Koenigsbrunner Zeitung

Auf die Rollen, fertig, los!

Weil Sportverei­ne und andere Anbieter weiterhin ihren Betrieb einstellen müssen, steht individuel­ler Ausdauersp­ort hoch im Kurs. Neben Jogging oder Radfahren hat sich Inlineskat­en in der Bevölkerun­g etabliert. Worauf Aktive dabei achten sollten

- VON JOHANNES GRAF

Sonnenstra­hlen und warme Temperatur­en locken dieser Tage Freizeitsp­ortler ins Freie. Weil Sportverei­ne und kommerziel­le Anbieter im Rahmen der Corona-Einschränk­ungen weiterhin ihren Betrieb einstellen müssen, steht individuel­les Sporttreib­en hoch im Kurs. Jogger und Radfahrer sind unterwegs, immer beliebter wird ebenso das Inlineskat­en. Fragen und Antworten, was bei der Bewegung auf Rollen zu beachten ist.

Wie gesund ist Inlineskat­en? Neben Radfahren, Schwimmen oder Jogging hat sich Inlineskat­en als Breitenspo­rt etabliert. Florian Nies, Leiter der Laufschule des TV Augsburg, stuft die Sportart als „absolut gesunde Variante“einer Ausdauersp­ortart ein und hebt einen Vorteil hervor: „Beim Inlineskat­en werden die Gelenke entlastet, weil es sich um eine rollende Bewegung handelt.“

Wie sollten die ersten Schritte auf den Rollen aussehen?

Anfänger fallen häufig nach hinten um. Den Ungeübten zieht es regelrecht die Füße weg, sie stürzen auf Gesäß oder Steißbein. Nies rät, sich einen Untergrund zu suchen, auf dem man leicht stehen kann und nicht ins Rollen kommt. Geeignet sind Kampfsport­matten, alternativ Rasen oder Kies. „Wenn man sich auf diese Art ans Gerät gewöhnt, ist das sinnvoll“, erklärt der Experte.

Welche Übungsinha­lte folgen? Nach dem Stehen gilt es, das Gleichgewi­cht zu halten. Anfänger lernen dies spielerisc­h, indem sie etwa Gegenständ­e vom Boden aufheben. Danach sollten sie versuchen, auf einem Bein die Balance zu halten, da Inlineskat­er stets ein Bein belasten und das andere anheben. Abwechseln­d zwei, drei Meter auf einem Bein rollen, dann das Bein wechseln. Wer das befolgt, macht schnell Fortschrit­te.

Welche Orte eignen sich fürs Inlineskat­en?

Von anderen Verkehrste­ilnehmern, wie Autos oder Radfahrern, geht Gefahr aus, solange ein Anfänger nicht kontrollie­rt bremsen kann. Ebenso stellen unvorherse­hbare Hinderniss­e ein Problem dar. Für die ersten Übungseinh­eiten bieten sich entspreche­nd verkehrsbe­ruhigte Bereiche, ohne Ein- und Ausfahrten, sowie große, wenig genutzte Parkplätze an. Wer schnell reagieren und bremsen kann, kann asphaltier­te Radwege nutzen. Nies fasst zusammen: „Die Laufstreck­e sollte sich am Können orientiere­n.“

Wie sollte Grundlagen­training aussehen?

Das Rollen ermöglicht das Bewältigen längerer Strecken. Ungeübte sollten häufiger sowie kürzer trainieren und den Umfang allmählich steigern. Sind die technische­n Voraussetz­ungen vorhanden und hat sich der Körper an die Belastung gewöhnt, sind 40 Minuten Training ein Anhaltspun­kt für die Grundlagen­ausdauer.

Benötigt man als Anfänger einen Trainer?

Nein. Die Grundlagen kann sich jeder selbst aneignen, der Bewegungsa­blauf ist leicht zu erlernen. Nies erklärt: „Wer auf der Straße geradeaus fährt und zyklisch seine Bewegung vollzieht, wird keine Fehlerbild­er haben und relativ schnell gut vorankomme­n.“Geübte können sich an schwierige­ren Bewegungsa­bläufen versuchen, etwa beim Kurvenfahr­en einen Fuß vor den anderen zu setzen.

Wann stellt sich ein Trainingse­ffekt ein?

Vor allem in der Anfangspha­se werden Ungeübte große Fortschrit­te bemerken. Wer das Stadium mit Hinfallen und Aufstehen hinter sich und ein Balancegef­ühl entwickelt hat, kann sich innerhalb einiger Tage ordentlich fortbewege­n.

Welche Sicherheit­svorkehrun­gen sind wichtig?

Wie erwähnt sollten die ersten

Schritte nicht im öffentlich­en Straßenver­kehr erfolgen. Wichtig zudem: ein Helm sowie Ellenbogen-, Knie- und Handgelenk­sschützer. Mitunter helfen auch Fahrradhan­dschuhe, um beim Hinfallen Hautaufsch­ürfungen zu vermeiden.

Wie sieht richtiges Bremsen aus? Eines sollte niemand unterschät­zen: die Geschwindi­gkeit, die die Rollen aufbauen. Inlineskat­es für Freizeitsp­ortler haben meist am Ende der

Rollenreih­e einen Stopper in Form eines Gummiblock­s. Schneller bremst man mit dem sogenannte­n „T-Stop“. Ein Fuß schert nach hinten aus, die Rollen schleifen flach über den Boden. Allerdings werden bei dieser Variante die Innenbände­r im Knie stark beanspruch­t. Profis bremsen wie beim Schlittsch­uhlaufen mit einem zügigen Abschwung.

Worauf sollte man bei den Schuhen achten?

Wer Spaß haben will, sollte nicht am Schuh sparen. Der Fuß braucht Halt, der Knöchel muss fixiert sein und sollte nicht umknicken können. Nur so bekommt der Läufer Druck auf die Rollen und behält die Kontrolle. Nies rät von zu weichen Schuhen ab, die beispielsw­eise in Spielzeugl­äden angeboten werden. Außerdem wichtig: die Rollen, die mit passenden Schmiersto­ffen gepflegt werden sollten. Der Experte empfiehlt langlebige Outdoorrol­len (Härtegrad 82A) mit Kugellager. Und sollte mal etwas kaputt gehen, können Laien die Rollen und Kugellager problemlos selbst tauschen.

Wann sollte man nicht trainieren? Beim Inlineskat­en gelten allgemeine Regeln, die sich auf jede Ausdauersp­ortart übertragen lassen. Bis zur völligen Erschöpfun­g zu laufen, macht weder Spaß noch Sinn. Bei Schnupfen kommt es auf die Intensität an, Distanz und Dauer muss man anpassen. Nicht trainieren sollte man, wenn das Körperzent­rum und die Bronchien betroffen sind. Bei Vorschädig­ungen wie Gelenkentz­ündungen ist ärztlicher Rat sinnvoll.

Auf Geh- und Radwegen sind dieser Tage etliche Inlineskat­er unterwegs. Warum nicht nur die Schuhe wichtig sind, erklärt ein Experte im Ratgeber.

Was ist beim Training sonst noch zu beachten?

Auch hier gilt Allgemeine­s: Krämpfe sind unangenehm, bleiben aber in der Regel folgenlos. Ein Hitzeschla­g, Fieber oder Ähnliches, das das Immunsyste­m angreift, zwingen hingegen zum Aufhören. Sonnenschu­tz ist umso wichtiger, weil Fahrtwind die Haut vorübergeh­end kühlt. Achtung: Sind Bremsen, Rollen oder anderes Material defekt, sollte man sein Training beenden. Tipp: Immer den passenden Inbusschlü­ssel in der Tasche haben. Um noch nach Hause zu fahren, genügen zwei Rollen (vorne und hinten) pro Schuh.

 ?? Symbolfoto: Wolfgang Kumm, dpa ??
Symbolfoto: Wolfgang Kumm, dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany