Pfleger bleiben aus Angst vor Corona daheim
31 Senioren sterben in kanadischem Heim
Montréal Eine Seniorenresidenz bei Montréal ist nach dem Tod von 31 Bewohnern während der Coronavirus-Krise in den Fokus gerückt. Im Laufe des Aprils kamen immer mehr erschreckende Details über Missstände in dem privaten Altenheim in Dorval (Québec) ans Licht.
Fast alle Pflegekräfte waren – offenbar aus Angst vor dem Virus – nicht mehr in der Arbeit, als Vertreter der lokalen Gesundheitsbehörden Ende März dort eintrafen. Aus einer Sammelklage geht hervor, dass sich zuletzt eine Krankenschwester und zwei Pfleger um 130 Bewohner gekümmert haben sollen. Polizei und Gesundheitsministerium ermitteln. Am 26. März war ein Bewohner in ein Krankenhaus eingeliefert worden, wo er positiv auf das Coronavirus getestet wurde und starb. In der Folge versuchte die lokale Gesundheitsbehörde, Zugang zu dem Heim zu bekommen. Erst am 10. April stellte sich heraus, dass seit dem 13. März 31 Menschen dort gestorben waren, wie der Premierminister von Québec, François Legault, erklärte. Mindestens fünf der Toten waren mit dem Coronavirus infiziert. Die Todesursache der 26 anderen ist weiter unklar.
Legault sprach von „grober Fahrlässigkeit“, wie lokale Medien berichteten. Die am Freitag eingereichte Sammelklage zeichnet ein verstörendes Bild über die Umstände in dem Heim. „Die Bewohner wurden unter völlig unmenschlichen Bedingungen gefunden: Einige waren entkleidet, stark unterernährt, dehydriert, ohne ihre Medikamente.“Von 99 verbleibenden Bewohnern wurden 61 positiv auf das Coronavirus getestet. Einige Testergebnisse stehen noch aus.
Québec ist in absoluten Zahlen die Provinz, die in Kanada am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen ist.