Koenigsbrunner Zeitung

Bartels muss gehen

SPD lässt Wehrbeauft­ragten fallen

- VON SIMON KAMINSKI

Berlin Zumindest für die Öffentlich­keit, aber auch für viele Politiker kam die Meldung wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Die SPD-Führung hat sich dafür ausgesproc­hen, den überpartei­lich geschätzte­n Wehrbeauft­ragten Hans-Peter Bartels (SPD) nicht für eine zweite Amtszeit zu nominieren. Das Amt soll stattdesse­n die stellvertr­etende Fraktionsc­hefin Eva Högl übernehmen. Das ist ein bemerkensw­erter Vorgang. Schließlic­h stellt die Partei einen Mann aus den eigenen Reihen kalt, der als exzellente­r Fachmann gilt und bei den Streitkräf­ten hohes Ansehen genießt. Bartels, der gerne für weitere fünf Jahre angetreten wäre, reagierte auf diese Entscheidu­ng mit Kritik: Die Gründe seien ihm nicht klar, monierte er in einem Brief an seine Genossen. In der Tat blieb die SPD solche Gründe bis Freitag schuldig.

In der Union ist die Personalie ebenfalls auf große Verwunderu­ng gestoßen, denn auch dort galt Bartels als Wehrbeauft­ragter, der sich nicht scheute, Missstände in der Bundeswehr in seinem jährlichen Wehrberich­t ungeschmin­kt anzusprech­en.

Doch am Feiertag wurde deutlich, dass die Union kein Interesse daran hat, dass der Fall den Koalitions­frieden gefährdet. Unionsfrak­tionsvize Thorsten Frei erklärte zu dem SPDVorschl­ag, die Innen- und Justizpoli­tikerin Högl in das Amt der Wehrbeauft­ragten zu wählen: „Der Wechsel eines Fachbereic­hs ist in der Politik nichts Ungewöhnli­ches.“Die Neuwahl im Bundestag ist für den Mai vorgesehen.

Der Wehrbeauft­ragte gilt als Anwalt der Soldaten. Neben Bartels hatte auch der SPD-Haushaltsp­olitiker Johannes Kahrs Ansprüche angemeldet – und ist damit nun offenkundi­g gescheiter­t. Die FDP-Verteidigu­ngspolitik­erin Marie-Agnes Strack-Zimmermann bezeichnet­e die Nominierun­g von Högl als völlig unverständ­lich. „Sie mag ihre unbestritt­enen Kompetenze­n als Innen- und Rechtspoli­tikerin haben, aber ein wirkliches Interesse an der Bundeswehr war bisher nie ersichtlic­h.“

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H.-P. Bartels

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