Giftige Schönheiten im heimischen Garten
Sabine Bauer-Rößner hat sich einen echten „Giftgarten“angelegt. Auf ihrem Grundstück gedeihen zahlreiche Gewächse, von denen man nicht kosten sollte. Die Königsbrunnerin kennt ihre heilende Wirkung und gruselige Geschichten
Königsbrunn „Belladonna“heißt übersetzt „Schöne Frau“und dieses Nachtschattengewächs hat ein Plätzchen im Giftgarten von Sabine Bauer-Rößner. Die Königsbrunnerin zieht in einem abgetrennten Bereich ihres großen Außenareals im Süden der Stadt giftige Pflanzen. In ovalen oder runden Zinkwannen befinden sich recht interessante Gewächse mit sehr bedeutsamen Namen, wie „Eisenhut“, „Pfaffenhütchen“, „Seidelbast“, „Küchenschelle“und „Belladonna“.
Letztgenanntes ist auch unter dem Namen „Tollkirsche“bekannt und hat wie viele der genannten giftigen Pflanzen eine Geschichte, die bis ins Mittelalter und noch weiter zurückführt.
Sabine Bauer-Rößner hat ihren Giftgarten als eine Art Hobby angelegt, aber mit beruflich motiviertem Hintergrund. „Alle meine Gewächse werden in der Natur- und Pflanzenheilkunde verwendet, als Heilpraktikerin interessiert mich nicht nur das Fertigpräparat in seiner Wirkung, sondern ich möchte ganzheitlich arbeiten.“
Dazu gehört für die 53-Jährige das Ansäen der meist giftigen Heilpflanzen und das Pflegen sowie das Beobachten der Entwicklung. Ernten, Verarbeiten und Verwenden ihrer Gewächse steht nicht auf dem Programm von Bauer-Rößner. Sie möchte die Zusammenhänge der Natur kennen, um den Menschen zu verstehen und ihm dadurch bei seinen Problemen besser helfen zu können.
Sie kennt sich nicht nur mit der Wirkung der Pflanzen aus, sie hat auch die teils gruseligen Geschichten aus alter Zeit parat. Gerade zur Tollkirsche gibt es die merkwürdigsten Überlieferungen, wie sie erzählt: „Belladonna war unter anderem Bestandteil von Hexen- oder auch Flugsalben. Nicht die Besen wurden damit eingerieben, sondern die Hände und Füße der Frauen. Das Eindringen der Salbe in die Haut, führte bei den Betroffenen zu Halluzinationen.“Die Erwähnung als „Schöne Frau“findet sich bereits in einem Kräuterbuch von 1501 (Pietro Andrea Mattioli) wieder. Mithilfe der Tollkirsche haben sich die Damen verlockend große Pupillen verschafft und auch heute noch wird der Wirkstoff Atropin in der Augenheilkunde eingesetzt.
Belladonna ist eine geschichtsträchtige alte Pflanze, die als Heilmittel auch im Orient bekannt war. Kräuterfrauen und Hebammen hierzulande nutzten die Bestandteile der Tollkirsche, um Schmerzen und Krankheiten mit hohem Fieber zu lindern und Geburten voranzutreiben. „Im Mittelalter wurden die Kräuterfrauen dann verfolgt, leider ist viel Wissen verloren gegangen durch die damaligen Zustände“, sagt Sabine Bauer-Rößner. Sie selbst sei fasziniert von der Natur- und Pflanzenheilkunde sowie der Horvi-Enzymtherapie.
Dosis macht das Gift!“Dieser Satz stammt von Paracelsus, dem Schweizer Arzt und Naturphilosophen (vermutlich 1457–1534). Gemeint ist damit, dass allein die Dosis macht, dass ein Ding (Pflanze) kein Gift sei. Die Lehren des Paracelsus sind für die Mutter von zwei Söhnen genauso eine Inspiration wie das Wirken der Ordensfrau
Hildegard von Bingen (1098– 1179). Die Mystikerin gilt als Vorreiterin der ganzheitlichen Medizin und ist wegweisend für Bauer-Rößner.
Relativ spät wandte sich die pharmazeutisch-technische Assistentin von der reinen Schulmedizin auch den Alternativen zu. „Diverse Ereignisse im privaten Umfeld haben mich veranlasst umzudenken“, erzählt die 53-Jährige. Vor zehn Jahren hat sie angefangen, sich richtig reinzuknien, wie sie den Weg zu ihrem zweiten beruflichen Standbein bezeichnet.
Zuerst hat sie eine Ausbildung absolviert zur Mineraltstoffberaterin nach Dr. Schüssler. Es folgte der Abschluss als Gesundheitsberaterin nach Hildegard von Bingen. Zusätzlich ist sie Therapeutin für traditionelle europäische Naturheilkunde.
Um ihr Wissen an Patienten weiterzugeben, erlangte die Königsbrunnerin den Abschluss als Heilpraktikerin. Vor gut einem Jahr machte sie sich mit einem Kollegen in Haunstetten selbstständig und fährt zweigleisig, weil sie nach wie vor in einer Apotheke arbeitet.
Dieses Wissen um die Schulme„Die dizin als auch um die Alternativen geben ihr selbst immer wieder Sicherheit, wie sie sagt: „Vor dem Coronavirus habe ich nicht so viel Angst, ich stärke meine Immunsystem mit Mitteln aus der Natur.“Sie sei seit dem Ausbruch sowohl in der Apotheke tätig als auch in ihrem Zentrum für ganzheitliche Gesundheit, also immer nah an den Menschen dran und habe da auch keine Bedenken.
Genauso wenig hat sie Bedenken, was ihre giftigen Pflanzen im Garten betrifft. „Auch in der freien Natur wachsen viele Sträucher und Gewächse, die sich als fatal erweisen können, wenn man davon isst“, sagt sie. Als Beispiel nennt sie Maiglöckchen oder Herbstzeitlose, die im Frühjahr und Herbst von Unkundigen oft mit Bärlauch verwechselt werden.
Alle drei Sorten wachsen bei ihr im Garten, ebenso wie die neu eingezogene giftige Alraune. Und die hat eine richtig gruselige Historie, wie die Heilpraktikerin ausführt: „Magische Wirkung sagt man der Alraune nach, denn in ihr stecke die Menschenseele eines Gehenkten. Daher heißt sie auch Galgenmännlein.“