Neid und Augenrollen
Politiker unter Druck
Wenn sich täglich ein Regierungsvertreter in der Downing Street an die Nation wendet, um diese in der Corona-Krise auf den neuesten Stand zu bringen, dann hagelt es im Anschluss Kritik. Besonders unter Druck geraten Minister sowie beratende Wissenschaftler stets dann, wenn auf Deutschland verwiesen wird. Und das passiert so ziemlich ständig. Warum sterben in der Bundesrepublik deutlich weniger mit Covid-19 Infizierte als auf der Insel? Was können wir von Deutschland lernen? Mittlerweile rollen bei der Erwähnung der europäischen Vorbildnation etliche Briten schon die Augen. „Wie es Deutschland richtig machte, während Großbritannien falsch lag“, titelte der Telegraph und damit ausgerechnet jene Zeitung, die gerne gegen den Kontinent ätzt und dafür den Patriotismus im Königreich beschwört.
Großbritannien ist schwer von der Krise getroffen und zählt allein in den Krankenhäusern 18000 Corona-Tote. Gleichzeitig kommt das Land bei den Tests nicht hinter. Selbst Ärzte, Schwestern und Pfleger werden lediglich getestet, wenn sie oder Familienmitglieder Symptome zeigen. Von einer „TestSchande“sprach die Daily Mail. Das dezentral organisierte Deutschland dagegen, so werden die Briten nicht müde zu betonen, führt schon länger deutlich mehr Tests durch. Damit nicht genug. Mit Neid blickt das Land auf den europäischen Kontinent, wo die ohnehin weniger strikten Ausgangsbeschränkungen nun weiter gelockert wurden, während auf der Insel noch immer die strenge Anweisung gilt, zu Hause zu bleiben. Mit Verwandten oder Freunden aus anderen Haushalten etwa darf man sich nicht treffen – im Gegensatz zu Deutschland, wo man zumindest mit einer anderen Person spazieren gehen darf.