So helfen sich Nachbarn
Viele Menschen führen in Corona-Zeiten Hilfsdienste durch, erledigen Einkäufe und führen Hunde aus
Landkreis Augsburg Sonja Bierling ist fest entschlossen:„Ich will in dieser schwierigen Zeit einfach nur helfen“, verdeutlicht Sonja Bierling aus Fischach. Sie koordiniert Unterstützungen für ältere, kranke oder unter Quarantäne stehende Mitbürger vor Ort in Zeiten der Corona-Krise. Ähnlich auch Anja Völk in Ustersbach. Die dritte Bürgermeisterin (Aktive Bürger) wickelt Einkaufsfahrten ab, genauso wie Margret Hörwig, Sabine Eder-Miller, Tamara Schmutzer in Kutzenhausen und viele andere Menschen in der Region.
Für Andrea Schmuttermair aus Gessertshausen geht es nicht nur um die Menschen, sondern auch um die Vernetzung dahinter. „Damit ein Dorf auch in Zeiten der sozialen Distanzierung wieder ein bisschen zusammen rücken kann“, ergänzt sie. Das ist für Sonja Bierling eine Herzensangelegenheit. Ihre Entscheidung, sich in Fischach und den Ortsteilen für die Nachbarschaftshilfe zu engagieren, sei schnell gefallen, erzählt sie. Sie vermittelt nun die Erledigung von Einkäufen und anderen Besorgungsfahrten. Über ein Dutzend Helfer stehen dafür zur Verfügung. Die Aktion läuft über die Marktgemeinde, nicht zuletzt aus versicherungstechnischen Gründen.
Sonja Bierling wünscht sich, dass diese Nachbarschaftshilfe generationenübergreifend funktioniert. „Wir müssen weg von der Ellbogengesell
formuliert sie. Wichtig sei in diesen schwierigen Zeiten und darüber hinaus eine Rückbesinnung auf soziale Werte.
Die gleiche Ansicht vertritt Fischachs Erster Bürgermeister Peter Ziegelmeier (SPD). „Wir denken nicht nur an die aktuelle Krisensituation, sondern an den langfristig in unserer Gemeinde zu organisierenden festen Aufbau einer Nachbarschaftshilfe“, resümiert er. Der solle einen Fahrdienst und Hilfe bei Besorgungen und andere Unterstützung beinhalten. Im Vordergrund solle die Hilfestellung für ältere oder in ihrer Mobilität eingeschränkte, hilfsbedürftige Mitbürger stehen.
Ein Helferkreis hat sich auch in Kutzenhausen formiert. Im Kernort bieten Mitglieder der Feuerwehr und andere freiwillige Helfer Unterstützung bei Besorgungen an. Das Angebot richtet sich an Personen, die sich in Quarantäne befinden oder zur Risikogruppe gehören. Abgewickelt wird diese Hilfe über Margret Hörwig. Die ehemalige Pfarrgemeinderatsvorsitzende hat schon etwa zehn Freiwillige. „Die Nachfrage hält sich momentan in Grenzen“, berichtet sie. „Aber wir sind für Hilfesuchende da.“
Über rund 25 Unterstützer verfügen Sabine Eder-Miller und Tamara Schmutzer von den Freien Wählern in Kutzenhausen. Sie nehmen Anfragen auch von den Ortsteilen entgegen und unterstützen bei Einkäufen, Botengängen zu Bank oder Post und der Besorgung von Medikamenten, aber auch beim Gassi gehen.Älteren Personen, die in den Gemeinden Ustersbach und Gessertshausen nicht mehr zum Einkaufen gehen wollen oder können, erhalten von den beiden Gemeinden Entlastung. Dort ist ein Einkaufsund Mitbringservice ins Leben gerufen worden. Ansprechpartnerin ist Anja Völk.
Während sich in Ustersbach ein Helferkreis von rund 30 Personen gebildet hat, leitet die Koordinatorin für Gessertshausen die Namen und Telefonnummern der Hilfesuchenden an den dortigen Seniorenbeauftragten, Stefan Karrer, weiter. Er kümmert sich dann um das Organisatorische.
Ein Unterstützungsprojekt der etwas anderen Art präsentiert Andrea Schmuttermair aus Gessertshausen. Sie hat eine Webseite gegründet und trägt dort aktuelle Informationen vorwiegend aus Gessertshausen, Deubach, Wollishausen, Margertshausen und Oberschönenfeld zusammen. „Darin teile ich mit, welche Läden noch geöffnet haben und welche Lieferdienste es gibt“, erzählt sie. Aber auch pfiffige Ideen und interessante Nachrichten für Kunden und Geschäftsinhaber werden vorgestellt, darüber hinaus Hilfsangebote, Einkaufshilfen und eine Anleitung zum Nähen von Schutzmasken. Es sei wichtig, solche Informationen zu sammeln und nicht nur eine App ins Netz zu stellen, betont sie. Das alles geschieht ehrenamtlich und neben ihrem Homeoffice-Alltag.
Angefangen hat Andrea Schmutschaft“, termair mit Unterstützung aus dem Familien- und Freundeskreis. Mittlerweile helfen in Gessertshausen auch der Schützen-, Musik- und Feuerwehrverein mit. Wünschen würde sie sich, dass sich noch mehr Geschäfte bei ihr melden. „Gerade die regionalen Firmen brauchen Hilfe, bevor die großen Internetkonzerne alles kaputtmachen“, findet sie.
Die Corona-Krise habe auch etwas Gutes, meint Andrea Schmuttermair: „Daraus entstehen tolle Ideen, neue Initiativen und Aktionen, alle unter dem Motto Hilfsbereitschaft.“Den neuen Zusammenhalt in der Bevölkerung findet sie großartig.