Anerkennung auch nach der Krise
D ie Corona-Krise trifft jeden, aber sie trifft nicht jeden gleich. Wer mit drei kleinen Kindern auf 60 Quadratmetern wohnt, wird unter den derzeitigen Einschränkungen mehr leiden als eine Familie mit Haus und großem Garten. Wer in dieser Zeit einen Beruf hat, der es ihm ermöglicht, von zu Hause aus zu arbeiten, mag über dieses Modell in manchen Situationen fluchen. Aber er hat zumindest einen Beruf, dem er noch nachgehen kann – im Gegensatz zu vielen anderen. Und er ist weniger dem Risiko einer Infektion ausgesetzt als Menschen, die in Arbeitsstellen tätig sind, bei denen kein Mindestabstand eingehalten werden kann – oder zwangsläufig direkter Kontakt zu fremden Personen besteht.
Die Krise lenkt auch einen Blick auf Berufsgruppen, über deren Unverzichtbarkeit sonst nicht viel geredet wird: die Verkäuferin im Supermarkt etwa, der Lkw-Fahrer, der Notfallsanitäter. Es wird vielen von ihnen guttun und eine Hilfe sein, nun in dem Maß gesellschaftlich anerkannt und gewürdigt zu werden, wie dies derzeit der Fall ist. Diese Anerkennung ist zweifelsohne richtig.
Es ist diesen Berufsgruppen aber trotzdem nicht damit geholfen, wenn man sie in einer Krisenzeit verkitscht als „Helden“tituliert, sie beklatscht und danach wieder vergisst. Die Berufsgruppen, die sich derzeit als unverzichtbar erweisen und den Laden am Laufen halten, haben oftmals nicht gerade die besten Arbeitsbedingungen und werden vielfach schlecht bezahlt. Das muss sich ändern. Die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, ist Aufgabe der Politik – und wäre langfristig die beste Anerkennung.