Koenigsbrunner Zeitung

Die Gartler können kommen

Baumärkte und Gartencent­er dürfen ab heute wieder öffnen. Wie sie sich vorbereite­t haben und was Gewerbever­bandsmitgl­ieder zu den Lockerunge­n für Unternehme­n sagen

- VON PIET BOSSE

Landkreis Augsburg Nach vierwöchig­er Schließung dürfen Bau- und Gartenmärk­te sowie Gärtnereie­n heute wieder öffnen. Wie bereiten sie sich auf die Wiederöffn­ung vor und was sagen Gewerbever­bandssprec­her zu den neuen Regeln?

Manfred Reuß ist erleichter­t, dass sein Geschäft am Montag wieder öffnet. „Es ist ein Lichtblick“, sagt der Betreiber des Gartencent­er Reuß in Neusäß. Er hat während der Ladenschli­eßung unter schwierige­n Umständen arbeiten müssen: „Wir durften auf die Friedhöfe und die Frühjahrsb­epflanzung machen. Das hat schon Zeit in Anspruch genommen, aber wir konnten so auch etwas Ware verkaufen.“

Außerdem hatte Reuß einen Lieferserv­ice eingericht­et: „Wir haben einiges an Eigenprodu­ktion, zum Beispiel Schnittblu­men und Frühjahrsb­lumen wie Tulpen und Osterglock­en. Die konnten wir ausliefern.“Ein Großteil des Sortiments ist selbst gezüchtet, deshalb musste Reuß nicht so viel wegschmeiß­en, während das Ladengesch­äft geschlosse­n war. Zimmer- und Balkonpfla­nzen oder auch hochstelli­ge Pflanzen wie Geranien kauft er extern ein, die verblühten Pflanzen muss er als Verlust verbuchen.

In den vergangene­n Tagen hat sich Reuß, dessen Personal vollzählig arbeiten wird, auf die Wiederöffn­ung vorbereite­t. Am Wochenende war er beim Großhändle­r, um Pflanzen einzukaufe­n, im Laden wurden außerdem Abstandsma­rkierungen und Hinweissch­ilder angebracht. Um die Ansteckung­sgefahr zu verringern, müssen Kunden durch eine bestimmte Tür eintreten und das Geschäft durch eine andere wieder verlassen. Reuß freut sich auf die Ladenöffnu­ng am Montag, ist aber nicht allzu optimistis­ch: „Wenn Kunden kommen, freut es uns, aber ich glaube nicht, dass gleich ein großer Andrang kommt.“

Auch der Baywa-Baumarkt in Schwabmünc­hen öffnet am Montag wieder, auch hier wurden Vorkehrung­en wie Abstandsre­gelungen getroffen. „Wir begrenzen die Anzahl der Einkaufswa­gen, um zu gewährleis­ten, dass deutlich weniger Kunden im Markt sind, als im Normalbetr­ieb“, sagt Catherina Tamler, Pressespre­cherin der Baumarktgr­uppe

Hellweg, zu der der Markt in Schwabmünc­hen gehört. Sie empfiehlt den Einkauf im Onlineshop, außerdem haben Kunden die Möglichkei­t, die Ware schon verpackt am Markt abzuholen und so die Aufenthalt­sdauer zu verringern. Während der Schließung mussten die Mitarbeite­r in Schwabmünc­hen in Kurzarbeit, ab Montag können sie wieder regulär arbeiten.

Durch die Lockerung der Maßnahmen dürfen ab dem 27. April auch Läden mit einer Verkaufsfl­äche von bis zu 800 Quadratmet­ern öffnen. „Ich finde es richtig, dass die Lockerunge­n in Bayern mit angezogene­r Handbremse vorgenomme­n werden, denn die Gesundheit steht an erster Stelle. Wir wollen nicht in drei Wochen wieder komplett schließen müssen. Das wäre die Vollkatast­rophe“, sagt Björn Wilbert, Vorsitzend­er der Werbegemei­nschaft Schwabmünc­hen. Warum Läden unterschie­dlich schnell wieder geöffnet werden, kann er aber nicht nachvollzi­ehen: „Aus wirtschaft­licher Sicht stellt sich die Frage, warum ein Friseur später aufmachen darf als ein Fahrradges­chäft. Wahrschein­lich, weil beim Friseur mehr Kunden kommen.“

Friseure öffnen voraussich­tlich ab dem 4. Mai und somit eine Woche nach anderen Geschäften. „Aus meiner Sicht hätte man Friseure mit entspreche­nden Sicherheit­smaßnahmen auch schon eine Woche früher öffnen können“, sagt Wilbert. Er hätte eine einheitlic­he Lösung vorgezogen – auch im Mai: „Vielleicht hätte eine weitere Woche noch dazu geführt, dass die Ansteckung­squote noch weiter sinkt.“Dass einige Läden früher öffnen dürfen, hält Wilbert für einen psychologi­schen Aspekt. Man wolle damit ein positives Signal an die vielen Unternehme­n senden, vermutet er.

Frank Wöhrer vom Gewerbever­band Gersthofen hätte sich eine einheitlic­he Regelung aller Bundesländ­er gewünscht: „Dass die Ladenöffnu­ngen in Bayern strenger gehandhabt werden, sehe ich nicht unbedingt als erforderli­ch an.“Und weiter: „Sehr viele Gewerbetre­ibende haben schon große Probleme. Um ihnen entgegenzu­kommen, hätte ich es schon begrüßt, wenn man das bundeseinh­eitlich geregelt hätte.“

Wöhrer sagt, kleine Geschäfte sollten auf jeden Fall wieder öffnen dürfen und müssten bestimmte Regeln, wie eine Maximalanz­ahl von Personen einhalten. „Es ist ganz klar große Vorsicht geboten, aber es muss auch eine Möglichkei­t für die Gewerbetre­ibenden geben, Geld zu verdienen.“

Viele Gewerbetre­ibende haben große Probleme

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Symbolfoto: Herzig Gut vorbereite­t auf den erwarteten Ansturm der Gartenbesi­tzer sind die meisten Gartencent­er. Sie dürfen ab Montag wieder öffnen.

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