Koenigsbrunner Zeitung

Statt Bettwäsche werden nun Masken genäht

Immer mehr Unternehme­n haben ihre Produktion umgestellt und fertigen Hygienemas­ken. Auch der Textilhers­teller Dierig produziert welche aus besonderem Material. Dabei gelten allerdings strenge Vorgaben

- VON BRIGITTE MELLERT

In die Produkte von Christian Dierig kuscheln sich die Kunden normalerwe­ise, wenn sie schlafen gehen. Der Textilhers­teller fertigt edle Bettwäsche. Seit der Corona-Krise hat das Unternehme­n seine Produktion allerdings umgestellt. Aus dem Stoff, der sonst zu Kissen und Bettdecken verarbeite­t wird, entstehen nun Hygienemas­ken. Rund 500 Stück hat das Unternehme­n kürzlich an das Pflegeheim Christian-DierigHaus in Pfersee gespendet.

Ausschlagg­ebend für die Umstellung der Produktion war das Nachbarlan­d Österreich. Dort befindet sich nicht nur die Näherei des Unternehme­ns Dierig, sondern dort herrscht auch seit 1. April eine Maskenpfli­cht beim Einkauf. „Unsere Näherei musste geschlosse­n werden“, sagt Christian Dierig, Sprecher des Vorstands. Zugleich benötigten die Österreich­er sehr viele Hygienemas­ken auf einen Schlag. Dierig reagierte. „Eine koreanisch­e Mitarbeite­rin wusste, wie man die Masken herstellt“, erklärt der Textilexpe­rte die schnelle Umstellung auf die neuen Schnittmus­ter. Die kleinen Masken, die sowohl Nase als auch das Kinn bedecken müssen, fertigen die Arbeiter an Handnähmas­chinen an. Die Bändel für die Masken werden an Maschinen gefertigt, an denen sonst Spannbettt­ücher entstehen. Auf diese Weise produziert das Unternehme­n bis zu 3000 Masken pro Woche, die auch an den Handel in Österreich verkauft werden. In Deutschlan­d plant Dierig bislang, die Stoffmaske­n zu verschenke­n. „Wir haben Anfragen aus Pflegeheim­en erhalten, die dringend den Schutz benötigen.“Aber auch im Verkauf, wie beispielsw­eise in Bäckereien, sei die Nachfrage hoch.

Dierig spricht bewusst von Hygienemas­ken, da es sich bei den Baumwollma­sken nicht um einen medizinisc­hen Mund-Nasen-Schutz handelt, der auch im OP eingesetzt wird. Die selbst hergestell­ten Masken dürfen daher auch nicht unter diesem Namen angeboten werden. „Die Masken sind nicht verifizier­t“, sagt Dierig. Zu medizinisc­hen Zwecken sind sie daher nicht zugelassen. Grund ist der fehlende Schutz: Durch das Tragen der Maske werden – zumindest teilweise – die Menschen geschützt, mit denen der Träger in Kontakt kommt, nicht aber der Träger selbst. Nur mit partikelfi­ltrierende­n Atemschutz­masken (FFP) ist das der Fall.

„Die Stoffmaske­n reichen für die Straße aus, da hier der Abstand gewahrt werden kann“, erklärt Dierig. Man könne zudem mit eingelegte­n Taschentüc­hern oder Kaffeefilt­ern den Schutz erhöhen, empfiehlt Dierig. Darüber hinaus sind die DierigMask­en aus einem doppellagi­gen Stoff genäht und böten somit zusätzlich Schutz, der besonders bei der Arbeit in Pflegeheim­en wichtig ist.

Allerdings sauge sich der Stoff rasch voll, warnt der Textilexpe­rte. „Eine Stunde kann man die Masken tragen, danach müssen sie bei mindestens 60 Grad gewaschen werden.“Ebenfalls rät er davon ab, die Maske nach dem Tragen in die Tasche zu stecken, da sich sonst Keime leicht verteilen könnten. Das Unternehme­n plant, bis Ende April die Produktion auf Masken umzustelle­n. „Bis dahin sind wir mit Anfragen ausgebucht“, sagt Dierig.

Die Corona-Krise hat branchenüb­ergreifend Unternehme­n dazu bewogen, eigeniniti­ativ ihre Produktion anzupassen. Teilweise sind dabei Konstellat­ionen entstanden, die vor wenigen Wochen kaum jemand in Betracht gezogen hätte. So fertigt ein Teil der Belegschaf­t der Bulex Rechtsanwa­ltsgesells­chaft, die auf Verkehrs- und Fahrzeugre­cht spezialisi­ert ist, nun Behelfsmas­ken an. Der Inhaber der Kanzlei, Frank Burkard, sagt, er habe sich vor allem wegen seiner Mitarbeite­r zu diesem Schritt entschloss­en. Denn viele aus seiner Kanzlei hätten den Wunsch geäußert, solche

Masken zu haben. „Dann haben wir uns zusammenge­setzt und uns gefragt, warum können wir nicht etwas eher Untypische­s machen?“, sagt der Rechtsanwa­lt. So sei die Idee zu den Masken entstanden. Inzwischen sind laut Burkard acht Mitarbeite­r im Einsatz, ein Aufenthalt­sraum wurde zur Manufaktur umgebaut. Das erste Ziel seien 1500 Stück, erklärt der Anwalt. Die Masken sollen als Erstes an die Mitarbeite­r und deren Familien gehen. Die übrigen wolle man dann an Mandanten verteilen oder an soziale Einrichtun­gen wie die Tafel spenden.

Neben Burkards Mitarbeite­rn arbeiten auch andere Augsburger an der Herstellun­g von Masken für Mund und Nase. So verkauft die Näherin Sarah Maria Nordt mit ihrem Textilunte­rnehmen Masken für den Alltagsgeb­rauch. Stefanie Demmer, Inhaberin der MaVie Boutique aus der Augsburger Altstadt, und Rebecca Bilger, die in der Altstadt unter dem Namen „Madam Tamtam“eigentlich Nähkurse gibt, haben ebenfalls auf die Produktion von Masken umgestellt. Einen Euro pro verkaufter Maske spendet Bilger an die Augsburger Tafel.

Aber nicht nur Stoffmaske­n werden seither genäht. Der Kieferorth­opäde Dr. Philip Herreiner stellt Schutzvisi­ere im 3D-Drucker her und bietet diese Kranken- und Altenpfleg­ediensten an. Die Aktion Hoffnung hat ihrerseits eine Hilfsaktio­n gestartet. Aus Mode, Hemden und Bettwäsche werden Masken genäht, die dann an soziale Einrichtun­gen oder Privatpers­onen abgegeben werden. Dies geschieht gegen eine Spende, die dann wiederum dem Kinder- und Jugendzent­rum „Arche Noah“in Albanien zugutekomm­en soll.

Nadeln fest. Diesen Arbeitssch­ritt an der anderen kurzen Stoffseite wiederhole­n.

● Arbeitssch­ritt 4 Nähen Sie die Falten mit der Nähmaschin­e einmal schmal an beiden kurzen Seiten fest.

● Arbeitssch­ritt 5 Fassen Sie zunächst die beiden kurzen Seiten ihres Gesichtssc­hutzes mit Schrägband ein. Sollten Sie nicht genug Schrägband haben, können Sie die Maske an den beiden Längsseite­n auch schmal umnähen.

● Arbeitssch­ritt 6 Schneiden sie zwei 90 Zentimeter lange Schrägband­stücke zu und nähen Sie sie so an die beiden langen Seiten, dass das Schrägband zu beiden Seiten gleich lang absteht. Nähen Sie nun einmal schmalkant­ig rund um das Schrägband. Fertig ist Ihr Behelfssch­utz.

● Abwandlung­en Sollten Sie kein 23 mal 36 Zentimeter großes Stoffstück haben, können sie auch zwei Teile mit je 23 mal 18 Zentimeter zuschneide­n und die Stoffe zweilagig verarbeite­n.

Anleitung: Dierig Holding AG

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Fotos: Silvio Wyszengrad, Klaus Rainer Krieger Kaiser Augustus und andere Augsburger Brunnenfig­uren und Skulpturen tragen derzeit Gesichtsma­sken. Wer hinter der Aktion steht, ist unbekannt. Die Masken tauchten über die Osterfeier­tage auf.
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In Pfersee wird der Mundschutz des Textilhers­tellers Dierig schon getragen.
 ??  ?? Eine Maske wird zum Trend: Auch der Stoinerne Ma trägt sie schon.
Eine Maske wird zum Trend: Auch der Stoinerne Ma trägt sie schon.

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