„So eine Welt konnten wir uns niemals vorstellen“
Die in Neusäß aufgewachsene Schauspielerin Meike Droste ist ab heute Abend in einer neuen TV-Serie zu sehen. Sämtliche Engagements an Theatern liegen für sie wegen Corona auf Eis. Sie sagt: Es ging von 100 auf null
Neusäß/Berlin Ihre ersten Schritte auf der Bühne hat Meike Droste in ihrer Jugend in der Schauspielgruppe Neusäß gemacht, nach dem Studium an einer bekannten Münchner Schauspielschule folgte die große Karriere. Als Polizistin in der Fernsehserie „Mord mit Aussicht“in Hengasch wurde sie einem Millionenpublikum bekannt. Im Interview erzählt die Wahl-Berlinerin von einem neu gedrehten Vierteiler für ZDFneo, der ab heute zu sehen ist, und davon, wie es ihr als Schauspielerin in der Corona-Krise geht.
In der neuen ZDF-Serie stehen sich zwei Familien politisch gesehen gegenüber. Wie charakterisieren Sie Ihre Rolle der regierungskritisch eingestellten Eva Schneider?
Droste: Eva ist eine reflektierte, mäßig politisch engagierte Frau Anfang 40, Apothekerin, verheiratet mit einem Lehrer, Mutter eines 16-jährigen Sohnes, mit all den alltäglichen Problemen in Berufstätigkeit und Beziehungsleben, also eine ganz normale Frau.
Was gefällt Ihnen an dieser Figur und was weniger?
Droste: Persönlich spannend fand ich, dass sie die erste der Figuren ist, die konkret ins Handeln gegen Rassismus kommt, je weiter die Spaltung jedoch in ihrem persönlichen Umfeld voranschreitet, desto handlungsunfähiger fühlt sie sich. Dann ziehen sich beide immer mehr ins bloße Reden und Reflektieren zurück.
Wann und wo wurde der Mehrteiler gedreht?
Droste: Die Miniserie haben wir im Juli 2019 in Köln und Umgebung gedreht.
„Demokratie in Gefahr“ist ja das Hauptthema. Sehen Sie hier einen aktuellen Bezug zum Geschehen in unserem Land?
Droste: Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich an diesem – wie ich finde – sehr relevanten Projekt teilhaben durfte. Wir alle leben derzeit in einer Wirklichkeit, wie wir sie uns vor Kurzem niemals vorstellen wollten. Meine Sorge ist, dass politisch der allgemeine Rechtsruck europaweit voranschreiten könnte, denn wo Angst herrscht, wächst der Nährboden für Populismus. Ungarn macht es ja schon vor.
Erleben Sie selbst im privaten und beruflichen Umfeld auch eine gespaltene Gesellschaft?
Droste: In den kleinen, alltäglichen Dingen fällt es mir auf, ja. Nach wie vor finde ich es zum Beispiel seltsam, dass wir Menschen nun ständig einen großen Bogen umeinander machen. Wie verändert sich unsere Wirklichkeit dadurch auf lange Sicht?
Wie sehr beeinträchtigt die CoronaKrise zurzeit ihr berufliches Leben? Droste: Extrem. Unser Beruf existiert zurzeit gar nicht. Alle laufenden Produktionen wurden abgesagt, die Theater sind und bleiben bis auf Weiteres geschlossen, alle Festivals, Konzerte etc. wurden abgesagt, ... Von 100 auf 0 sozusagen.
Welche Engagements an geschlossenen Theatern hätten Sie zurzeit?
Droste: Zusammen mit Martina Gedeck und Sven-Eric Bechtolf haben wir unter der Regie von Jürgen Flimm „Gefährliche Liebschaften“(Christopher Hampton) geprobt, für das St.-Pauli-Theater in Hamburg. Zehn Tage vor Premiere mussten wir aufhören. Im April hätten wir 26 Vorstellungen davon en suite gespielt.
In einem Interview mit unserer Zeitung im November 2017 sagten Sie, eine Fortsetzung der Serie „Mord mit Aussicht“liege auf Eis. Haben Sie da gute Neuigkeiten für die Fans der Serie? Droste: Von meiner Seite gibt es leider keine Neuigkeiten, nein.
Gibt es noch weitere TV-Rollen, in denen wir Sie demnächst sehen werden? Droste: Wir warten auf die Ausstrahlung des ZDF-Films „Der Kommissar und die Wut“, der zweite Film gemeinsam mit Roeland Wiesnekker, in dem ich die Psychologin (und Freundin des Kommissars) Susanne spiele. Außerdem habe ich letztes Jahr gemeinsam mit Oliver Wnuk für die ARD vor der Kamera gestanden, wir spielen ein Ehepaar, er Kindergärtner, ich Kinderonkologin. Regie führte Katja Benrath. Auch dieser Film soll dieses Jahr ausgestrahlt werden.
Kommen Sie noch ab und zu in Ihre Heimatstadt Neusäß zu Besuch? Droste: Natürlich, meine Mutter lebt ja immer noch hier. Ich hoffe, dass ich bald wieder in einen Zug Richtung Bayern steigen darf.