Ohne langen Atem geht es nicht
Welche Rolle der SPD-Stadtrat immer wieder einnahm
Königsbrunn Als Nachrücker kam Wolfgang Peitzsch im Januar 1991 mit 29 Jahren in den Stadtrat, mit 58 Jahren wird er ihn Ende des Monats verlassen – mit einer Mischung aus Frust und Freude.
Peitzschs bisheriges Leben war nicht nur wegen der Stadtratsarbeit von gesellschaftlichem Engagement und politischen Themen geprägt. Schon am Gymnasium Königsbrunn war er als Klassen- und Schulsprecher aktiv. Als „Friedensbewegter“trat er 1984 in die SPD ein. Zum SPD-Ortsverein kam er 1988 nach Abschluss des Politik- und Soziologiestudiums in Köln. Rasch war er im Ortsvorstand und 1990 auf der Stadtratsliste.
Im Rat gab es damals heftige Auseinandersetzungen, erinnert er sich. Auch sechs Jahre nach ihrer Eröffnung stritt man über die Königstherme. „Ist die Beteiligung der Stadt an einem Privatunternehmen sinnvoll? Wie sichert sich die Stadt ab? Das sind Aspekte, die bis heute in den Haushalt wirken“, sagt Peitzsch. Frisch im Rat wurde er Umweltreferent und setzte sich unter anderem für eine Baumschutzverordnung ein – erfolglos. Ein weiteres Anliegen war damals der Ausbau der Kinderbetreuung. Das lehnte die CSU lange ab: „Heute ist es selbstverständlich!“
Weitere Themen, für die er sich einsetzte, waren Tempo-30-Zonen – „Da wurde früher um jede Straße gestritten“–, die Umgestaltung der alten B 17 im Zentrum, offene Jugendarbeit, Erweiterung oder Neubau der Hauptschule: „Das Schulhaus an der Römerallee, eröffnet 2004, hätten wir wesentlich früher gebraucht.“Auch für die Straßenbahn habe sich die SPD, im Verbund mit den Grünen, schon in den 90er Jahren stark gemacht. Das sei das Los der SPD in all den Jahren gewesen: Themen lange anschieben, ehe eine Mehrheit mit der CSU sie endlich beschloss. Bei dieser Aufzählung, das sei angemerkt, hört man von Wolfgang Peitzsch zwar Kritik an der Haltung der Kontrahenten im Rat, aber nie eine Schmähung einzelner Personen.
Offen räumt er ein, dass ihn das schwache Abschneiden bei der Wahl 2008 – als Bürgermeisterkandidat erhielt er 7,5 Prozent der Stimmen gegen einen dominierenden Ludwig Fröhlich, die Fraktion verlor einen Sitz – persönlich getroffen und politisch frustriert habe. „Die SPD hat viele Anstöße gegeben und dafür nicht den Zuspruch gekriegt, den sie verdient hätte.“Noch sechs Jahre übernahm er den Fraktionsvorsitz, gab ihn 2014 aber gern an Florian Kubsch ab. Im März trat Wolfgang Peitzsch auf Platz 25 der SPD-Liste an. Seine Tätigkeit als Organisationssekretär beim DGB in Augsburg mit vielen Abendterminen habe die Stadtratsarbeit schwierig gemacht. Er wurde auf Rang zehn vorgewählt, doch das reichte nicht. Dass die SPD im Rat von sechs auf drei Mandate geschrumpft ist, sei schlimm, aber noch schlimmer empfindet Peitzsch, dass sich die Mitgliederzahl der Königsbrunner SPD seit 1990 halbiert hat. „Ich bin optimistisch, dass wir da wieder rauskommen – aber ich weiß noch nicht, wie.“Für sich sieht Wolfgang Peitzsch auch eine positive Perspektive. Er hat nun mehr Zeit für private Aktivitäten: „Nach 29 Jahren kann ich gut aufhören, ich will nicht an der Politik kleben.“(hsd-)