Bewunderung für die Kanzlerin
Viel Lob für Angela Merkel
Italien ist beeindruckt, ungläubig und verärgert. Als Bundeskanzlerin Angela Merkel vor Tagen den Zusammenhang zwischen Lockerung der Schutzmaßnahmen und der Reproduktionszahl erklärte, klang in den italienischen Medien ein Ton der Bewunderung mit. Wie glücklich sich doch die Deutschen in der Corona-Krise schätzen könnten, eine vertrauenserweckende, intelligente und so präzise erklärende Physikerin als Führungsfigur zu haben, lautete der Tenor.
Ungläubigkeit bekommt man zu spüren, wenn von den Soforthilfen für Firmen und Selbstständige in Deutschland die Rede ist. „Stimmt es, dass man 5000 Euro oder mehr beantragen kann und dann auch bekommt, wenn man durch die Corona-Krise in Not geraten ist“, wollte neulich ein Bekannter wissen. Als man ihm erwiderte, ja, diese Hilfe sei in Aussicht gestellt und unbürokratisch zu bekommen, lautete die Reaktion angesichts der als sehr hoch empfundenen Zahlungen: „Unglaublich, ich dachte das sei ein Witz.“
Schließlich reibt man sich vor allem in der gebeutelten Lombardei die Augen angesichts der Tatsache, wie die Pandemie bislang in Deutschland mit medizinischen Tests und einer raschen Aufstockung der Intensivbetten im Zaum gehalten wird. Die organisatorischen Fähigkeiten des großen Nachbarn, der auch noch vergleichsweise lockere Schutzmaßnahmen anwendete, machen Eindruck.
Die Bewunderung schlägt in Unverständnis um, wenn von CoronaBonds die Rede ist. Die Weigerung einer Vergemeinschaftung von Schulden zuzustimmen, um dem schwer gezeichneten Italien aus der Corona-Krise aufzuhelfen, wird von vielen Italienern als darwinistischer Egoismus des Stärkeren empfunden.