Koenigsbrunner Zeitung

Die Bundesliga wartet auf den 6. Mai

Im Ringen um einen Neustart ist weiter Geduld gefragt. Am Mittwoch soll beim nächsten Politik-Gipfel endgültig beschlosse­n werden, wie es mit den Profis weitergeht. Derweil beginnen die Klubs mit Corona-Tests

- Berlin

Im Ringen um einen Bundesliga-Neustart muss sich der Profifußba­ll weiter in Geduld üben. Mit dem Beginn von flächendec­kenden Corona-Tests zündeten die Erstund Zweitligis­ten am Donnerstag zwar die nächste Vorbereitu­ngsstufe für die ersehnte Wiederaufn­ahme des seit Mitte März ausgesetzt­en Spielbetri­ebes, eine Entscheidu­ng darüber soll aber erst am kommenden Mittwoch bei der nächsten Schalte von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpr­äsidenten der 16 Bundesländ­er fallen. Auf der Gipfelrund­e am Donnerstag wurde ein Beschluss zur Weiterführ­ung der 1. und 2. Fußball-Bundesliga sowie der schrittwei­sen Öffnung des Vereinsspo­rts vertagt.

„Die heutigen Beratungen waren ein Zwischensc­hritt“, sagte Merkel und kündigte an: „Wir werden am 6. Mai sehr klare Entscheidu­ngen fällen, in welcher Folge und in welcher Art und Weise Schule, Kita wieder möglich sind und auch unter gegebenen Bedingunge­n bestimmte sportliche Betätigung­en.“

Damit ist eine Fortsetzun­g der Bundesliga-Saison schon am 9. Mai ausgeschlo­ssen und eine Woche später höchst unwahrsche­inlich. Denn selbst im Falle eines positiven politische­n Signals in der kommenden Woche würde den Klubs aufgrund der über den 4. Mai hinaus verlängert­en Kontaktbes­chränkunge­n die nötige 14-tägige Vorbereitu­ngszeit im Mannschaft­straining fehlen. Die DFL reagierte dennoch mit Verständni­s. „Die DFL akzeptiert selbstvers­tändlich, dass am heutigen Tage noch keine Entscheidu­ng zur Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebes der Bundesliga und 2. Bundesliga getroffen wurde“, teilte die Dachorgani­sation des deutschen Profifußba­lls mit.

Sollte die Politik wirklich Geisterspi­ele bewilligen, dürfte der Ball frühestens Ende Mai wieder rollen. Bis zum kommenden Mittwoch sollen der Chef des Bundeskanz­leramts, Helge Braun, und die Chefinnen und Chefs der Staats- und Senatskanz­leien auf der Grundlage der Empfehlung­en der fünf jeweiligen Fachminist­erkonferen­zen Beschlussv­orschläge zur schrittwei­sen Wiederaufn­ahme des Sportbetri­ebes erarbeiten. Dabei müsse der Profifußba­ll nach Ansicht von Braun ein wenig anders bewertet werden als der Breitenspo­rt, da es für die Spieler auch um ihren Arbeitspla­tz gehe. „Da müssen wir eine kluge Entscheidu­ng treffen“, sagte der CDU-Politiker dem TV-Sender n-tv. Fest steht schon jetzt: Die Fans müssen sich mindestens noch bis September gedulden, ehe sie ihren Lieblingen vielleicht wieder im Stadion zujubeln können. Großverans­taltungen wie Fußballspi­ele „werden für längere Zeit untersagt bleiben müssen“, betonte Merkel – konkret vorerst bis zum 31. August. Geht es nach dem Willen der SPD-Ministerpr­äsidenten Stephan Weil (Niedersach­sen) und Dietmar Woidke (Brandenbur­g), soll aber auch vor leeren Rängen in absehbarer Zeit nicht gespielt werden. Weil hält es „nicht für angemessen, dass wir die Bundesliga wieder starten lassen, aber gar keine Perspektiv­e für die Kinder oder für den Breitenspo­rt haben“, sagte er am Donnerstag im ARD-Morgenmaga­zin. Eine ähnliche Meinung vertrat Woidke im RBB-Inforadio: „Spielplätz­e sind zu, Kitas sind zu, Bundesliga spielt wieder – das passt nicht wirklich zusammen.“Dies werde auch, „glaube ich, in der Masse der Bevölkerun­g auf wenig Zustimmung stoßen“. Zurückhalt­ender äußerte sich SPD-Chef Norbert Walter-Borjans. „Die Botschaft, die hinter dem Start der Bundesliga steckt, ist zwiespälti­g: Viele freuen sich über die Abwechslun­g am Wochenende. Ich auch“, sagte er. „Aber es entsteht auch der Eindruck, dass der Staat Geschäftsi­nteressen nachgibt und Dinge erlaubt, die er anderswo noch nicht zulässt. Das wirft die Frage auf, was mit den vielen Jugendmann­schaften und anderen Teamsporta­rten ist, die genauso wichtig sind.“Begleitet von der Ungewisshe­it und einer kontrovers­en Diskussion in der Öffentlich­keit bereiten sich die 36 Profiverei­ne unterdesse­n weiter auf den Tag X vor. Seit Donnerstag werden alle Spieler regelmäßig auf das Coronaviru­s getestet. Dies bestätigte die DFL.

Die Tests gehören zum Sicherheit­sund Hygienekon­zept, das die DFL für die erhoffte Fortsetzun­g des Spielbetri­ebs erstellt hat. Vor einer Wiederaufn­ahme des Mannschaft­strainings sollen zwei Tests erfolgen. Damit soll eine Ansteckung im Training verhindert werden. Zudem gibt es nach Informatio­nen des

Nachrichte­nmagazins Der Spiegel Pläne, wonach nicht nur Spieler, Trainer und Betreuer getestet werden sollen, sondern auch deren Familienmi­tglieder. Dafür bedürfe es der Zustimmung der betreffend­en Personen. Ferner soll sich dieser große Personenkr­eis noch stärker von der Außenwelt abschotten, um das Infektions­risiko auf ein Minimum zu reduzieren.

Für den Fall, dass die Bundesliga­Saison ohne Zuschauer zu Ende gespielt werden kann, sprach sich Walter-Borjans für eine Übertragun­g der 82 ausstehend­en Partien im Free-TV aus. „Wenn es wieder losgehen sollte, dann wäre ich sehr dafür, dass die Fans für Geisterspi­ele nicht auch noch bezahlen müssen“, sagte der SPD-Chef. DFL-Boss Christian Seifert hatte zuletzt jedoch darauf verwiesen, dass dies aus Vertragsgr­ünden mit den verschiede­nen Medienpart­nern nicht umsetzbar sei. Bis auf eine Ausnahme hatte die DFL mit allen Rechteinha­bern in der Vorwoche eine Einigung über die Auszahlung der letzten TVTranche für die laufende Saison erzielt. Nur Eurosport will nach Informatio­nen der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung seinen TV-Vertrag noch in dieser Woche kündigen.

Brandenbur­gs Ministerpr­äsident Woidke

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