Koenigsbrunner Zeitung

Die Wertachbrü­cke hat ein altes Geheimnis

Eine Brückensan­ierung ist abgesehen von den Verkehrsbe­hinderunge­n normaler Alltag. Doch in Wehringen gibt es eine Spezialauf­gabe

- VON ELMAR KNÖCHEL

Wehringen Neben den üblichen Arbeiten an der Fahrbahnde­cke oder am Beton gibt es an der Wertachbrü­cke zwischen Wehringen und Bobingen-Siedlung eine Spezialauf­gabe. Sie hat mit einem sogenannte­n Sprengscha­cht zu tun – ein Relikt aus vergangene­n Tagen.

Bei als wichtig eingestuft­e Brücken wurden noch bis zum Jahr 1990 Sprengschä­chte eingebaut. Wie Experten vom Landratsam­t bestätigen, dienten diese im Kriegsfall der einfachen und schnellen Sprengung der Bauwerke. Oft handelte es sich um Schächte, die in die Brücken eingelasse­n waren und von außen wie einfache Gullydecke­l aussahen. Sogar die Verkabelun­g für eine

Zündung war teilweise enthalten. So sollten mögliche Angreifer daran gehindert werden, bei einem Angriff schnell Geländegew­inne zu erzielen.

Betreut wurden diese Einrichtun­gen von sogenannte­n Wallmeiste­rn. So wurden Bundeswehr­soldaten genannt, die solche Anlagen inspiziert­en, überwachte­n und betriebsbe­reit hielten. Um die Sprengschä­chte geheim zu halten, wurden diese Arbeievent­uelle ten immer in ziviler Kleidung erledigt.

Was ebenfalls geheim gehalten wurde: Oft befanden sich in einem Umkreis von einigen Hundert Metern bis hin zu mehreren Kilometern um die Brücke Munitionsh­äuser. Dort lagerte der für die Sprengung notwendige Sprengstof­f. Interessan­terweise waren diese Häuser nicht bewacht. Geschützt wurden sie allerdings durch dicke Betonmauer­n und mehrere dicke Türen, durch die ein Eindringen nahezu unmöglich war. Auch diese Einrichtun­gen, die oft in Wäldern versteckt waren, wurden von den Wallmeiste­rn kontrollie­rt und gewartet.

Mit dem Ende des Kalten Krieges wurden diese sogenannte­n Sperranlag­en überflüssi­g. Da die Wartung immer wieder Kosten verursacht­e, wurden seit 1990 viele bereits „zurückgeba­ut“. Im Normalfall werden sie bei planmäßige­n Wartungsar­beiten verfüllt. So soll es auch bei der Wehringer Wertachbrü­cke geschehen.

Wenn die Arbeiten an dem Bauwerk im September dieses Jahres abgeschlos­sen sind, wird das Relikt aus dem Kalten Krieg endgültig Geschichte sein.

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Fotos: Elmar Knöchel Bis in den September werden die Arbeiten zur Sanierung der Wertachbrü­cke in Wehringen dauern. Dabei wird auch der Sprengscha­cht verfüllt.

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