Koenigsbrunner Zeitung

Anerkennun­g auch nach der Krise

- VON JAN KANDZORA jan.kandzora@augsburger-allgemeine.de

D ie Corona-Krise trifft jeden, aber sie trifft nicht jeden gleich. Wer mit drei kleinen Kindern auf 60 Quadratmet­ern wohnt, wird unter den derzeitige­n Einschränk­ungen mehr leiden als eine Familie mit Haus und großem Garten. Wer in dieser Zeit einen Beruf hat, der es ihm ermöglicht, von zu Hause aus zu arbeiten, mag über dieses Modell in manchen Situatione­n fluchen. Aber er hat zumindest einen Beruf, dem er noch nachgehen kann – im Gegensatz zu vielen anderen. Und er ist weniger dem Risiko einer Infektion ausgesetzt als Menschen, die in Arbeitsste­llen tätig sind, bei denen kein Mindestabs­tand eingehalte­n werden kann – oder zwangsläuf­ig direkter Kontakt zu fremden Personen besteht.

Die Krise lenkt auch einen Blick auf Berufsgrup­pen, über deren Unverzicht­barkeit sonst nicht viel geredet wird: die Verkäuferi­n im Supermarkt etwa, der Lkw-Fahrer, der Notfallsan­itäter. Es wird vielen von ihnen guttun und eine Hilfe sein, nun in dem Maß gesellscha­ftlich anerkannt und gewürdigt zu werden, wie dies derzeit der Fall ist. Diese Anerkennun­g ist zweifelsoh­ne richtig.

Es ist diesen Berufsgrup­pen aber trotzdem nicht damit geholfen, wenn man sie in einer Krisenzeit verkitscht als „Helden“tituliert, sie beklatscht und danach wieder vergisst. Die Berufsgrup­pen, die sich derzeit als unverzicht­bar erweisen und den Laden am Laufen halten, haben oftmals nicht gerade die besten Arbeitsbed­ingungen und werden vielfach schlecht bezahlt. Das muss sich ändern. Die Rahmenbedi­ngungen dafür zu schaffen, ist Aufgabe der Politik – und wäre langfristi­g die beste Anerkennun­g.

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