Auch Forellen halten Abstand
E s sollte ein perfekter Angeltag werden. Die Sonne spielte mit, Kormorane waren weit und breit nicht in Sicht, und wegen der Ausgangsbeschränkungen ließ sich auch kein anderer Fischerkollege am Wasser sehen. Und das, obwohl Angeln in Bayern ja als sportliche Betätigung zählt und somit erlaubt ist.
Die Vorfreude war groß. Ich packte meine beste Fliegenrute in den Kofferraum, sucht mir einige schöne Goldkopfnymphen aus meinem Köderkästchen und machte mich am Nachmittag auf den Weg. Ich wollte den sogenannten Abendsprung nicht verpassen. Den Moment, wenn die Sonne tief steht und Insekten knapp über oder auf der Wasseroberfläche flitzen und eine leichte Beute für die lauernden Forellen darunter sind. Die Stelle unterhalb der Sohlschwelle erschien mir ideal. Wäre ich eine Forelle, würde ich genau hier lauern, um schnelle Beute zu machen. Man muss halt denken wie ein Fisch, sagte ich mir siegessicher. In Gedanken spielte ich schon einmal durch, wie ich eine Rotgetupfte, also eine Bachforelle, langsam auf einem Holzbrett räuchern würde. Oder sollte ich sie besser direkt auf den Grill legen? Am Stück oder filetieren? Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Nach zwei Stunden war das Einzige, das zusammenlief, nur noch das Wasser um meine Watstiefel. Nichts hat gebissen. Weder auf meine Goldkopfnymphen noch auf meine Trockenfliegen. Nichts. Nicht einmal der kleinste Zupfer am Haken. Kruzifix. Ob die Abstandsregeln jetzt auch für Forellen gelten?