so der 36-Jährige, der im Dezember 2018 die Seiten gewechselt hatte.

Süßmair will weiter politisch am Ball bleiben, auch wenn die PolitWG dem neuen Stadtrat nicht mehr angehört: „Ich bleibe Mitglied in der Polit-WG. Wir werden uns weiter politisch einmischen.“Außerdem gebe es das Projekt „Für ein selbstbewu­sstes Schwaben“. Hier werde er sich weiterhin engagieren.

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Ch. Moravcik
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A. Süßmair

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