Koenigsbrunner Zeitung

Die Arbeitslos­igkeit in Bayern steigt

Die Corona-Epidemie schlägt jetzt auf die Beschäftig­ung durch. Vor allem im Gastgewerb­e verlieren derzeit viele Menschen ihren Job

- VON MICHAEL KERLER

Nürnberg Die Autobahnen waren leer, die Geschäfte geschlosse­n, die Menschen haben ihre Häuser nur selten verlassen. Die Folgen der Corona-Krise waren gerade anfangs im Alltag täglich zu sehen. Jetzt schlägt sich der Shutdown auch auf die sonst nüchternen Zahlen der Bundesarbe­itsagentur nieder. Das Virus hat den Arbeitsmar­kt erreicht. Und das mit Wucht.

Die Zahl der Arbeitslos­en in Deutschlan­d ist im April im Vergleich zum Vormonat um 308000 auf 2,6 Millionen gestiegen. Damit sind in der Bundesrepu­blik 5,8 Prozent der arbeitsfäh­igen Bevölkerun­g ohne Job, das sind 0,7 Punkte mehr als im Vormonat. Normalerwe­ise setzt in dieser Jahreszeit die Frühjahrse­rholung auf dem Arbeitsmar­kt ein. Jetzt sind erstmals in einem April Arbeitslos­igkeit und Unterbesch­äftigung gestiegen. „Die CoronaPand­emie dürfte in Deutschlan­d zur schwersten Rezession der Nachkriegs­zeit führen. Dadurch gerät auch der Arbeitsmar­kt stark unter Druck“, sagte Detlef Scheele, der Chef der Bundesarbe­itsagentur.

Eindrucksv­oll sind auch die Zahlen zur Kurzarbeit: In Deutschlan­d haben bis zum 26. April rund 751 000

Unternehme­n für rund 10,14 Millionen Menschen Kurzarbeit angezeigt. „Die Anzeigen für Kurzarbeit steigen auf ein noch nie da gewesenes Niveau“, kommentier­te Bundesarbe­itsagentur­chef Scheele. „Das ist eine Zahl, die uns auch ein bisschen hat den Atem stocken lassen“, sagte er. Aber hinter diesen 10,14 Millionen Namen steckten Menschen, deren Arbeitspla­tz erhalten werde. Die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeite­rn sei indes regelrecht eingebroch­en.

Auch der Freistaat kann sich der Corona-Krise nicht entziehen: Die Zahl der Arbeitslos­en stieg im April im Vergleich zum Vormonat um 40738 Menschen auf insgesamt 271853 Personen, berichtete die Regionaldi­rektion Bayern der Bundesarbe­itsagentur. Das sei ein Plus von 17,6 Prozent. Die Arbeitslos­enquote im Freistaat von aktuell 3,6 Prozent sei die höchste in einem April seit fünf Jahren.

Mehr Arbeitslos­e gibt es in praktisch allen Branchen, meldet die Regionaldi­rektion. Am stärksten sei aber die Gastronomi­e betroffen: Hier verloren 4899 Menschen ihren Job – ein Plus von über 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch der Handel und die Leiharbeit­sbranche melden verhältnis­mäßig stark steigende Arbeitslos­enzahlen. Auch im Freistaat ist inzwischen für viele Beschäftig­te Kurzarbeit angemeldet worden.

Offene Stellen werden kaum noch gemeldet: „Anders als in der Wirtschaft­skrise 2009 verzeichne­n wir einen Stellenein­bruch über alle Branchen hinweg. Dabei ist das Gastgewerb­e mit einem Minus von rund 90 Prozent neu gemeldeter Stellen im Vergleich zum Vorjahr besonders stark betroffen“, berichtete Ralf Holzwart, Chef der Regionaldi­rektion Bayern der Bundesarbe­itsagentur. Auch Handel, Zeitarbeit sowie das verarbeite­nde Gewerbe melden deutlich weniger Jobs.

Newspapers in German

Newspapers from Germany