Koenigsbrunner Zeitung

Virus trifft Trauernde besonders hart

Landrat Martin Sailer hat heute einen runden Geburtstag

- Landkreis Augsburg

Wenn bayerische Landräte ihren 50. feierten, dann durfte die Party in den vergangene­n Jahren gern ein bisschen größer sein – ebenso die Zahl der Gratulante­n. Martin Sailer hat für den heutigen Mittwoch nichts Derartiges geplant. „Das ist ein ganz normaler Arbeitstag“, sagt der Augsburger Landrat, der heute vor 50 Jahren in München geboren wurde. Nur im allerengst­en Familienkr­eis will er heute mit Frau Nicola und den drei Kindern feiern.

Geschuldet ist das der CoronaKris­e mit ihren Kontaktbes­chränkunge­n, die alle Pläne für ein größeres Fest im Freundeskr­eis über den Haufen warf und dem Landrat des drittgrößt­en bayerische­n Landkreise­s „extreme Wochen“beschere, wie er sagt. Bereits seit 2008 ist Martin Sailer Chef im Landratsam­t, damals wurde er als junger Landtagsab­geordneter zum Nachfolger des nicht mehr angetreten­en Karl Vogele gewählt. Mit den Jahren hat Sailer an politische­m Gewicht und Einfluss gewonnen.

Seinen Ausdruck findet das im Amt des schwäbisch­en Bezirkstag­spräsident­en sowie der Funktion eines CSU-Vize. In die Partei trat er schon als Jugendlich­er ein. Martin Sailer, der nach den Kreistagsw­ahlen im Jahr 2002 über sich lesen musste, er habe die in ihn gesetzten

Erwartunge­n nicht erfüllt, ist knapp 20 Jahre später im Spitzenfel­d der bayerische­n Politik angekommen und erzielt bei Wahlen längst bessere Ergebnisse als seine Partei. Er sagt: „Ich fühle mich in meinen Rollen wohl.“

Rückblicke­nd betrachtet, übernahm Sailer zu einem beinahe idealen Zeitpunkt den Chefposten im Landratsam­t. Deutschlan­d kam halbwegs ungeschore­n durch die Finanzkris­e und nahm seitdem einen robusten wirtschaft­lichen Aufschwung, von dem nicht zuletzt viele Unternehme­n im Augsburger Land profitiere­n.

Die brummende Konjunktur war die Grundlage, die dem CSU-Politiker und seinem Kreistag ein ehrgeizige­s Bauprogram­m im Bildungsbe­reich ermöglicht­e. Zwei neue Schulen gebaut, die anderen saniert und erweitert: Rund 130 Millionen Euro wurden zwischen Schwabmünc­hen und Meitingen in die landkreise­igenen Schulen gesteckt, in Gersthofen und Neusäß stehen die nächsten Großprojek­te an.

In Sailers Amtszeit stieg die Zahl der sozialvers­icherungsp­flichtigen Jobs im Landkreis um rund 10000, es gab spektakulä­re Firmenansi­edlungen wie Amazon und die BMWLogisti­k auf dem Lechfeld. Im Grunde herrschte im Landkreis Vollbeschä­ftigung – bis Corona kam.

Welche Folgen das Coronaviru­s für die heimische Wirtschaft und die Arbeitsplä­tze hat, ist derzeit noch nicht abzusehen – aktuell geht es erst einmal um andere Dinge. Stand Dienstag hatte der Landkreis Augsburg 342 bestätigte Fälle des Coronaviru­s zu verzeichne­n. Wieder genesen waren 223 Menschen. 206 Personen befinden sich derzeit in Quarantäne, 1780 Personen wurden bereits wieder aus der Quarantäne entlassen, sieben sind verstorben.

Mit einer Geburtstag­sfeier für Martin Sailer wird es in diesem Jahr also eher nichts mehr werden, ganz wird er den Gratulante­n aber nicht aus dem Weg gehen können. Kommenden Freitag tagt der Kreistag, und zu Beginn der Sitzungen wird traditions­gemäß den Geburtstag­skindern aus dem Gremium gratuliert. Das dürfte ein ungewohnte­s Bild ergeben: Im Landratsam­t herrscht nämlich inzwischen Maskenpfli­cht.

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Foto: Marcus Merk Landrat Martin Sailer hat sich schon mit einer Schutzmask­e ausgestatt­et. Seinen 50. Geburtstag feiert er nur im allerengst­en Familienkr­eis.

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