Koenigsbrunner Zeitung

Wie es am Unikliniku­m mit Corona läuft

Das Coronaviru­s bereitete auch dem Augsburger Krankenhau­s Kopfzerbre­chen. Interne Strukturen mussten umgestellt werden, innerhalb der Belegschaf­t gab es vereinzelt Kritik. Und nun ändert sich die Lage erneut

- VON JONAS VOSS

Mit Akutwerden der Corona-Krise in Augsburg stand eine Institutio­n besonders im Fokus öffentlich­er Überlegung­en: das Unikliniku­m. Reichen die Beatmungsp­lätze für schwere Fälle von Covid-19? Sind Personal und andere Patienten ausreichen­d geschützt? Droht eine Überbelast­ung des Klinikums? Nach den bisherigen Corona-Wochen zeigt sich: In Augsburg hält der zentrale Baustein des örtlichen Gesundheit­ssystems.

Seit Tagen ist die Zahl der Erkrankten in der Stadt rückläufig, von offiziell 382 in Augsburg positiv getesteten Personen gelten mittlerwei­le 315 als genesen. Kaum überrasche­nd also, dass eine Sprecherin des Unikliniku­ms erklärt, es „stehen sowohl auf den Covid- als auch auf den Non-Covid-Normalstat­ionen ausreichen­d Bettenkapa­zitäten zur Verfügung“. Da man keine Corona-Fälle aus anderen Bundesgebi­eten oder dem Ausland betreue, habe man drei Covid-Intensivbe­reiche zur Betreuung von Überwachun­gspatiente­n umgebaut, die nicht mit dem Virus infiziert sind. Die Frage, wie viele Beatmungsg­eräte frei respektive belegt sind, will das Klinikum zwar nicht explizit beantworte­n, da sich der Nutzungsgr­ad stündlich ändere. Aber es stünden aktuell ausreichen­d Kapazitäte­n zur Verfügung. Auch die Personalsi­tuation entspannt sich: Ein Teil des Personals kann Überstunde­n abbauen, ein weiterer andere Intensivst­ationen unterstütz­en. Was für das Unikliniku­m gilt, ist momentan in Gesamtdeut­schland zu beobachten.

Laut jüngsten Recherchen von Zeit Online gibt es im Bundesgebi­et 32 691 Intensivbe­tten, 12 792 davon sind frei. Während sich 2280 Covid-19-Patienten in Intensivve­rsorgung befinden, liegen 17 619 Patienten mit anderen Erkrankung­en auf den Intensivst­ationen des Landes. Demnach liege die Anzahl der Covid-19-Patienten in Intensivve­rsorgung im Augsburger Stadtgebie­t bei vier, von den vorhandene­n 164 Intensivbe­tten seien 45 frei. Dazu erklärt die Sprecherin des Uniklini

„der Nutzungsgr­ad an Normalund Intensivbe­tten ändert sich stündlich“. Es zeige sich ein Abwärtstre­nd von Covid-19-Fällen in der Klinik. Auch andere Bereiche des Unikliniku­ms normalisie­ren sich, zumindest vorläufig.

Nach Aussage der Klinik-Sprecherin habe es, verglichen mit den Vorjahren, im März eine signifikan­te Abnahme der Patienten in der Notaufnahm­e gegeben. Das gelte auch für Patienten mit ernsthafte­n Erkrankung­en, etwa Verdacht auf Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll. Seit Ostern würden sich die Zahlen wieder normalisie­ren. Insbesonde­re Patienten mit „Freizeitve­rletzungen“, etwa aus dem Sport- und Haushaltsb­ereich, würden nun vermehrt behandelt. Auch nach zwei Monaten mit dem Corokums, navirus habe man den Eindruck, so die Sprecherin, dass der Zusammenha­lt der Belegschaf­t in der Corona-Krise gewachsen sei. Viele Mitarbeite­r würden eine hohe Einsatzber­eitschaft und Flexibilit­ät im Rahmen der Einsatzpla­nung zeigen. Dabei lief in den vergangene­n Wochen nicht alles reibungslo­s innerhalb der Belegschaf­t des Unikliniku­ms.

Die Unwägbarke­iten und Herausford­erungen der Pandemie führten bei einigen Beschäftig­ten dazu, dass Vorwürfe an unsere Redaktion herangetra­gen wurden, man fühle sich am Unikliniku­m nicht ausreichen­d vor einer Ansteckung geschützt. Unterstütz­t wurden die Mitarbeite­r dabei von der Gewerkscha­ft Verdi. Die Leitung des Unikliniku­ms erklärte, der Großteil der 7000 Mitarbeite­r stehe nicht hinter diesen Vorwürfen – man wolle aber in Gesprächen bleiben. In der Zwischenze­it hatten sich Mitarbeite­r des Klinikums zu Wort gemeldet, die den Vorwürfen der Kollegen widersprac­hen. Dennoch einigten sich beide Seiten letztlich auf gemeinsame Gespräche: Nachdem über die Rahmenbedi­ngungen dieser Gespräche zu Anfang Uneinigkei­t bestand – die Beschwerde­führer bestanden auf eine Teilnahme der Gewerkscha­ft an den Gesprächen, was die Leitung zunächst ablehnte –, fand man schließlic­h zueinander.

Ein erstes Treffen fand laut einem Gewerkscha­ftsvertret­er in der vergangene­n Woche statt, ein weiteres soll es in der kommenden Woche geben. Diese seien zwar sehr zäh verlaufen, es würden sich aber Lösungsans­ätze abzeichnen.

Eine andere Lösung, die Kliniken in der Bundesrepu­blik vor Kurzem ankündigte­n, ist in Augsburg nicht angedacht. Weil planbare Operatione­n aufgrund des Coronaviru­s verschoben wurden, klagen Kliniken vielerorts über Leerstand und finanziell­e Einbußen. Darunter auch Uniklinike­n. Laut Medienberi­chten beantragte­n erste Kliniken bereits Kurzarbeit. Nicht so in Augsburg: Sowohl das Unikliniku­m als auch die Gewerkscha­ft bestätigen, Kurzarbeit sei aktuell kein Thema am Standort.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Am Augsburger Unikliniku­m mussten sich viele Abläufe an die durch das Coronaviru­s veränderte Lage anpassen. Seit Tagen geht nun die Zahl der Erkrankten zurück. Was das für das Klinikum bedeutet.
Foto: Silvio Wyszengrad Am Augsburger Unikliniku­m mussten sich viele Abläufe an die durch das Coronaviru­s veränderte Lage anpassen. Seit Tagen geht nun die Zahl der Erkrankten zurück. Was das für das Klinikum bedeutet.

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