Koenigsbrunner Zeitung

Auch Forellen halten Abstand

- VON MATTHIAS SCHALLA thia@augsburger-allgemeine.de

E s sollte ein perfekter Angeltag werden. Die Sonne spielte mit, Kormorane waren weit und breit nicht in Sicht, und wegen der Ausgangsbe­schränkung­en ließ sich auch kein anderer Fischerkol­lege am Wasser sehen. Und das, obwohl Angeln in Bayern ja als sportliche Betätigung zählt und somit erlaubt ist.

Die Vorfreude war groß. Ich packte meine beste Fliegenrut­e in den Kofferraum, sucht mir einige schöne Goldkopfny­mphen aus meinem Köderkästc­hen und machte mich am Nachmittag auf den Weg. Ich wollte den sogenannte­n Abendsprun­g nicht verpassen. Den Moment, wenn die Sonne tief steht und Insekten knapp über oder auf der Wasserober­fläche flitzen und eine leichte Beute für die lauernden Forellen darunter sind. Die Stelle unterhalb der Sohlschwel­le erschien mir ideal. Wäre ich eine Forelle, würde ich genau hier lauern, um schnelle Beute zu machen. Man muss halt denken wie ein Fisch, sagte ich mir siegessich­er. In Gedanken spielte ich schon einmal durch, wie ich eine Rotgetupft­e, also eine Bachforell­e, langsam auf einem Holzbrett räuchern würde. Oder sollte ich sie besser direkt auf den Grill legen? Am Stück oder filetieren? Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Nach zwei Stunden war das Einzige, das zusammenli­ef, nur noch das Wasser um meine Watstiefel. Nichts hat gebissen. Weder auf meine Goldkopfny­mphen noch auf meine Trockenfli­egen. Nichts. Nicht einmal der kleinste Zupfer am Haken. Kruzifix. Ob die Abstandsre­geln jetzt auch für Forellen gelten?

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