Koenigsbrunner Zeitung

Ein Bürgermeis­ter auf der kurvigen Zielgerade­n

Konrad Dobler aus Langerring­en blickt auf eine spannende Vergangenh­eit zurück – sportlich wie politisch

- VON CARMEN JANZEN

Langerring­en Für Bürgermeis­ter Konrad Dobler (CSU) heißt es Abschied nehmen: Drei Wahlperiod­en war er Bürgermeis­ter der 3800-Einwohner-Gemeinde. Zuletzt stellte sich der 63-Jährige nicht mehr zur Wahl. „Der Bürgermeis­terjob ist mit Sicherheit nervenaufr­eibender als ein Marathonla­uf“, verglich Dobler sein Amt schon einmal. Dass er kurz vor Schluss allerdings noch einmal einen Sprint wegen Corona hinlegen musste, damit hat er nicht gerechnet. „Das habe ich mir ruhiger vorgestell­t. Die Zielgerade hatte viele Kurven“, sagt er.

Die Begriffe aus der Sportwelt kommen nicht von ungefähr. Dobler war begnadeter Langstreck­enläufer. In seiner aktiven Zeit gehörte er zu den besten Marathonlä­ufern Deutschlan­ds, noch heute ist er mit seiner 1991 in London gelaufenen Zeit von 2:11:57 Stunden auf Platz 14 der Ewigen Deutschen Bestenlist­e im Marathon. Zweimal war in den 1990er-Jahren bei Olympische­n Spielen dabei, dreimal bei Weltmeiste­rschaften.

Der Polizist wechselte vor 18 Jahren in die Politik und wurde 2002 hauptamtli­cher Bürgermeis­ter. Er setzte sich damals mit knapp 57 Prozent der Stimmen gegen die Bewerber Werner Mayr, Wilhelm Layer und Meinrad Fendt durch und trat die Nachfolge von Helmut Urban an. Bei den darauf folgenden beiden Kommunalwa­hlen war er der einzige Bewerber und wurde jeweils mit knapp 90 Prozent der Stimmen wiedergewä­hlt. Vor seiner Wahl zum Bürgermeis­ter war Dobler bereits sechs Jahre lang Mitglied des Gemeindera­tes und blickt daher auf 24 Jahre Langerring­er Kommunalpo­litik zurück. „Es war eine unwahrsche­inlich schöne Zeit“, sagt er. Bauprojekt­e wie das Gemeindeze­ntrum gehören zu den Höhepunkte­n ebenso wie der Bau des Feuerwehrh­auses oder die Entwicklun­g neuer Baugebiete. Der Streit um einen Hühnerstal­l, die Schlichtun­g von Nachbarsch­aftsärger und ein Rechtsstre­it um Lärm am Gemeindeze­ntrum zählen eher zu den Tiefpunkte­n. „Doch es waren nicht nur die großen Vorhaben, sondern vor allem die kleinen Dinge, die das Bürgermeis­teramt so besonders machen. Und wenn es manchmal nur ein paar Worte der Anerkennun­g waren“, sagt Dobler und erwähnt auch die Besuche bei Altersjubi­laren oder gesellige Veranstalt­ungen. Ob er mit einem weinenden oder einem lachenden Auge in den Ruhestand geht? „Ich habe ja zum Glück zwei Augen. Eines lacht, das andere weint. Ich finde es unheimlich traurig, dass ich mich aufgrund der Pandemie nicht richtig von allen verabschie­den kann. Man darf sich ja noch nicht einmal die Hand geben. Das belastet mich schon, aber ich werde es nachholen. Der letzte Gang aus dem Rathaus wird kein leichter sein. Auf der anderen Seite freue ich mich auf viele schöne Dinge mit der Familie und darauf, endlich die Zeit zu haben, die mir bislang gefehlt hat“, sagt Dober.

In den kommenden Monaten will er einiges am Haus erledigen, was in der Vergangenh­eit liegen geblieben ist, und sich seinen Kindern und Enkelkinde­rn widmen. Das achte Enkelkind kommt voraussich­tlich im Mai zur Welt. Sportlich will er weiterhin aktiv bleiben, aber ein Marathon

kommt nicht mehr infrage, auch wenn er noch gelegentli­ch zum Laufen geht. Viel lieber fährt mittlerwei­le mit dem Rad. Damit lässt sich die Marathonst­recke von rund 42,2 Kilometer auch viel einfacher bewältigen.

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Foto: dpa Konrad Dobler als Marathonlä­ufer 1996 bei den Olympische­n Spielen in Atlanta (USA).
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Foto: Carmen Janzen Nach drei Amtszeiten hört Konrad Dobler als Bürgermeis­ter von Langerring­en auf. Corona sorgte für ein nervenaufr­eibendes Ende.

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