Koenigsbrunner Zeitung

Hisbollah verboten

Razzien in vier Bundesländ­ern

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Berlin Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) hat ein Betätigung­sverbot für die Hisbollah verkündet. Das bedeutet, dass die schiitisch­e Islamisten­vereinigun­g in Deutschlan­d alle ihre Aktivitäte­n einstellen muss. Die USA und Israel begrüßten die Entscheidu­ng. Die Hisbollah ist eine libanesisc­he Partei. Sie verfügt über eine Miliz, die Raketen und andere schwere Waffen besitzt. Die proiranisc­he Gruppierun­g hat hierzuland­e offiziell keinen Ableger. Ihre Anhänger halten dennoch untereinan­der Kontakt. Die Sicherheit­sbehörden rechnen bis zu 1050 Menschen dem „extremisti­schen Personenpo­tenzial“der Hisbollah zu.

Nach Erkenntnis­sen der Sicherheit­sbehörden nutzt die vom Verfassung­sschutz als „terroristi­sche Vereinigun­g“eingestuft­e Gruppierun­g Deutschlan­d vor allem als Rückzugsra­um und zum Sammeln von Spenden. Mit Anschlägen in Deutschlan­d als Folge des Verbots rechnet die Bundesregi­erung nicht. Die Verbotsver­fügung richtet sich formal an Hisbollah-Generalsek­retär Hassan Nasrallah. Um sie durchzuset­zen, durchsucht­en Polizisten am Donnerstag in vier Bundesländ­ern Räumlichke­iten von Moscheen und Vereinen, die der Hisbollah nahestehen sollen. Scharfe Waffen wurden nicht entdeckt.

Das Verbot und die Ermittlung­smaßnahmen seien „wichtige Schritte bei der Bekämpfung des internatio­nalen Terrorismu­s“, sagte der Präsident des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz, Thomas Haldenwang. Dazu gehöre auch „die Abwehr eines Gedankengu­tes, das gegen die Völkervers­tändigung gerichtet ist“. Ausdruck dieses Gedankengu­tes bei der Hisbollah seien „Aufrufe zu Gewalt und das Bestreiten des Existenzre­chts Israels“.

US-Außenminis­ter Mike Pompeo lobte die Entscheidu­ng: „Damit schließt sich Deutschlan­d der wachsenden Zahl von Nationen an, die die falsche Unterschei­dung zwischen den terroristi­schen Operatione­n der Hisbollah und einem angebliche­n ‚politische­n‘ Flügel ablehnen“, erklärte Pompeo. Auch Israels Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu begrüßte die Entscheidu­ng aus Berlin. Kein Land solle der Hisbollah indirekte oder direkte Hilfe zukommen lassen, sagte er. Der Iran, der die Hisbollah unterstütz­t, und Syrien kritisiert­en hingegen das deutsche Verbot.

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