Endlich erwachsen
Der Mercedes GLA hat sich nicht nur optisch gemacht. Er bietet jetzt auch mehr Platz – und die Technik aus der Oberklasse
Aller guten Dinge sind acht. Zumindest bei der mittlerweile recht zahlreichen Kompaktwagen-Familie von Mercedes. Der neue GLA rundet als achtes Mitglied jetzt das Angebot ab. Mit der äußerst erfolgreichen ersten Generation hat das Auto wenig zu tun. Aus dem Jungspund, der einst aufgrund seines frechen Designs punktete, ist ein erwachsener SUV geworden.
Und das sieht man ihm auch an. Mit seinem gefälligeren GLE-Look passt er optisch besser in die Stuttgarter SUV-Familie als vorher. Eine runde Sache, mit fließenden Flächen, einzig die Powerdomes auf der Motorhaube sorgen für Ecken und Kanten. Dabei zeigt der neue GLA wahre Größe: Zwar ist er im Vergleich zum Vorgänger in der Länge um 1,5 Zentimeter geschrumpft. Aber ein um drei Zentimeter längerer Radstand sowie die Erhöhung der Karosserie um ganze elf Zentimeter haben aus dem Klein-SUV ein echtes Raumwunder gemacht. Jetzt sitzt man auch endlich wie in einem echten SUV. Zehn Zentimeter höher als in der ersten Generation. Das
mehr Übersicht, auch weil an den Dachsäulen gefeilt wurde.
Das Cockpit präsentiert sich stark aufgewertet, gegen Aufpreis gibt es sogar die moderne Widescreen-Optik. Aber dafür ist die Sprachsteuerung MBUX bereits in der Serienausstattung enthalten. Denn: Bei der digitalen und intelligenten Fahrzeugassistenz lässt sich Mercedes auch in der kleinsten Klasse nicht mehr lumpen. Nahezu alle Premium-Systeme sind erhältlich. Neu ist die Rettungsgassenfunktion, die das Auto bis Tempo 60 automatisch am Rand der Fahrspur chauffiert. Oder die Ausstiegswarnung, eine raffinierte, erweiterte Funktion des Totwinkelwarners. Zunächst blinkt es nur am Spiegel, wenn sich ein Fahrbringt zeug nähert (auch Radler). Legt man aber seine Hand auf den Türgriff, um auszusteigen, ertönt ein zusätzlicher Warnton.
Sogar einen Hauch des SUVFlaggschiffs GLS haben die Entwickler dem GLA mitgegeben. Man kann darüber streiten, ob man die Waschstraßenfunktion braucht – aber wer schon mal vergessen hat, das Seitenfenster zu schließen, der wird dankbar dafür sein. Mit einem einzigen Befehl werden alle Fenster geschlossen, die Seitenspiegel eingeklappt und das Auto schaltet auf die Frontkamera um, sodass der Fahrer entspannt in die Waschstraße hineinrangieren kann.
Praxistauglichkeit hat bei der Entwicklung des GLA offenbar eine große Rolle gespielt. Das trifft insbesondere auf die Lademöglichkeiten zu. Mit einem höhenverstellbaren Bodensystem lässt sich bei umgeklappter Rückbank eine nahezu durchgehend ebene Fläche herstellen. 1420 Litern passen hier hinein und damit fast so viel wie in einen Kombi. Mitgedacht haben die Techniker auch bei der Fondsitzanlage. Sie ist um bis zu 14 Zentimeter verschiebbar.
Bewährtes bei den Motoren: Hier kommen die bekannten Vierzylinder-Diesel und Benziner zum Einsatz. Angesichts des doch recht stattlichen Fahrzeuggewichts von 1,6 Tonnen ist der 1,3-Liter Benziner mit 163 PS nicht unbedingt empfehlenswert. Und auch beim Diesel sollte man auf den 220 d und seine 190 PS zurückgreifen. Damit lässt sich der Mini-GLE recht ordentlich bewegen. Ein Rennauto wird freilich nicht aus dem SUV, auch wenn mit allerlei technischem Schnickschnack das Wanken und Nicken der staksigen Karosserie unterdrückt wird.
Wer richtig Spaß haben will, der muss auf die AMG-Versionen warten. Eine davon kitzelt sogar 421 PS aus dem Zwei-Liter-Triebwerk und katapultiert den GLA 45 S in 4,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h.