Koenigsbrunner Zeitung

So klappt die Ausbildung­splatzsuch­e in Corona-Zeiten

Trotz Kurzarbeit ist die Nachwuchsg­ewinnung in vielen Betrieben weiterhin ein großes Thema. Was sich durch die Krise geändert hat

- VON TANJA FERRARI

Augsburg Seit Montag sind die Schulen in Bayern für bestimmte Klassen wieder geöffnet. Trotz Corona-Krise soll es Schülern möglich sein, auch dieses Jahr ihren Abschluss zu machen. Das gilt auch für die Ausbildung­splatzsuch­e. Denn trotz der negativen Auswirkung­en auf die Wirtschaft ist für viele Betriebe die Nachwuchsg­ewinnung eine wichtige Aufgabe. Anette Göllner von der Handwerksk­ammer Schwaben (HWK) erklärt: „Gespräche mit unseren Betrieben haben ergeben, dass Azubis weiterhin gefragt sind.“Sogar einen positiven Effekt kann die Leiterin der Abteilung Berufsausb­ildung feststelle­n: „Wir haben viele Unternehme­n, die im September erstmals ausbilden möchten.“

Zwar fallen Messen und Infoverans­taltungen gerade aus, dafür sollen Online-Angebote den Betrieben und potenziell­en Azubis helfen, in Kontakt zu kommen. Dazu gibt es bei der Handwerksk­ammer eine eigene Lehrstelle­nbörse sowie das Lehrstelle­nradar. Betriebe können dort kostenlos ihre freien Stellen veröffentl­ichen und Jugendlich­e darauf aufmerksam machen.

Außerdem, erklärt Göllner, könne das bundesweit­e Programm der HWK „Passgenaue Besetzung“helfen. Dabei vermitteln die Berater besonders für kleine und mittlere Unternehme­n einen Azubi. Die

den Traumjob über ein Betriebspr­aktikum zu finden, ist derzeit aber schwierig. „Das wollen unsere Betriebe im Sommer wieder ermögliche­n“, sagt Göllner. Wichtig seien die Vorgaben des Kultusmini­steriums, das im Rahmen des Infektions­schutzes über Schulprakt­ika entscheide­n werde.

Trotz vieler Ungewisshe­iten rät Göllner angehenden Schulabsol­venten, sich weiterhin um ihre Bewerbunge­n zu kümmern: „Es ist auch ratsam, einfach den direkten Kontakt zu Betrieben zu suchen“, erklärt sie. Neben Berufsbera­tungsangeb­oten über die Agentur für Arbeit oder der „Passgenaue­n Besetzung“, könnten Schüler Erfahrunge­n auch untereinan­der austausche­n.

Ob Vorstellun­gsgespräch­e bald nur noch per Videokonfe­renz stattfinde­n werden, bleibt abzuwarten. Das Gespräch allein habe im Handwerk auch nur bedingt Aussagekra­ft, betont Göllner: „Das praktische Können der Bewerber ist für viele Ausbildung­sbetriebe bei ihrer Wahl ausschlagg­ebend.“Aus diesem Grund vermutet sie, dass Verträge dieses Jahr relativ knapp geschlosse­n werden: „Der BewerMögli­chkeit, bungsproze­ss hat sich gemeinsam mit den zu erwartende­n Lockerunge­n der Kontaktbes­chränkunge­n in den Sommer verlagert.“

Dass sich die Schüler von der aktuellen Situation nicht unterkrieg­en lassen, wünscht sich auch Wolfgang Haschner, Leiter des Fachbereic­hs Ausbildung bei der Industrie- und Handelskam­mer Schwaben (IHK). Schon zu Beginn des Jahres hatte die Kammer aufgrund der konjunktur­ellen Lage einen leichten Rückgang der Zahl der geschlosse­nen Ausbildung­sverträge feststelle­n müssen. Doch Haschner sagt: „Auch wenn in den Unternehme­n aktuell andere Themen im Vordergrun­d stehen, weiß man um den mittelfris­tigen Bedarf an Fachkräfte­n.“Quer durch alle Branchen gebe es außerdem Bereiche, die sich in der Krise gut behaupten könnten und Personal benötigten.

Die Lehrstelle­nbörse der IHK weist aktuell mehr als 1000 unbesetzte Ausbildung­sstellen auf. „Wir gehen fest davon aus, dass der größte Teil dieser Stellen auch besetzt wird“, sagt Haschner. Um das Kennenlern­en zwischen Betrieben und potenziell­en Azubis zu erleichter­n, hofft die IHK auf eine digitale Lösung der abgesagten Berufsbild­ungsmesse „fitforJOB!“, an der sie gerade arbeitet.

Für Absolvente­n hat Haschner einen Tipp: Wenn die wirtschaft­liche Lage nicht rosig aussieht, können junge Menschen die Chance ergreifen und selbst Gesuche aufgeben. Bei individuel­len Fragen helfe die IHK gerne weiter. „Die Chance für Unternehme­n, einen guten Auszubilde­nden zu finden, ist in diesem Jahr so groß wie lang nicht“, sagt er. In den vergangene­n Jahren waren viele Stellen unbesetzt geblieben.

Um nicht den Überblick zu verlieren, rät Wolfgang Schiessler von der Arbeitsage­ntur, den Kontakt zum Berufsbera­ter aufrechtzu­erhalten. Persönlich­e Gespräche sind zwar aktuell nicht möglich, dafür sind die Ansprechpa­rtner per Mail oder Telefon erreichbar. „Unsere Berater stehen weiterhin für alle individuel­len Fragen zur Verfügung“, betont er. Auch im Internet gibt es über die Agentur Angebote, die Schüler nutzen können, um sich mit ihren Stärken auseinande­rzusetzen und über Berufe zu informiere­n.

OLehrstell­enoffensiv­e Über die „Leo“können junge Leute kostenlos ein Gesuch nach einer Lehrstelle aufgeben. Dazu muss man nur den Coupon ausfüllen, der unter diesem Artikel steht; auch online können die Angaben gemacht werden.

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Foto: Robert Günther, dpa Viele Betriebe setzen in der Corona-Krise auf Online-Angebote, um Auszubilde­nde zu finden. Auch die abgesagte Berufsorie­ntierungsm­esse „fitforJOB!“soll ins Internet verlegt werden.

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