In den Lagern brennt es
Die Flüchtlingscamps auf den griechischen Inseln sind heillos überfüllt. Jetzt lösen ominöse Feuer dort Panik aus
Vathy Dauereinsatz für die Feuerwehr auf der griechischen Ägäisinsel Samos: Seit Sonntagabend lodern im Migrantenlager von Vathy, wo fast 7000 Menschen auf engstem Raum leben, immer wieder Flammen auf. Die Behörden sehen Brandstifter am Werk: Offenbar versuchen militante Migranten, das Elendslager niederzubrennen, um so ihre Verlegung aufs Festland zu erzwingen.
Am Montag stiegen dichte Rauchwolken über dem Camp in den Himmel. Bilder eines örtlichen Fernsehsenders zeigten, wie viele Migranten, darunter Familien mit Kindern, in Panik aus dem Lager flohen, während die Feuerwehr die Flammen zu löschen versuchte. Andere Bewohner bewarfen Feuerwehrleute und Polizisten mit Steinen. Am Montagnachmittag gelang es der Wehr, den Brand unter Kontrolle
zu bringen. Wie groß die Zerstörungen sind, war zunächst unklar.
Bereits am Sonntag waren Brände in einem Teil des Camps ausgebrochen, der an das eigentliche, aus Wohncontainern bestehende Aufnahmelager grenzt. Weil in den Containern längst kein Platz mehr ist, hausen Tausende ringsum auf den Feldern in Campingzelten oder Hütten, die sie sich selbst aus Latten, Pappe und Plastikfolien gebaut haben. Den Bränden waren nach Berichten von Augenzeugen heftige Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen im Lager vorangegangen. Dabei wurde offenbar Feuer gelegt. Nach den Bränden vom Sonntag, bei denen viele Bewohner ihre Behausungen verloren, brachte die Polizei etwa 2000 Migranten in Zelten in der Inselhauptstadt Vathy unter.
Das Lager auf Samos ist chronisch überfüllt. Es wurde für 648 Bewohner gebaut. Ähnlich sieht es in den Camps auf den anderen Inseln aus. Sie sind im Schnitt fünffach überbelegt. Die Regierung hat begonnen, mehrere tausend Flüchtlinge aus den Insellagern aufs Festland zu bringen, wo sie in Hotels untergebracht werden. Verlegt werden vor allem schutzbedürftige Menschen wie Alte, Kranke und Familien mit Kindern. Die jungen Männer, die das Gros der Lagerbewohner stellen, haben wenig Aussichten, aufs Festland zu kommen. Das führt zu Frustration und Gewaltausbrüchen.
Für Unruhe unter den Bewohnern sorgt auch die Angst vor Corona. Hilfsorganisationen warnen seit Wochen vor der Gefahr einer Ausbreitung. Nach Darstellung der Regierung gibt es in den Insellagern bisher keine Corona-Infektionen. Das muss aber nichts heißen, weil nicht systematisch getestet wird.