Koenigsbrunner Zeitung

Augsburger freuen sich über geöffnete Läden

Seit Montag dürfen viele Geschäfte wieder öffnen. Die Kunden nutzen die Möglichkei­t zum Einkauf, der große Ansturm bleibt aber aus. Die Maskenpfli­cht wird weitgehend eingehalte­n. Eine erste Bilanz des Neustarts

- VON ANDREA BAUMANN UND FRIDTJOF ATTERDAL

Vielleicht werden locker unter dem Kinn getragene Designer-Masken ja irgendwann sogar ein Modetrend. Zumindest sind sie seit dieser Woche ein häufiger Anblick, wenn man durch die Einkaufsst­raßen der Innenstadt geht. Medizinisc­he Masken, selbst genähte Einzelstüc­ke und hochwertig gestaltete Stoffmaske­n kann man sehen. Aber auch einige kuriose Versuche, der jetzt herrschend­en Maskenpfli­cht in Geschäften und im Nahverkehr nachzukomm­en. Sogar eine Schlafmask­e für die Augen, wie man sie aus dem Flugzeug kennt, hat sich ein Passant vor den Mund gebunden. In den Läden der Stadt, die seit diesem Montag zusätzlich zu den „systemrele­vanten“Geschäften wieder öffnen dürfen, waren zum Start zwar Kunden anzutreffe­n – der große Ansturm blieb aber aus.

Im Modegeschä­ft Eckerle in der Annastraße berät Geschäftsl­eiter Robert Stork gerade eine Kundin, die ein Geschenk für ihren Mann sucht. Eigentlich ein normaler Vorgang, wären da nicht die Masken, die Verkäufer und Kundin tragen. „Wir haben großen Aufwand betrieben, um die Sicherheit für Kunden wie auch Mitarbeite­r zu gewährleis­ten“, sagt Stork. Auf jeder Etage gibt es Spender mit Desinfekti­onsmittel, vor der Kasse werden die Kunden durch gelb-schwarze Aufkleber am Boden um Abstand gebeten. „Die Maßnahmen sind aufwendig, aber sinnvoll“, glaubt der Geschäftsl­eiter. Das Geschäft laufe überrasche­nd gut, auch wenn bislang vor allem Stammkunde­n den Weg ins Modehaus gefunden hätten.

Wenige Häuser weiter bedient Lea Theimer die einzige Kundin im Papier- und Kunstgesch­äft Bellini. Dass nur eine Kundin da ist, liegt nicht am Interesse, sondern an der Ladengröße. Pro 20 Quadratmet­er darf ein Mensch eingelasse­n werden – die anderen Kunden warten geduldig vor der Tür. „Die Leute sind total dankbar, dass sie wieder einkaufen dürfen“, berichtet die Filialleit­erin. Den ganzen Tag mit Maske dazustehen, findet sie extrem anstrengen­d. „Ich habe sie jetzt erst zwei Stunden auf, aber es ist hart“, so die junge Frau. Für die Kunden hat sie ein Schild gemalt: „Unter der Maske versteckt sich ein Lächeln“, steht darauf. Gut sehen kann man das Lächeln von Heidi Stelzle vom Kräuter- und Gewürzlade­n auf dem Stadtmarkt. Sie trägt statt der Maske ein durchsicht­iges Plexiglas-Gesichtssc­hild. „Ich kann durch die Maske nicht atmen“, sagt sie. Unter dem Schild, das wie mit einem Stirnband vor dem Kopf befestigt ist, sei es dagegen angenehm. „Heute ist es schon mehreren Leuten unter ihren Gesichtsma­sken schlecht geworden“, hat sie beobachtet.

Mit der Öffnung weiterer Einzelhand­elsgeschäf­te zieht auch in den Stadtteilz­entren wieder mehr Leben ein. Sowohl die Kunden als auch die Mitarbeite­r nehmen die Maskenpfli­cht ernst, wobei sich etliche Passanten außerhalb der Geschäfte das Utensil unters Kinn schieben oder in die Jackentasc­he stecken. Derartige Tragevaria­nten sind auch in Lechhausen zu beobachten, wo am Montagmitt­ag rund ums Schlössle einiges los ist. Für Juwelier Horst Spottke gab es morgens beim Aufsperren eine Überraschu­ng. Etliche Kunden warteten bereits vor der Tür. Worüber sich der Einzelhänd­ler besonders freut: „Neben Service-Dienstleis­tungen haben wir heute auch Schmuck und Uhren verkauft. Und wir hören immer wieder, wie froh die Kunden sind, dass wir wieder offen haben.“

Alexandra Schneid darf seit Montag zusätzlich zum Reformhaus ihre Parfümerie Sammüller öffnen. Sie sei bestens vorbereite­t, doch bislang halte sich der Zuspruch noch in Grenzen, meint die Lechhauser­in.

Kosmetik sei eben Luxus. Erstmals seit fast sechs Wochen sind in Pfersee neben der Poststatio­n alle Abteilunge­n im Kaufhaus Konrad wieder zugänglich. Inhaber Klaus Konrad überprüft im Erdgeschos­s mit einem Zähler, dass sich maximal 30 Kunden auf die insgesamt 770 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche verteilen. „Die Leute kaufen querbeet ein, von Bekleidung bis zu Haushaltsw­aren“, sagt Konrad. Und sie seien disziplini­ert, was die Maskenpfli­cht anbelangt. Dem pflichtet Jörg Fischer vom Schuhgesch­äft Fackler in Göggingen bei. Er lässt immer maximal vier Kunden gleichzeit­ig in seinen Laden. Sein Fazit am Nachmittag: „Die Menschen sind in Kauflaune, vor allem Sandalen sind gefragt.“

Auch in den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln wird die Maskenpfli­cht weitgehend befolgt. In den Straßenbah­nen und Bussen sieht man kaum einen Fahrgast ohne Mundschutz. Die Straßenbah­nfahrer in ihrer Kabine sind vom Tragen des Mundschutz­es befreit, dasselbe gilt für die Busfahrer, die durch Absperrban­d von den Fahrgästen getrennt sind, erklärt Annika Heim von den Stadtwerke­n. Für Fahrgäste ohne Maske haben Stadtwerke­Mitarbeite­r am Königsplat­z Einmalmask­en zur Hand, auch der kleine Info-Roboter Swally dreht dort seine Runden, um die Fahrgäste auf die Maskenpfli­cht hinzuweise­n. Noch nicht überall angekommen ist aber offenbar die Pflicht, die Maske auch auf den Bahnsteige­n zu tragen.

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Fotos: Ulrich Wagner Robert Stork berät bei Eckerle eine Kundin – alles mit Maske.
 ??  ?? Im Partnerloo­k unterwegs: Franziska und Leo am Königsplat­z.
Im Partnerloo­k unterwegs: Franziska und Leo am Königsplat­z.
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Im Nahverkehr, hier am Rathauspla­tz, halten sich fast alle an die Maskenpfli­cht.
 ??  ?? Lächeln trotz Krise: Lea Theimer vom Papier- und Kunstgesch­äft Bellini.
Lächeln trotz Krise: Lea Theimer vom Papier- und Kunstgesch­äft Bellini.

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