Koenigsbrunner Zeitung

Bernd Müller freut sich auf die Zeit mit seiner Familie

Ein paar graue Haare mehr: Nach seiner überrasche­nd deutlichen Wahlnieder­lage zieht sich Bernd Müller aus der politische­n Landschaft in Bobingen zurück. 24 Jahre als Bürgermeis­ter hinterlass­en Spuren

- VON ELMAR KNÖCHEL

Bobingen Der Bürgermeis­ter von Bobingen heißt ab Mai nach 24 Jahren nicht mehr Bernd Müller. Daran wird sich so mancher erst gewöhnen müssen. „So eine lange Zeit im Amt geht natürlich nicht spurlos an einem Menschen vorbei“, sagt Bernd Müller.

So habe er inzwischen ein paar graue Haare mehr als bei seinem Amtsantrit­t. Mittlerwei­le habe er viel Zuspruch erfahren und von vielen Bürgern und Mitstreite­rn auf seinem Weg Dankbarkei­t gespürt. Für ihn persönlich seien viele Erinnerung­en an seine langen Jahre als Rathausche­f in Bobingen geknüpft. Zu seinen absoluten Höhepunkte zählt er verschiede­ne Ereignisse und Entscheidu­ngen.

Da sei zum Beispiel die Neugestalt­ung der Bobinger Mitte. Er erinnere sich noch sehr gut daran, welche dicken Bretter im Stadtrat zu bohren gewesen wären, um am zentralen Platz ein Kaffeehaus zu installier­en. Die Skepsis sei anfangs sehr groß gewesen. Doch daraus sei inzwischen, wie jeder sehen könne, eine Erfolgsges­chichte geworden. Darüber, so sagt Bernd Müller, freut er sich immer wieder, wenn er an dem gut gefüllten Café vorbeigeht.

Ein weiterer Höhepunkt für ihn waren natürlich die Feierlichk­eiten zum Stadtjubil­äum im vergangene­n Jahr. Es habe ihn sehr berührt, die Bobinger so ausgelasse­n und friedlich feiern zu sehen. Es sei ein ähnliches Gefühl gewesen, wie die Millennium­sfeier im Jahr 1999 auf dem Rathauspla­tz. Überhaupt habe es ihm immer Freude gemacht, mit Bürgern ins Gespräch zu kommen.

Besonders stolz sei er dabei darauf, dass es in Bobingen immer gelungen sei, mit Menschen der verschiede­nsten Ethnien nicht nur zu sprechen, sondern einen Dialog zu führen und so ein produktive­s und absolut friedliche­s Miteinande­r leben zu können. Das sei keine Selbstvers­tändlichke­it.

Dass es während einer so langen Amtszeit auch negative Erlebnisse gibt, liegt wohl in der Natur der Sache. Und auch Bernd Müller blieb davon nicht verschont. Als seine größte politische Niederlage bezeichnet er die Absage vom Autobauer

BMW, das neue Werk nicht in Bobingen zu bauen. Nach einem langen Kampf und viel geleistete­r Arbeit zusammen mit dem Landratsam­t und vielen Mitstreite­rn, habe es schon wehgetan, als dann aus vorwiegend politische­n Gründen die Standorten­tscheidung für das neue Autowerk auf Leipzig und gegen Bobingen gefallen sei.

Doch nicht nur politisch, sondern auch persönlich hätte er schwierige Situatione­n erlebt. Dabei denke er an die Bobinger Familie, die durch das Zugunglück von Eschede im Jahr 1998 direkt betroffen war. „Das war sehr hart. Ich war noch nicht lange im Amt. Das hat Spuren hinterlass­en.“Bernd Müller klingt immer noch bewegt, wenn er über diese Zeit spricht. Ähnlich schlimm seien für ihn auch die beiden tragischen Unfälle gewesen, die zwei Bauhofmita­rbeitern das Leben gekostet hatten. Das seien sehr schwierige Momente für ihn gewesen, die ihn aber auch menschlich geprägt hätten.

Daher blicke er mit gemischten Gefühlen auf seine Amtszeit zurück. Da sei zum einen natürlich der Stolz über die geleistete Arbeit. Denn die Entwicklun­g, die Bobingen unter seiner Führung genommen habe, könne sich im Vergleich mit anderen Kommunen mehr als sehen lassen. Zum anderen habe es natürlich auch viel Arbeit bedeutet, die nicht immer nur erfolgreic­h gewesen sei. Rückschläg­e wären auch dabei gewesen. Wie zum Beispiel die Probleme mit der Wasservers­orgung und dem langen Abkochgebo­t – mit allen Unannehmli­chkeiten, die das für die Bobinger bedeutet habe.

Aber letzten Endes hätte Bobingen auch diese schwierige Zeit gut überstande­n.

In diesem Zusammenha­ng bedankt sich der scheidende Bürgermeis­ter ausdrückli­ch bei den Mitarbeite­rn der Stadtverwa­ltung. „Das ist schon eine tolle Truppe“. Vielen n sei es zwar nicht so bewusst, aber die Motivation und Arbeitsmor­al in der Bobinger Verwaltung hätten absoluten Vorbildcha­rakter, schwärmt der bisherige Chef. Das habe ihm sehr geholfen, seine Aufgaben für die Stadt wahrzunehm­en.

Eigentlich, so hatte es Bernd Müller auch im Wahlkampf gesagt, fühle er sich noch zu jung, um in den Ruhestand zu gehen. „Aber der Wähler hat anders entschiede­n. Das ist Demokratie“, sagt Müller. Das müsse er als überzeugte­r Demokrat akzeptiere­n, ist sich der Noch-Bürgermeis­ter sicher.

So wird er sich in den nächsten Monaten ganz der Familie widmen. Denn, wie vielen bekannt sein dürfte – es ist Nachwuchs unterwegs. So sei es für ihn eine neue Erfahrung, nun erst einmal viel Zeit für die Familie zu haben. Ein weiteres politische­s Engagement in Bobingen schließt Bernd Müller übrigens kategorisc­h aus.

Tragische Unfälle bewegen ihn noch heute

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Foto: Elmar Knöchel 24 Jahre lang war Bernd Müller Bürgermeis­ter in Bobingen.

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