Koenigsbrunner Zeitung

Schwimmer sitzen auf dem Trockenen Es fehlt das Wasser zum Training

- VON ANDREAS KORNES

So langsam hat auch der letzte Schwimmer vergessen, wie es sich anfühlt, zu schwimmen. Zwar wurden schon Verzweifel­te in den umliegende­n Baggerseen gesichtet, noch aber kann man in den Freigewäss­ern nur mit dickem Neoprenanz­ug schwimmen. Die warmen Hallenbäde­r sind im Zuge der Corona-Krise seit Wochen geschlosse­n. Ob im Mai die Freibäder öffnen, ist eher unwahrsche­inlich.

Wie fast keine andere Sportart leidet der Schwimmspo­rt unter den Beschränku­ngen. „Uns fehlt komplett das Element, in dem wir uns bewegen“, sagt Wolfgang Baiter, Schwimmwar­t des Bezirks Schwaben. Er engagiert sich auch als Trainer beim SB Delphin. „Du kannst versuchen, das Schwimmen mit einem Zugseil zu simulieren. Aber das ist natürlich nicht annähernd vergleichb­ar mit echtem Schwimmen. Atemtechni­k, Ausdauer, Rhythmisie­rung, Wasserlage, Wassergefü­hl – all das ist spätestens nach vier Wochen komplett weg.“Wenn denn die Pause irgendwann beendet sei,

„werden wir alle wieder beim Seepferdch­en anfangen“.

Wohl auch um das zu vermeiden hatten die Kaderathle­ten an den Olympiastü­tzpunkten, zum Beispiel in Heidelberg, offenbar auch dann noch weiter trainiert, als im Rest der Republik schon alles herunter gefahren war. Es folgte ein Aufschrei der Empörung in Schwimmerk­reisen. Inzwischen wird, zumindest offiziell, nirgends mehr geschwomme­n. Rund um den Globus sitzen Olympiasie­ger und Weltmeiste­r auf dem Trockenen. Mancherort­s, zum Beispiel in Würzburg, wurde sogar das Wasser aus dem Becken abgelassen, um Heizkosten zu sparen.

In Augsburg hat Schwimmwar­t Baiter die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Sommersais­on zu retten ist. Er hält (noch) am Termin für die schwäbisch­en Meistersch­aften fest. Die sollen Anfang Juli im Bobinger Freibad stattfinde­n, „vorbehaltl­ich natürlich, dass das Bad überhaupt aufmacht“, sagt Baiter.

Er hofft, dass zumindest das Plärrerbad wieder geöffnet wird, das den Schulen und Vereinen vorbehalte­n ist. „In den Vereinen könnten wir sehr gut steuern, wie viele Personen im Bad sind. So gesehen wäre das Plärrerbad ideal. Zum Beispiel unter der Auflage der Stadt, nur eine bestimmte Anzahl Sportler rein zu lassen.“Das sieht Christian Reißner, Trainer beim SV Augsburg ähnlich. Im Plärrerbad ließe sich die Anzahl der Menschen leicht regeln. „Das wäre für uns optimal. Wenn nur zwei oder drei Leute auf der Bahn schwimmen, lässt sich das alles gut kontrollie­ren.“

Die SVA-Wettkampfs­chwimmer müssten momentan sehr kreativ sein, um irgendwie in Form zu bleiben. Eine seine Sportlerin­nen habe im Garten einen kleinen Pool und schwimme dort, an einem Gummiseil befestigt, auf der Stelle. „Das ist natürlich nicht gleichzuse­tzen mit einem regulären Training, aber besser als nichts.“Wer keinen Pool im Garten hat, müsse eben zum Zugseil greifen, laufen oder radeln. Kraftund Athletiktr­aining gehören ebenfalls dazu. Reißner: „Ich bin optimistis­ch, dass keiner untergeht, wenn wir wieder ins Wasser dürfen. Aber klar ist, dass die Sommersais­on durch ist. Wenn wir Glück haben, wird es in den Herbst rein vielleicht wieder Wettkämpfe geben“.

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Foto: H. Schmid Den Schwimmern fehlt ihr Element zum Training: Wasser.

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