Wie es am Uniklinikum mit Corona läuft
Das Coronavirus bereitete auch dem Augsburger Krankenhaus Kopfzerbrechen. Interne Strukturen mussten umgestellt werden, innerhalb der Belegschaft gab es vereinzelt Kritik. Und nun ändert sich die Lage erneut
Mit Akutwerden der Corona-Krise in Augsburg stand eine Institution besonders im Fokus öffentlicher Überlegungen: das Uniklinikum. Reichen die Beatmungsplätze für schwere Fälle von Covid-19? Sind Personal und andere Patienten ausreichend geschützt? Droht eine Überbelastung des Klinikums? Nach den bisherigen Corona-Wochen zeigt sich: In Augsburg hält der zentrale Baustein des örtlichen Gesundheitssystems.
Seit Tagen ist die Zahl der Erkrankten in der Stadt rückläufig, von offiziell 382 in Augsburg positiv getesteten Personen gelten mittlerweile 315 als genesen. Kaum überraschend also, dass eine Sprecherin des Uniklinikums erklärt, es „stehen sowohl auf den Covid- als auch auf den Non-Covid-Normalstationen ausreichend Bettenkapazitäten zur Verfügung“. Da man keine Corona-Fälle aus anderen Bundesgebieten oder dem Ausland betreue, habe man drei Covid-Intensivbereiche zur Betreuung von Überwachungspatienten umgebaut, die nicht mit dem Virus infiziert sind. Die Frage, wie viele Beatmungsgeräte frei respektive belegt sind, will das Klinikum zwar nicht explizit beantworten, da sich der Nutzungsgrad stündlich ändere. Aber es stünden aktuell ausreichend Kapazitäten zur Verfügung. Auch die Personalsituation entspannt sich: Ein Teil des Personals kann Überstunden abbauen, ein weiterer andere Intensivstationen unterstützen. Was für das Uniklinikum gilt, ist momentan in Gesamtdeutschland zu beobachten.
Laut jüngsten Recherchen von Zeit Online gibt es im Bundesgebiet 32 691 Intensivbetten, 12 792 davon sind frei. Während sich 2280 Covid-19-Patienten in Intensivversorgung befinden, liegen 17 619 Patienten mit anderen Erkrankungen auf den Intensivstationen des Landes. Demnach liege die Anzahl der Covid-19-Patienten in Intensivversorgung im Augsburger Stadtgebiet bei vier, von den vorhandenen 164 Intensivbetten seien 45 frei. Dazu erklärt die Sprecherin des Uniklini
„der Nutzungsgrad an Normalund Intensivbetten ändert sich stündlich“. Es zeige sich ein Abwärtstrend von Covid-19-Fällen in der Klinik. Auch andere Bereiche des Uniklinikums normalisieren sich, zumindest vorläufig.
Nach Aussage der Klinik-Sprecherin habe es, verglichen mit den Vorjahren, im März eine signifikante Abnahme der Patienten in der Notaufnahme gegeben. Das gelte auch für Patienten mit ernsthaften Erkrankungen, etwa Verdacht auf Herzinfarkt oder Schlaganfall. Seit Ostern würden sich die Zahlen wieder normalisieren. Insbesondere Patienten mit „Freizeitverletzungen“, etwa aus dem Sport- und Haushaltsbereich, würden nun vermehrt behandelt. Auch nach zwei Monaten mit dem Corokums, navirus habe man den Eindruck, so die Sprecherin, dass der Zusammenhalt der Belegschaft in der Corona-Krise gewachsen sei. Viele Mitarbeiter würden eine hohe Einsatzbereitschaft und Flexibilität im Rahmen der Einsatzplanung zeigen. Dabei lief in den vergangenen Wochen nicht alles reibungslos innerhalb der Belegschaft des Uniklinikums.
Die Unwägbarkeiten und Herausforderungen der Pandemie führten bei einigen Beschäftigten dazu, dass Vorwürfe an unsere Redaktion herangetragen wurden, man fühle sich am Uniklinikum nicht ausreichend vor einer Ansteckung geschützt. Unterstützt wurden die Mitarbeiter dabei von der Gewerkschaft Verdi. Die Leitung des Uniklinikums erklärte, der Großteil der 7000 Mitarbeiter stehe nicht hinter diesen Vorwürfen – man wolle aber in Gesprächen bleiben. In der Zwischenzeit hatten sich Mitarbeiter des Klinikums zu Wort gemeldet, die den Vorwürfen der Kollegen widersprachen. Dennoch einigten sich beide Seiten letztlich auf gemeinsame Gespräche: Nachdem über die Rahmenbedingungen dieser Gespräche zu Anfang Uneinigkeit bestand – die Beschwerdeführer bestanden auf eine Teilnahme der Gewerkschaft an den Gesprächen, was die Leitung zunächst ablehnte –, fand man schließlich zueinander.
Ein erstes Treffen fand laut einem Gewerkschaftsvertreter in der vergangenen Woche statt, ein weiteres soll es in der kommenden Woche geben. Diese seien zwar sehr zäh verlaufen, es würden sich aber Lösungsansätze abzeichnen.
Eine andere Lösung, die Kliniken in der Bundesrepublik vor Kurzem ankündigten, ist in Augsburg nicht angedacht. Weil planbare Operationen aufgrund des Coronavirus verschoben wurden, klagen Kliniken vielerorts über Leerstand und finanzielle Einbußen. Darunter auch Unikliniken. Laut Medienberichten beantragten erste Kliniken bereits Kurzarbeit. Nicht so in Augsburg: Sowohl das Uniklinikum als auch die Gewerkschaft bestätigen, Kurzarbeit sei aktuell kein Thema am Standort.