Koenigsbrunner Zeitung

Was tun im leeren Theaterhau­s?

Das Diedorfer Ensemble Eukitea kann nicht spielen. Für die freie Truppe ohne feste Zuschüsse bedeutet das große Einschränk­ungen. Trotz Kurzarbeit haben die Akteure viel vor

- VON GERALD LINDNER

Diedorf Jährlich spielen die Akteure des Diedorfer Theaterhau­ses Eukitea gut 400 Vorstellun­gen in Schulen und Kindergärt­en. Doch die Corona-Krise hat einen Strich durch den Spielplan gemacht. Als nicht öffentlich finanziert­es, privates Theater trifft dies das Ensemble hart.

Die Schauspiel­er, die überwiegen­d in Schulen und Kindergärt­en mit ihren Stücken auftreten, sind, seitdem diese geschlosse­n wurden, ohne Spielmögli­chkeiten. Und auch ein Probenbetr­ieb ist wegen des Versammlun­gsverbots derzeit nicht möglich, sagt Theaterlei­ter Stephan Eckl. „Bis jetzt mussten 120 Aufführung­en und 150 Workshops bereits abgesagt oder verschoben werden – das ist schon schwindele­rregend.“Dennoch bemühe er sich, keine Panik bei sich und im Team aufkommen zu lassen. „Ich will keine und keinen aus meinem 28-köpfigen Team verlieren, ob feste oder freie Ensemblemi­tglieder.“Das Wichtigste sei derzeit, „dass man jeden bei der Stange hält und keinen verliert“.

Dennoch musste auch er für sein Theaterunt­ernehmen Kurzarbeit beantragen. „Bei unseren festen Mitarbeite­rn zahlen wir den Aufschlag auf 100 Prozent, so lange wir das finanziell über die Bühne bringen können“, erklärt Eckl.

Die Proben sind derzeit ausgesetzt. „Corona zwingt uns eine völlig neue Arbeitswei­se auf“, berichtet Eckl: „Wir haben jeden Mittwoch ein Teammeetin­g – per Videostrea­m.“Das habe man vor den Beschränku­ngen nur alle sechs Wochen abgehalten.

„Wir hoffen aber immer noch, dass es ab Montag, 20. April, Erleichter­ungen gibt, sodass wir wenigstens in kleinen Gruppen proben können.“Gerade in der Art von Theaterarb­eit, wie sie das Eukitea pflegt, ist Nähe und auch Körperkont­akt wichtig.

Dennoch bleibt das Team nicht tatenlos: „Wir ziehen jetzt die Zeiten vor, in denen wir neue Stücke entwickeln oder Stücke aus dem Repertoire überarbeit­en und aktualisie­ren.“So sei ohnehin für dieses Jahr geplant gewesen, das Nachhaltig­keitsund Müllvermei­dungsstück

„Bär-ohne-Arm und die 7 Müllzwerge“auf heutige Bedingunge­n anzupassen. „Es ist in den zwölf Jahren seit seiner Premiere in die Jahre gekommen.“Allerdings verzeichne­t das Eukitea gerade in der letzten Zeit eine steigende Nachfrage nach dem Stück. Ein Gutes habe die derzeitige Situation aber doch: „Wir können jetzt an dem Stück intensiv arbeiten, ohne am Vormittag noch eine oder mehrere andere Vorstellun­gen spielen zu müssen.“

Noch unklar ist, was mit dem großen Open-Air-Stück auf der Waldbühne in Anhausen geschieht. Geplant ist dort eine eigene Version von Paulo Coelhos Roman „Der Alchimist“. Nach jahrelange­n Verhandlun­gen hat das Eukitea-Ensemble nämlich die Aufführung­srechte für eine Theaterver­sion ergattert. „Wir mussten zunächst die Proben aussetzen.“Derzeit überlegt das Team, ob gegebenenf­alls eine Verschiebu­ng von Ende Juni auf Ende Juli oder Anfang August möglich wäre. „Spätestens Ende April müssen wir entscheide­n, wie es weitergeht.“Das schlimmste Szenario wäre für Stephan Eckl, wenn die

Aufführung­en erst im Jahr 2021 stattfinde­n könnten.

Abgesagt wurde bereits das Maien-Wonne-Open-Air am 21. und 24. Mai auf der Anhauser Waldbühne. „Selbst wenn ab 20. April wieder geprobt werden könnte, wäre es unrealisti­sch, das in so kurzer Zeit zu stemmen“, bedauert der Theaterlei­ter. Auch in der Berliner EukiteaFil­iale mit ihren sieben Mitarbeite­rn stehen demnächst eigentlich Proben an, und zwar für das Stück „Friedensal­phabet“.

Eine Idee für die Zukunft ist entstanden: „Wir möchten unsere Stücke aufnehmen und digital aufbereite­n – einen guten Kameramann haben wir schon gefunden“, sagt Eckl. Als Nachbereit­ung, wenn die Filmfassun­g eines Stücks gezeigt wurde, könnte es dann einen Livestream mit einem der Schauspiel­er geben. „Das ist eine völlig neue Arbeit. Aber sie wird nie unseren Spielbetri­eb in den Schulen ersetzen“, versichert Eckl. Eines hat er festgestel­lt: „Allmählich merkt man, dass uns alle wieder die Kreativitä­t drückt. Die Kollegen wollen endlich wieder loslegen dürfen.“

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Im farbenfroh­en Diedorfer Eukitea-Theaterhau­s ist es sehr still geworden. Wegen der Beschränku­ngen gibts keine Proben oder Aufführung­en.
Archivfoto: Marcus Merk Im farbenfroh­en Diedorfer Eukitea-Theaterhau­s ist es sehr still geworden. Wegen der Beschränku­ngen gibts keine Proben oder Aufführung­en.

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